Hilden Auf die Socken machen zur Strumpf-Schau

Hilden · Das Museum Cromford zeigt bis Dezember ein besonderes Kapitel Modegeschichte aus vielen Perspektiven.

 Die Macherinnen der Ausstellung: Alexandra Hilleke ( links) mit Museumsleiterin Claudia Gottfried.

Die Macherinnen der Ausstellung: Alexandra Hilleke ( links) mit Museumsleiterin Claudia Gottfried.

Foto: A. Blazy

Zum Stichwort Socken fällt einem gleich eine Menge ein: Die herumliegenden, die stinkenden, die der Touristen und diejenigen, auf die man sich macht. Auch noch die Socke, die via Waschmaschine aus unserem Leben geschieden ist. Zum Stichwort Strümpfe, speziell Nylons, geht da schon mehr im Kopfkino los. Wenn man vielleicht nicht gerade die Massenware vom Discounter aufmarschieren lässt. Doch alle die Beine eng umschließenden Strumpfprodukte haben ab Sonntagmorgen in der neuen Ausstellung "Maschen, Mode, Macher" im Ratinger Industriemuseum Cromford aufschlussreiche und liebenswürdige Plätze gefunden. Ganz klar: Da gibt es für den geneigten Interessenten nicht nur mal sowas zum Spaß und zum beiläufigen Delektieren - hier wird man stets auch schlau gemacht. Und - ganz ohne Frage - haben Museumsleiterin Claudia Gottfried und Volontärin Alexandra Hilleke (die die Ausstellung organisiert hat), hier gleich den Bezug zum Brügelmann'schen Schaffen im Anschlag. Nun sind Strümpfe an wohlgeformten Damenfesseln, an muskulösen Männerwaden nicht irgendwie auf Zauberwegen nach Cromford getippelt, sondern haben zum Beispiel bei einer Ausstellung im Textil- und Industriemuseum Augsburg mehr als 40 000 Besucher gefesselt.

Und da, wo aktuell bunt geringelte Damenbeine in schwindelerregend hohen Stöckelschuhen rot-eindeutiger Bauart stecken - da wird für die Ausstellung geworben.Es ist eine Menge zu erfahren über deutsche Strumpfdynastien; über die großen Familien, die sich mit technischer Innovation, unternehmerischer Weitsicht und ausgefuchstem Marketing um ihre Marken verdient gemacht haben. Und Brügelmann: Der Unternehmer ließ an Ort und Stelle auf Wirkstühlen und in Heimarbeit Strümpfe produzieren. Es geht also um die Macher, um die Maschen, die Maschinen und tatsächlich auch um die Mode. 200 Jahre mit ihren wechselnden Vorstellungen von Chic und Schicklichkeit, von sinnlicher Ästhetik und später eher knapp verbrämten heftigen Reizen sind genüsslich zu betrachten. Also: der direkte Weg von wenig Bein in viel Hülle bis hin zu viel Haut in wenig Maschenwerk.

Es ist eine Ausstellung, die tatsächlich Mann und Frau und Kind anspricht, die mit multimedialen Effekten arbeitet und deren Rahmenprogramm, das noch im Aufbau ist, letztlich für viele Interessen etwas bietet.

Auch kleine Dinge am Rand dürfen gefallen -der Kompressionsstrumpf, die Modefotografie, die verführerische Werbung, die Mitmach-Station zur Kilometerleistung einer normalen Socke.

Und eine aufschlussreiche Broschüre zu fünf Euro gibt es auch noch.

(RP)
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