Haan Martinsmarkt steht auf der Kippe

Haan · Die Aktionsgemeinschaft "Wir für Haan" denkt darüber nach, den verkaufsoffenen Sonntag zu streichen.

Haan: Martinsmarkt steht auf der Kippe
Foto: Staschik Olaf

Auf Antrag der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat das Oberverwaltungsgericht Münster mit einer einstweiligen Anordnung alle verkaufsoffenen Sonntage in Velbert gekippt. Das Urteil wird in ganz NRW mit großer Aufmerksamkeit, um nicht zu sagen Besorgnis, beobachtet - auch in Haan.

Verdi beruft sich auf einen Erlass des Wirtschaftsministeriums NRW vom 20. Dezember 2015, der sich wiederum auf ein aktuelles Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 11. November 2015 bezieht, erläutert Gewerkschaftssekretär Michael Sievers. Die Richter hatten einer Normenkontrollklage einer Gewerkschaft gegen eine bayerische Gemeinde stattgegeben. Der Markt und nicht die Ladenöffnung am Sonntag müssten den öffentlichen Charakter des Tages prägen, fordert das Bundesverwaltungsgericht.

Dazu müsse der Markt für sich genommen viele Besucher anziehen. Ihre Zahl müsse die der Sonntags-einkäufer übersteigen. Außerdem müsse die Ladenöffnung auf das Umfeld des Marktes begrenzt bleiben. Das NRW-Wirtschaftsministerium betont in seinem Erlass: "Einen Anlass zu schaffen, um eine Rechtfertigung für eine Sonntagsöffnung herzustellen, reicht dagegen nicht aus."

Das hat besonders das Einrichtungshaus Ostermann in Haan aufgeschreckt. Denn das Lichterfest am 7. Februar, das Frühlingsfest am 13. März, das Kartoffelfest am 9. Oktober und das Familien- und Musikfest am 6. November in Haan werden eigentlich nur deshalb veranstaltet, damit das Möbelhaus sonntags öffnen kann. "Bis Oktober finden bei uns keine Einkaufssonntage statt", sagt Markus Hermes, Betriebsstättenleiter von Ostermann in Haan - und man hört ihm seine Erleichterung an: "Wir warten ab und schauen, wie andere Möbelhäuser in anderen Städten mit dem OVG-Urteil umgehen." Die Entscheidung, ob das Kartoffelfest am 9. Oktober bei Ostermann in Haan stattfindet, werde in der Ostermann-Zentrale getroffen.

Beantragt hat die Einkaufssonntage 2016 in Haan die Aktionsgemeinschaft "Wir für Haan". Beschlossen wurden sie vom Stadtrat - und genehmigt von der Stadt. "Wir müssen uns im Moment der Rechtslage beugen", sagt Jürgen Simon von der städtischen Wirtschaftsförderung. Der Hausjurist der Stadt sei derzeit in Urlaub: "Wenn er zurück ist, müssen wir uns abstimmen. Wir werden versuchen, möglichst viele Einkaufssonntage zu retten. Wenn das nicht geht, geht es nicht." Die Idee, die Geschäfte auch sonntags zu öffnen, sei vor mehr als zehn Jahren entstanden. "Vielleicht hat sie sich auch ein bisschen überlebt", meint Simon.

Stefan Wassermann, stellvertretender Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft "Wir für Haan", denkt in die gleiche Richtung: "Beim Martinsmarkt am 6. November würde das von Verdi erstrittene Urteil sicher greifen. Der Markt ist nur geschaffen worden, damit wir die Geschäfte sonntags öffnen können."

Für seinen Geschmack gebe es in zwischen viel zu viele Einkaufssonntage: "Das ist für die Mitarbeiter blöd und für den Chef auch. Ich persönlich wäre nicht traurig, wenn es weniger Einkaufssonntag gäbe." Denn längst nicht mehr alle Sonntagsöffnungen erfüllen auch die Umsatzerwartungen des Einzelhandels.

Deshalb lautet der Vorschlag Wassermanns so: Lieber weniger verkaufsoffene Sonntage, dafür dann aber in Verbindung mit wirklich attraktiven Veranstaltungen wie etwa Haan a la carte. Wassermann: "Ein Super-Event war das. Die Besucher waren in Kauflaune. Dann lohnt sich das auch für den Einzelhandel."

Der stellvertretende Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft will die Sache mit den Vorstandskollegen besprechen: "Im Vorstand sitzen drei Einzelhändler. Die sehen die Sache so wie ich. Wenn, würden wir uns wahrscheinlich vom Martinsmarkt verabschieden. Den Martinsumzug könnten wir schon weiter organisieren."

(RP)
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