Hilden Grüne blicken Jamaika-Koalition skeptisch entgegen

Hilden · Dass die Grünen die Fünf-Prozent-Hürde überspringen und erneut in den Bundestag einziehen würden, hatte deren Direktkandidat Jörg Leunert nach eigenen Worten ("Mit einer 8 vor dem Komma") so erwartet.

Der 65-jährige Wülfrather verfolgte im Mettmanner Kreishaus die eingehenden Hochrechnungen und Zwischenergebnisse aus dem Wahlkreis 104 und freute sich, dass er mehr Erststimmen einheimste als die Grünen-Kandidatin vor vier Jahren. Auch unter dem noch frischen Eindruck der Stimmenverluste der Grünen bei der NRW-Landtagswahl äußerte sich Leunert über das gestrige Ergebnis auf Bundesebene "hochzufrieden".

Dass die SPD-Führung einer Fortführung der Großen Koalition gestern eine Absage erteilte, kommentierte Leunert mit Skepsis. "Mal abwarten, ob es nicht doch zu einer neuen Groko kommen wird." Denn für das Zustandekommen einer Jamaika-Koalition von CDU/CSU, FDP und Grünen müssten viele unterschiedliche Auffassungen miteinander in Einklang gebracht werden. "Jamaika darf es nur geben, wenn vor allem umweltpolitische Belange wie die Förderung erneuerbarer Energien und das Ende des Braunkohlenabbaus sowie soziale Themen entsprechend hoch gewichtet werden."

Leunert betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er selber im Wahlkampf soziale Gerechtigkeit immer wieder thematisiert habe. Das nach seinen Worten "erschreckende Abschneiden" der AfD bestätige seine Auffassung, dass sich viele Deutsche abgehängt und im Bundestag sozialpolitisch nicht richtig vertreten fühlten.

Auch die Langenfelder Grünen-Ratsfrau Beate Barabasch freute sich, dass die Partei auf Bundesebene ein deutlich besseres Ergebnis einfuhr als es die Wahlforscher noch vor kurzem vorhergesagt hatten. "Aber der Schmerz überwiegt", meinte Barabasch bei der Ergebnispräsentation im Langenfelder Rathaus, "dass die AfD so viele Stimmen bekommen hat". Enttäuschend sei auch, dass die Grünen im Wahlkreis 104 und auch in Langenfeld schlechter abschnitten als auf Bundesebene. Einer möglichen Jamaika-Koalition blickt die Langenfelderin mit Skepsis entgegen.

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