Advent Ankunft "Arbeit erleichtert die Integration"

Hilden · Die beiden Syrer Yazan und Mohammad Nour haben bereits Kontakt zu ihren Kollegen geknüpft.

 Die beiden syrische Azubis arbeiten seit August im Autohaus Gierten in Langenfeld: Yazan und Mohammad Nour (v. r.).

Die beiden syrische Azubis arbeiten seit August im Autohaus Gierten in Langenfeld: Yazan und Mohammad Nour (v. r.).

Foto: RALPH MATZERATH

"Es reißt nicht ab", sagt Michael Esser, Geschäftsleiter der Langenfelder Filiale von Autohaus Gierten, halb verwundert, halb amüsiert. "Gestern waren zwei Journalisten vom Spiegel da. Da habe ich etwas gestartet, was ich so gar nicht vor hatte... Ich wollte eigentlich nur zwei zusätzliche Auszubildende einstellen und dachte mir, ich gebe Flüchtlingen eine Chance."

Seit dem 1. August absolvieren Yazan Hamo Laila (26) und Mohammad Nour Hamo Laila (22) aus Damaskus eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker - und werden dadurch zu Medienstars. Die Brüder entwickeln sich großartig, sagt Esser: "Es macht jeden Tag Freude, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Auch aus der Werkstatt kommt nur Lob. Und die deutschen Sprachkenntnisse der beiden haben in diesen ersten vier Monaten rasant zugenommen."

Als Esser sich entschloss, die beiden zusätzlichen Stellen für Flüchtlinge zu schaffen, wandte er sich an den Landtagsabgeordneten Jens Geyer (SPD) und an das Beratungs-Centrum in Monheim, die den Kontakt zu den beiden Syrern vermittelten. "Unser Lehrer an der VHS, Herr Keller, hat uns gefragt, ob wir eine Ausbildung machen wollen", erinnert sich Yazan. "Wir haben gesagt: Nach nur 13 Monaten in Monheim ist das eine tolle Chance." Vor allem ist es eine seltene Chance - daher der Medienrummel: "Die beiden haben Glück gehabt, dass sich verschiedene Stellen sehr für sie eingesetzt haben", resümiert Markus Miller, stellverstretender Geschäftsführer des Beratungs-Centrums. "Sprache ist der Schlüssel zur Integration, und wenn bestimmte Sprachkenntnisse nicht vorhanden sind, dann ist auch eine Beschäftigung so gut wie ausgeschlossen." Als weitere wichtige Punkte nennt der Diplomsozialarbeiter berufliche oder schulische Qualifikationen: Teils fehlen sie, teils werden Abschlüsse aus anderen Ländern in Deutschland nicht anerkannt.

In den ersten drei Monaten in Deutschland ist keine Arbeitsaufnahme erlaubt. Nach Ablauf dieser Frist gilt: Wer als Flüchtling anerkannt ist, braucht keine Arbeitserlaubnis, so erklärt die Geschäftsführerin des Jobcenter ME-aktiv Martina Würker. Für alle, die sich im Asylverfahren befinden, oder die sich sonst geduldet in Deutschland aufhalten, gilt ein zweiteiliges Verfahren: Die Bundesagentur für Arbeit prüft, ob Deutsche oder andere EU-Bürger die Stelle genauso übernehmen könnten, und die Ausländerbehörde entscheidet, ob sie eine Arbeitsgenehmigung erteilt.

Schon als Kind hatte sich Yazan für Autos begeistert: "Ich habe bei jedem Teil gefragt: Was ist das und was macht das? - All meine Spielzeuge waren Autos." Besonderes Glück hatten die Brüder, dass sie ausgerechnet bei Gierten landeten: Opel war schon in Syrien ihre Lieblingsmarke. "Mein erstes Auto war ein Manta B", schwärmt Yazan.

Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Die ersten 18 Monate steht die Mechanik im Mittelpunkt. In Damaskus hat Yazan bereits drei Jahre lang IT studiert. "Ich warte auf die Elektronik-Ausbildung", sagt er. Sein Bruder Mohammad Nour studierte drei Jahre Interior Design im Libanon. Beide konnten ihr Studium wegen des Bürgerkrieges in Syrien nicht abschließen und flohen nach Deutschland. Ihre Eltern und die 15-jährige Schwester sind noch in der Türkei. Leben möchten Yazan und Mohammad Nour in Deutschland. Über die Kollegen, mit denen sie nach Feierabend mal etwas unternehmen, haben sie Anschluss gefunden. "Jetzt sprechen sie täglich mit der gleichen Altersgruppe. Das ist das Wichtigste bei der Integration: dass sie dazugehören", erklärt Esser.

"Heute kommt noch WiSo aus Mainz für ein Porträt der beiden im Fernsehen", sagt er zu Yazan und Mohammad Nour. "Aber ich verspreche euch: Dann ist Schluss."

(RP)
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