Rainer Wemme "Angeln - das ist Erholung, Natur pur"

Hilden · Der Chef des ASV Richrath versteht, warum die meisten Angler einen Riesenfang einer Nacht mit einer schönen Frau vorzögen.

Unter Nicht-Anglern gilt Angeln gemeinhin als langweilig. Machen Sie es uns schmackhaft, Herr Wemme!

Wemme Angeln, das ist Erholung, Natur pur, an der frischen Luft entspannen! Aber auch spannend, wenn ein Fisch an die Angel geht.

Hin und wieder tauchen so lustige Umfrage-Meldungen auf wie "80 Prozent aller Angler würden einen kapitalen Fang einer Nacht mit einer schönen Frau vorziehen". Wie verschroben ist das denn?

Wemme Das zeugt von wahrer Liebe zum Angelsport! Wann fängt man schon einen kapitalen Fisch?! Eine Nacht mit einer schönen Frau hat man doch dagegen sehr oft, oder?

Welcher war Ihr kapitalster Fang?

Wemme Ein Hecht von 1,27 Meter Länge. Den hatte ich vor etwa 25 Jahren an der Angel - an unserem Vereinsgewässer am Richrather Heinenbusch.

Und seit wann hat das Angeln Sie an der Angel?

Wemme Seit meinem sechsten Lebensjahr. Damals habe ich mit einem Weidenstock und einem aus einem Flaschenkorken gebastelten Schwimmer erste Versuche unternommen. Habe im Urlaub stundenlang Angler beobachtet und in Italien als Neunjähriger meine erste Kinderangel bekommen. Mit 20 Jahren bin ich dann in den ASV Petri Heil Richrath eingetreten.

Jäger sprechen gerne vom "grünen Abitur" um zu betonen, wie schwer es ist, den Jagdschein zu machen. Wie sieht das beim Angelschein aus?

Wemme Ähnlich wie beim Jagdschein muss man auch hier eine Prüfung absolvieren, um den Fischereischein zu erhalten. Der Fischereilehrgang zur Vorbereitung geht über etwa sechs Wochen - mit einmal pro Woche vier bis fünf Stunden Unterricht. Zusätzlich muss man viel pauken - Fischarten, -anatomie, -krankheiten, waidgerechtes schonendes Angeln, den tierschutzgerechten Umgang mit den gefangenen Fischen, Gerätekunde, umweltbewusstes Verhalten am Gewässer, Hege und Pflegemaßnahmen.

Das klingt happig?

Wemme Ist es auch. Die Durchfallquote bei der Prüfung liegt bei 60 Prozent.

Welche Fähigkeiten muss ein Angler mitbringen außer so viel Fachwissen und Geduld?

Wemme Liebe zur Natur! Und Ausdauer. Denn ohne Fleiß kein Preis.

Womit werden Fische geködert außer mit dem klassischen Wurm?

Wemme Oh, da ist die Auswahl recht groß: Maden, Zuckmückenlarven, Fischfetzen, Boilies (speziell für Karpfen), Mais, Käse oder Fischlockfutter. Letzteres kann man als Fertigfutter kaufen oder selber herstellen - aus Panier-, Brot-, Kuchenmehl und dergleichen.

Ihr Club nennt sich "Angelsportverein". Was ist daran Sport?

Wemme Sport ist hier wie bei den Jägern der gezielte Ansitz auf den zu angelnden Fisch. Und manchmal der kilometerweite Weg zu einem aussichtsreichen Angelplatz. Wett-Angeln gibt es in unserem Verein aber nicht - statt dessen traditionell das An- und das Abangeln im Frühjahr und Herbst sowie im September ein Königs- oder Pokalangeln, bei dem der schwerste Fisch prämiert wird.

Hatten Sie schon mal Konflikte mit Tierschützern?

Wemme Eigentlich nicht, im Gegenteil. Schließlich haben wir Angler aus unseren Kiesgruben ein Paradies für Tiere, Fauna und Menschen gemacht. Bei uns nistet sogar der Eisvogel. Hinzu kommen Japan-Enten, Wildgänsearten, Fischadler, Fischreiher, Eidechsen, Schildkröten, Fledermäuse oder Nutrias. Und die Jugend lernt bei uns Umweltbewusstsein und Tierhege.

Thomas Gutmann stellte die Fragen.

(RP)
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