Hilden Beim Spielmobil geht's um die Wurst

Hilden · Der Verkauf von Grillwürstchen und Eis wird eingestellt. Die Stadt will sich auf die pädagogische Arbeit konzentrieren.

Seit gut 20 Jahren gibt es das städtische Spielmobil. Und ebenso lange gehörte die dort angebotene Bratwurst dazu. Sie wurde von Kindern und Eltern sehr geschätzt und deshalb zu einem Renner. "Wegen der familienfreundlichen Preise (1,50 Euro) sparten sich viele Eltern das Abendbrot und spendierten sich und ihren Kindern eine Grillwurst", hat Spielmobil-Beauftragter Mike Dörflinger beobachtet. Damit ist es jetzt vorbei.

Am Dienstag, 10. April, startet der bunte Transporter voller Spielgeräte am Jugend- und Kulturzentrum Area 51 (Furtwänglerstraße 2b) in die neue Saison - ohne Wurst. Und auch ohne das heiß geliebte Wassereis. "Das Spielmobil darf keine Grillwürstchen und kein Eis mehr verkaufen", erläutert Ulrich Brakemeier, Leiter des Amts für Jugend, Schule und Sport: "Für städtische Einrichtungen sind inzwischen sowohl die steuerrechtlichen als auch die hygienischen Auflagen zu hoch."

Was ist passiert? Gab es Beschwerden? Nein, sagt Jugenddezernent Sönke Eichner. Die Stadtverwaltung habe ein Personalkonzept erarbeitet: "Wir überlegen, wo wir Synergie-Effekte erzielen können." Beim Würstchen- und Eisverkauf? Durchaus, sagt Eichner: "Der Verkauf bindet Ressourcen." Die Würstchen müssten eingekauft, gegrillt und abgerechnet werden. Wenn es um Geld geht, gilt bei der Stadtverwaltung das Vier-Augen-Prinzip. Hinzu kämen steigende hygienische Auflagen: "Wir merken das im Kita- und Schulbereich überall da, wo es um Essen geht."

Für die Betreuung des Spielmobils ist nur eine halbe Stelle vorgesehen. Die andere Hälfte der Zeit muss sich Mike Dörflinger um die rund 60 Spielplatzpaten sowie um Bürgerbeschwerden kümmern. Arbeit mehr als genug. Dörflinger soll sich künftig mehr auf die pädagogische Arbeit konzentrieren, meint der Jugenddezernent.

Und nun? Jugendamtsleiter Ulrich Brakemeier hofft, dass möglicherweise Elterninitiativen oder Spielplatzpaten das Catering übernehmen: "Wenn eine Gruppe kleine Snacks für die Vereinskasse verkaufen möchte, würden wir uns freuen." Bei Interesse sei eine vorherige Anfrage per Mail an doerflinger@jugendzeit-hilden.de erforderlich.

Der Picknick-Charakter des Spielmobils bleibe erhalten, betont der Dezernent: "Das Spielmobil bringt wie gewohnt Bänke und Tische mit. Es gibt weiterhin Sprudelwasser gratis für Kinder sowie Kaffee und Tee für die Eltern - gegen eine geringe Gebühr." Hilden ist zwar gut mit (rund 100) Spielflächen bestückt, der Besuch des Spielmobils ist für viele Kinder aber immer noch etwas ganz Besonderes. Das zeigen die Besucherzahlen. "Im vergangenen Jahr kamen 4310 Kinder und 2475 Erwachsene", hat Mike Dörflinger gezählt. "Das Spielmobil motiviert die Kinder, miteinander zu spielen. Das fördert das soziale Lernen. Es stärkt die Nachbarschaft, weil es die Menschen im Viertel zusammen-bringt und das Wir-Gefühl fördert."

Nach jedem Spielmobil-Einsatz räumen die Besucher gemeinsam auf. "Das ist Teil des pädagogischen Konzepts", erläutert der Sozialpädagoge: "Die Kinder bekommen von uns Mülltüten und Greifzangen und machen dann den Spielplatz oder Schulhof sauber. Sie haben sogar großen Spaß dabei - und der Spielplatz sieht anschließend besser aus als vorher." Der 54-Jährige arbeitet schon seit 26 Jahren im Jugendamt und ist das Gesicht des Spielmobils, das 1997 erstmals auf Tour durch Hilden ging. In diesem Jahr hat er mindestens 115 Einsätze geplant.

Unterstützt wird er dabei von einem Pool von rund 30 Helfern: "Die meisten sind schon als Kinder zum Spielmobil gekommen und arbeiten heute als Betreuer mit." Das zeige, wie gut das Spielmobil-System funktioniere. Bei den Spielmobil-Aktionen sind die Spielplatzpaten, das Kinderparlament oder soziale Einrichtungen aus der Nachbarschaft eingebunden. "So lässt sich vieles schnell klären", hat der Sozialpädagoge mit Mediator-Ausbildung festgestellt: ""Ich musste in den vergangenen Jahren keine Anwohnerversammlung mehr als Problemlöser moderieren."

Mike Dörflinger ist ein aufmerksamer Gesprächspartner. Er sammelt die Anregungen und Beschwerden der Bürger und gibt sie an der richtigen Stelle in der Stadtverwaltung weiter. Auch dieses System der persönlichen Ansprache hat sich gut bewährt. "Aus manchen Beschwerdeführern sind engagierte Spielplatzpaten geworden."

Auch die Politik weiß um den Wert des Spielmobils und was diese besondere, mobile Jugend- und Sozialarbeit für die Stadt leistet. Deshalb stellte der Stadtrat 2014 rund 43.000 Euro für einen neuen gebrauchten Transporter zur Verfügung.

(cis)
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