Hilden Abitur - und die Lehrer bibbern mit

Hilden · Das Abitur ist auch für Lehrer mit Stress behaftet, sie sorgen sich vor allem um die Themenwahl.

 Andrea Hutchinson, Oberstufenleiterin an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, und Heinz Geißler vom Helmholtz-Gymnasium: prinzipiell genauso aufgeregt wie die Schüler.

Andrea Hutchinson, Oberstufenleiterin an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, und Heinz Geißler vom Helmholtz-Gymnasium: prinzipiell genauso aufgeregt wie die Schüler.

Foto: Matzerath/Staschik

Für Heinz Geißler ist das Abitur am Hildener Helmholtz-Gymnasium dieses Jahr Stress pur: Gestern machte er selbst Aufsicht bei der Klausur eines Deutsch-Leistungskurses. Er ist vorübergehend stellvertretender Schulleiter, weil der Kollege krank geworden ist und außerdem Oberstufenkoordinator. Hinzu kommt sein Job als Fachlehrer des Leistungskurses Sozialwissenschaften. Die Folge: "Ich kenne fast jeden Schüler, denn ich habe mit allen zu tun."

 Andrea Hutchinson, Oberstufenleiterin an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, und Heinz Geißler vom Helmholtz-Gymnasium: prinzipiell genauso aufgeregt wie die Schüler.

Andrea Hutchinson, Oberstufenleiterin an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, und Heinz Geißler vom Helmholtz-Gymnasium: prinzipiell genauso aufgeregt wie die Schüler.

Foto: Matzerath/Staschik

Die Abiturzeit bringt nicht nur für die Schüler und die Eltern Stress und bange Fragen. Auch für die betreuenden Lehrer sind die Wochen der Prüfungen eine belastende Zeit: Klappt alles? Kommen alle durch? Welche Themen kommen dran? Geißler etwa ist für die Raumkoordination zuständig - wer schreibt wann wo - und für die Einteilung der Kollegen als Aufsichten bei den Klausuren. Und wenn dann alles geschrieben ist, muss er weitere Jobs vergeben: "Wer korrigiert die Klausuren als zweiter Gutachter? Auch das muss ich festlegen." Grundsätzlich, so Geißler, fängt die Abiturvorbereitung für ihn schon mit der Beratung der Schüler nach der Mittelstufe an: "Welcher Leistungskurs ist für wen der richtige? Und welches dritte Fach passt wem am besten?"

Am stärksten emotional engagiert ist er natürlich bei seinem eigenen Kursus: "Ich weiß ja auch erst kurz vorher, welche Aufgaben kommen. Vorher hoffe ich, dass sie für die Schüler gut zu bewältigen sind." Und natürlich fiebert er mit ihnen mit: "Es würde mir leid tun, wenn einer meiner 23 Schüler, davon sieben aus Haan, versagen würde. Natürlich fühlt man da mit. Das geht allen Lehrern so." Gleichzeitig ist er mit der Vorbereitung der mündlichen Prüfungen befasst. Hier gilt es, die Reihenfolge der Prüfungen festzulegen.

Auch seine Kollegin Petra Kammeier, die stellvertretende Schulleiterin am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, hat während und wegen des Abiturs immer gut zu tun: "Bei den Aufgaben fiebert man mit und freut sich, wenn sie gut auf die Schüler passen." Kammeier gibt Deutsch und Geschichte. Im Vorfeld simuliert sie schon mal Prüfungssituationen als Abivorbereitung. "Nach den Klausuren hat man natürlich viel mit den Korrekturen zu tun. Und wenn dann noch zusätzliche mündliche Prüfungen anstehen, ist das noch einmal sehr viel Arbeit."

Andrea Hutchinson, Oberstufenleiterin an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule, bereitet vor allem die Frage Sorgen, ob sie in der Vorbereitung alle Themen abgedeckt hat. "Das löst auch bei den Lehrern ein Nervenzittern aus", sagt sie. Dazu hätten auch die jüngsten Prüfungsänderungen beigetragen. So wurde früher etwa für den utopischen Roman eine Pflichtlektüre vorgegeben, heute können die Schulen einen Roman frei wählen. "Die Bezirksregierung nimmt jetzt irgendeinen Textauszug - und unser Buch liefert nur das Hintergrundwissen", sagt die Englischlehrerin. "Prinzipiell sind wir genauso aufgeregt wie die Schüler, wir bibbern immer mit, dass ein gutes Thema kommt." Insgesamt sei die Themenvielfalt in ihrem Fach besonders groß. "Den American Dream lieben die Schüler. Eher am Ende der Beliebtheitsskala steht Shakespeare." Da die Korrektur der Klausuren großer Sorgfalt bedürfe, wird sie sich die 72 Arbeiten in gut verdauliche 10er Packen einteilen.

"Natürlich fiebert man mit", sagt auch Elke Pütz, Beratungslehrerin Q1 am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld. "Ich gehe daher in den Klausur-Pausen mal kurz rein und frage nach, wie es den Schülern geht". Der vorgegebenen Erwartungshorizont erleichtere zwar die Korrektur, aber manchmal müsse man sich etwa auf die etwas anderen Formulierungen einstellen. "Wichtig ist, dass man auch Spielräume hat, bei der Beurteilung, ob eine Teilaufgabe richtig erfüllt ist."

Gerade weil die Lehrer um die hohe Nervosität der Schüler bei mündlichen Prüfungen wissen, versuchen sie, die Situation zu entkrampfen und durch Süßigkeiten aufzulockern. Hat ein Schüler eine Blockade, helfe manchmal ein kurzer Themenwechsel, um sie zu lösen.

(RP)
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