Haan So leben Deutsche heute in Polen

Haan · Bernard Gaida aus der Haaner Partnerstadt Dobrodzien berichtet im Rathaus-Gespräch über die Situation der deutschen Minderheit im Nachbarland.

 Klaus Mentrop (l.) im Gespräch mit Bernard Gaida (r.).

Klaus Mentrop (l.) im Gespräch mit Bernard Gaida (r.).

Foto: Köhler

Als Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen berichtete Bernard Gaida über die positive Entwicklung für die Minderheiten in Polen. Nach Abschluss des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages am 17.Juni 1991 konnte die deutsche Minderheit auch politisch aktiv werden. Saßen 1991 noch sieben Abgeordnete im polnischen Parlament (Sejm), so ist es heute nur noch ein Abgeordneter. Anders sieht es in den Regionalparlamenten aus. Hier ist der Anteil höher, so dass sich die Aktivitäten verstärkt auf die kommunale Ebene richten.

Durch das polnische Minderheitengesetz ist wieder die Zweisprachigkeit erlaubt, wenn in einem Ort 20 Prozent Minderheitenanteil vorliegt. Immer mehr Eltern lassen ihre Kinder die deutsche Sprache erlernen; nicht als Mutter- oder Fremdsprache, sondern als Minderheitensprache, um so die kulturelle Teilhabe besser zu entwickeln.

Den Grund für die in jüngster Zeit auftretende EU- und Deutschfeindlichkeit sieht Gaida in dem Bestreben der Polen, eine eigene Identität zu finden. Richtig frei war Polen von 1989 bis 2004. Mit der Aufnahme in die EU fühlten sich die Polen bevormundet, nicht zuletzt in der Flüchtlingsfrage. Da 60 Prozent der Polen ihr Bild über Europa und die Deutschen überwiegend aus den Medien beziehen, ist es verständlich, dass häufig ein "schiefes" Bild vermittelt wird.

Deshalb appellierte Bernard Gaida an die etwa 40 Besucher des Rathausgespräches, über persönlichen Austausch im Rahmen der Städtepartnerschaften wieder bessere Beziehungen herzustellen. Am Ende bedankten sich Fritz Köhler als Vorsitzender der Europa-Union Haan und Klaus Mentropals Vertreter der Bürgermeisterin für die interessanten Ausführungen.

(RP)
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