Hilden Bewegender Abschied von Gerd Hegmann

Hilden · Der parteilose Bürgermeisterkandidat war am 20. Juli nach Krankheit mit 58 Jahren verstorben.

Es war sicher keine typische Trauergemeinde, die sich gestern Mittag auf dem evangelischen Friedhof Ohligs zusammengefunden hatte, um Gerd Hegmann die letzte Ehre zu erweisen. Die meisten der vielen hundert Trauergäste reisten mit schweren Motorrädern an, trugen Lederkutten, die (meist ergrauten) langen Haare zum Zopf. Gerd Hegmann war einer von ihnen mit seiner rauen Schale, seinem weichen Kern, seiner Liebe zu Bikes und harter Musik. Eine außergewöhnliche Trauergemeinde, die den ein oder anderen Friedhofsbesucher sichtlich irritierte - und die doch still Abschied nahm von einem ganz besonderen Menschen. Noch vor einem Jahr war der Wirt als parteiloser Bürgermeisterkandidat angetreten und hatte immerhin 5,7 Prozent der Stimmen geholt.

 So kannten die Hildener Gerd Hegmann zuletzt: als Wirt vom "Laternchen".

So kannten die Hildener Gerd Hegmann zuletzt: als Wirt vom "Laternchen".

Foto: ola

"Er hat gegen seine Krankheit gekämpft, so wie er auch im Leben oft gekämpft hat und er wollte noch so viel machen", sagte Pastorin Antje Hedke in ihrer Trauerrede vor den Gästen, von denen nur ein kleiner Teil Platz in der Kapelle fand. Es waren die Worte von Hegmanns Tochter, die Hedke anschließend vortrug, persönliche Worte, die Gerd Hegmann in seiner ganzen, vielschichtigen Persönlichkeit noch einmal beschrieben: ein gnadenlos ehrlicher Mensch, der Dinge an- und aussprach, die andere niemals zu denken wagten, ein Mann, der sich durch seinen ungehörigen Mut traute, Ideen und Träume zu verwirklichen, ein Großvater zweier Enkel, für die der Begriff "OPA" der "Ohne Partei Alleskönner" bedeutete und: ein kreativer Mann mit einem Faible für Rockmusik. Drei Musikstücke hatte die Familie ausgewählt, zum Ende des Gottesdienstes "Hallelujah" in der Version der Hardrockgruppe um Axel Rudi Pell. Es war der bewegendste Augenblick, als sich die Gitarrenklänge mit dem Glockengeläut vermischten, einige Biker zogen ihre Sonnenbrille auf, um dann in einem nicht endenden wollenden Zug den Weg zur letzten Ruhestätte anzutreten - bei verhangenem Himmel. Dann aber, als die Urne in die Erde gelassen wurde, brachen die Wolken auf, die Sonne strahlte, als wolle der Himmel Gerd Hegmann willkommen heißen, "den ungewöhnlichen kleinen, großen Mann mit dem bunten Leben".

(RP)
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