Haan-Gruiten Waldorfschülerin leistet Erdbeben-Hilfe

Haan-Gruiten · Die 20-jährige Alina Komorek leistete drei Monate Freiwilligendienst in Nepal - vor und nach der Naturkatastrophe.

Haan-Gruiten: Waldorfschülerin leistet Erdbeben-Hilfe
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Alina Komorek hat das Erdbeben in Nepal miterlebt. Wenige Tage vor ihrer Abreise nach einem dreimonatigen Aufenthalt. Vor Ort hat sie mit anderen Freiwilligen Hilfe geleistet, Menschen mit Zeltplanen ein Notdach über dem Kopf geschenkt und mit gekauftem Reis für einige Tage Nahrung gegeben. Gestern berichtete die 20-Jährige in der Gruitener Waldorfschule über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Die Wuppertalerin, die früher selbst Schülerin an der Prälat-Marschall-Straße 34 war, appellierte an die Schüler und deren Eltern, für die Menschen im Erdbebengebiet zu spenden.

Wenn Alina Komorek von ihrem Nepalaufenthalt erzählt, strahlen ihre Augen. Die Begeisterung über das ferne Land mit seiner einzigartigen Landschaft, dem Himalaya, der fremden Kultur mit den faszinierenden Bauwerken ist schier grenzenlos. "Ich finde dieses Land wunderschön und die Menschen sind die Nettestesten der Welt. Ihre Gastfreundlichkeit ist beeindruckend. Und die, die eh so wenig haben, geben am meisten. Jeder lädt auf einen Milchtee ein. Einmal haben wir zu Dritt von einer ganz armen Familie 15 Bananen geschenkt bekommen", schwärmt die 20-Jährige.

Ein Vierteljahr lang hat Alina in Nepal Freiwilligenarbeit geleistet, in einer Grundschule unterrichtet. Wenige Tage vor ihrer regulären Abreise erlebt die Wuppertalerin dann hautnah eine der größten Naturkatatstrophen, von denen das eh schon arme Land je heimgesucht wurde. "Ich war mit einer anderen Freiwilligen auf der Suche nach einem Geschäft, das Schokolade verkauft. Auf einmal fing die Erde an zu wackeln, es fühlte sich an, als wäre man betrunken, als würde man regelrecht den Boden unter den Füßen verlieren", beschreibt Alina den Tag des starken Erdbebens.

Die zahlreichen Walddorfschüler, die Alinas Beschreibungen lauschen, sind sichtlich betroffen, folgen konzentriert ihren Worten, betrachten intensiv die Fotos, die sie per Laptop an die Wand projiziert. Alina hat Glück im Unglück: das Dorf, in dem sie sich aufhält, ist nicht annähernd so betroffen, wie etwa die Hauptstadt Kathmandu. Erst über das Internet erfährt die junge Frau, welch verheerende Folgen das Beben angerichtet hat. "Meine Eltern in Deutschland wussten mehr als ich. Ich konnte es nicht glauben, als ich von den Tausenden von Toten erfuhr."

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Foto: ap, BA RSI

Gemeinsam mit anderen Freiwilligen war für Alina schnell klar, dass sie während der letzten, ihr verbleibenden Tage, Hilfe leisten würde. Mit Spendengeldern ihrer Familien in Deutschland wurden Reis und Zeltplanen finanziert. "Für uns war wichtig, Hilfe in abgelegenen Dörfern zu leisten, dort wo noch keine Hilfsorganisationen aktiv waren", erklärt Alina und beschreibt plakativ ihre Gefühle. "Wir sind mit einem Bus in ein Dorf hochgebracht worden, es war schrecklich, es gab keine Straßen, nur zermatschte Wege und der Bus fuhr die ganze Zeit nahe einer tiefen Schlucht entlang." Die 20-Jährige erzählt von der Freude, von der Dankbarkeit der Menschen. Ein Foto zeigt einen kleinen Jungen in Lumpen. Die mitgebrachte Zeltplane wird ihn und seine Familie, deren Haus durch das Beben komplett zerstört ist, in den nächsten Tagen vor Regen schützen können, der Reis einige Tage satt machen. "Toll, was sie geleistet hat", flüstert ein Schüler einem anderen zu und lauscht weiter Alinas Schilderungen. "Das Schlimme ist", sagt Alina "dass in wenigen Wochen die Regenzeit beginnt. Dann hilft eine Plane überhaupt nicht mehr. Nach der Soforthilfe muss jetzt schnell mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Und das kostet viel Geld."

(RP)
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