Hilden Beim "Jazz im Park" kommt der Frühling

Hilden · Ein paar Tage zuvor sah alles noch nicht so positiv aus: die krankheitsbedingte Absage von Sheila Jordan und schlechtes Wetter für das Open-Air-Event "Jazz im Park". Doch dann kam Sängerin Greetje Kauffeld und mit ihr die Sonne, und alles war gut.

 Vor der sonnigen Park-Kulisse begeisterte das Ensemble "Echoes of Spring" mit bis ins Kleinste ausgearbeiteten Arrangements.

Vor der sonnigen Park-Kulisse begeisterte das Ensemble "Echoes of Spring" mit bis ins Kleinste ausgearbeiteten Arrangements.

Foto: Barbara Steingießer

"Echoes of Spring" (Echos des Frühlings) heißt eine Komposition des legendären Jazz-Pianisten Willie "The Lion" Smith aus dem Jahr 1935. Diesen Titel griff vor fast 20 Jahren eine junge Band in Deutschland auf und nannte sich wortspielerisch "Echoes of Swing". Mit "Echoes of Spring" allerdings hätte man auch den sonnigen Nachmittag im Park von Haus Horst umschreiben können, denn nach vielen Tagen mit grauem, nasskaltem Regenwetter ließ sich für einen Nachmittag die strahlende Sonne am blauen Himmel blicken.

Zu "Jazz im Park" hatte Peter Baumgärtner zwei Ensembles eingeladen, die besonders gut miteinander harmonierten. Beide lieben bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Arrangements, kennen sich in der Jazzgeschichte aus und widmen sich jeweils einer Spielart des Jazz, die heute nur noch selten auf so hohem Niveau live zu erleben ist. Bei den bereits erwähnten "Echoes" ist es der Swing, bei der Frauenband "Lines for Ladies" dagegen der Bebop. Dass sie überliefertes Material nicht einfach nachspielen, sondern es umgestalten und auch eigene Stücke schreiben, ist eine weitere Gemeinsamkeit. So umfasst das Repertoire der "Echoes of Swing" nicht nur Standards der Swing-Ära, sondern reicht von Bach und Chopin über die frühen Jazz-Stile Ragtime und Stride Piano bis hin zu Eigenkompositionen, von denen die "Echoes" nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte immer mehr präsentieren. Auch den einzigartigen klangfarbenreichen Band-Sound hat das Quartett immer weiter verfeinert. Die dunklen Schattierungen, für die in größeren Ensembles ein Kontrabass zuständig wäre, steuern die linke Hand des Pianisten Bernd Lhotzky und Oliver Mewes' tiefe Trommeln bei. Darüber verdichten sich die Stimmen von Altsaxofon (Chris Hopkins) und Trompete (Colin T. Dawson) zu einem Klang von verblüffender Dreidimensionalität. Kompakt und dennoch leichtfüßig elegant.

 Das Publikum genoss am Donnerstag das sommerliche Wetter im Park von Haus Horst.

Das Publikum genoss am Donnerstag das sommerliche Wetter im Park von Haus Horst.

Foto: Olaf Staschik

"Swing meets Bebop": Auf die Herren des Swing folgten die Bebop-Ladies. Anne Czichowsky, Sabine Kühlich und Laia Genc hatten die Amerikanerin Kristin Korb mitgebracht. Alle vier singen und scatten, Kühlich spielt Saxofon, Genc Klavier und Korb Kontrabass. Für die erkrankte 87-jährige New Yorker Gesangslegende Sheila Jordan sprang die 76-jährige Niederländerin Greetje Kauffeld ein, die man aus ihrer Zusammenarbeit mit Paul Kuhn kennt und die wieder einmal mit Souveränität und Klasse glänzte. Wenn Sheila Jordan auch nicht anwesend war, so war sie es doch im Geiste, als Kühlich ihr den Song "Sheila" widmete, in dem sie Jordan als musikalische Mutter besingt: "Sheila when you're singing then the bebop is swinging." Das passt jedoch nicht nur auf Jordan zu, sondern die ganze Band: "Ladies swing, ladies sing, ladies play it cool!"

(stei)
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