Hilden Biker können Elektro-Motorrad testen

Hilden · "Ich fahre mittlerweile fast nur noch elektrisch", ist Händler Marcello Argese von der kalifornischen Zero SR begeistert.

 Max Kemnitz hat in seiner linken Hand ein Elektrokabel. Damit werden die Elektro-Motorräder "betankt".

Max Kemnitz hat in seiner linken Hand ein Elektrokabel. Damit werden die Elektro-Motorräder "betankt".

Foto: Olaf Staschik

34 Jahre lang als Motorradfahrer fest im Sattel und dann das: Ausrollen vor einer roten Ampel - die linke Hand will kuppeln und greift ins Leere. Gleichzeitig kickt die Spitze des linken Fußes dahin, wo normalerweise vor der Fußraste der Schalthebel sitzt. Vergebens! Auf dieser Zero SR gibt es nichts mehr zu schalten und zu kuppeln. Keine Ventile, die ticken, kein Auspuff, der röhrt. Kein Tank fürs Benzin. Nichts. Stattdessen ein turbinenartiges Pfeifen, das schon bald in den Windgeräuschen verschwindet. Dann ist es so, als würde man durch die Urdenbacher Kämpe segeln. Die Zero SR ist ein Motorrad mit Elektromotor. Seit vier Wochen gehört Marcello Argese mit seiner freien Werkstatt "AutMotec" an der Lise-Meitner-Straße zum Händlernetz des kalifornischen Anbieters für Elektromotorräder. "Ich fahre mittlerweile fast nur noch elektrisch", sagt er, beinahe ein wenig schuldbewusst. Denn vergrault werden sollen die klassischen Verbrenner-Kunden ja auch nicht.

Das ist Werbung in eigener Sache, natürlich. "Aber jeder, der die Zero SR zur Probe gefahren ist, stieg hinterher mit einem Lächeln ab", behauptet Kompagnon Maximilian Kemnitz und grinst breit. Anstatt lange und wehmütig über fehlende Vibrationen zu lamentieren, sei es besser, einfach aufzusteigen. "Unterhalten können wir uns dann hinterher."

Und schon gehen die Probleme los. "Gas" gibt man ja eigentlich - mit dem Dreh am rechten Handgriff. Immerhin der sitzt noch da, wo er hingehört. Und ruft die Leistung eines luftgekühlten, bürstenlosen Gleichstrommotors ab, der maximal 67 Pferdestärken per Zahnriemen an das Hinterrad bringt. Für Ingenieure wird die Sache mit Lächeln nach der Probefahrt anhand der Drehmoment-Kurve. Die liegt beinahe waagerecht bei 144 Newtonmetern. Der Controller sorgt für ein moderates Anfahren, dann aber geht es wie am Gummiband vorwärts. "Beschleunigt in 3,3 Sekunden auf 100 Stundenkilometer", verspricht der Hersteller. Wer das im "Sport" Modus ausprobiert, muss sich am Lenker festhalten.

Sieht aber zugleich im Digital-Display, wie der Energievorrat schmilzt. Nach 30 Kilometern ist ein Viertel des Akkus verbraucht. Eine Reichweite von 120 Kilometern sollte sorglos möglich sein. Der Hersteller Zero gibt eine kombinierte Reichweite von 169 Kilometern an. Mit einem Zusatz-Akku (kostet rund 2400 Euro) lassen sich weitere 70 Kilometer pro Ladung "hinzukaufen". Zusammen mit einem Schnelladegerät steigt der Neupreis von 17 840 Euro inklusive Steuern über die 20 000-Euro-Marke. Das ist kein Pappenstiel. Der Akku soll für eine Strecke von mehr als 660 000 Kilometern halten; in den ersten fünf Jahren beziehungsweise für die ersten 160 000 Kilometer gibt Zero eine Garantie. Die Wartungskosten liegen bei zehn bis fünfzehn Prozent eines noch "normalen" Motorrades. Für Geländefahrer gibt es eine Enduro-Variante.

Auf der Webseite www.zeromotorcycles.com/de kann eine Probefahrt vereinbart werden. Aufgrund des großen Anfangsinteresses überlegte Marcello Argese von AutMotec, im kommenden Jahr auch Elektromotorroller ins Sortiment aufzunehmen.

(dne)
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