Haan Kirmesrundgang weckt Erinnerungen

Haan · Bei einer historischen Führung der Volkshochschule über die Kirmes konnten die Teilnehmer viel über die Geschichte der Haaner Kirmes erfahren und in alten Erinnerungen schwelgen.

 Stadtführer Martin Banniza hatte viel zu erzählen zur Haaner Kirmes. Die Teilnehmer trugen zahlreiche persönliche Erinnerungen bei.

Stadtführer Martin Banniza hatte viel zu erzählen zur Haaner Kirmes. Die Teilnehmer trugen zahlreiche persönliche Erinnerungen bei.

Foto: Stephan Köhlen

Es sind die gelben Überschlagschaukeln, die Monika Christmanns Augen strahlen lassen. "Das sieht noch genauso aus wie früher", staunt die gebürtige Haanerin, "die Holzbremsen, die Gitterkabinen, unglaublich. 50 Pfennig hat das damals gekostet und wir waren so stolz, wenn wir den Überschlag geschafft haben."

Kindheitserinnerungen werden wach beim historischen Rundgang der VHS über die Kirmes. Jeder der neun Teilnehmer hat seine eigenen Bilder im Kopf, lässt die anderen aber gerne daran teilhaben. "Wir haben früher hier auf der Kaiserstraße gewohnt. Wenn ich mein Fenster geöffnet habe, konnte ich zu Kirmeszeiten sogar ein Karusselldach berühren", erinnert sich Renate Jahrstorfer.

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Foto: Stadt

Stadtführer Martin Banniza geht zu den Ursprüngen zurück. "Man sagt ja, dass die Haaner Kirmes 629 Jahre alt ist, allerdings taucht der Begriff Jahrmarkt tatsächlich erstmals 1713 auf, also in dem Sinne wie wir heute Kirmes verstehen." Früher, erzählt der Historiker, sei die Kirmes mehr als ein reines Vergnügungsfest gewesen. "1870, während des deutsch-französischen Krieges, wurde Tanz und Spaß untersagt, der Markt mit seinen Verkaufsständen als wichtiger Wirtschaftsfaktor jedoch aufrechterhalten."

Von je her ist die Haaner Kirmes die größte Straßenkirmes im Bergischen. "Früher haben die Menschen ihre Häuser geschrubbt, die Straßen gesäubert, damit sich die Stadt all den Gästen von ihrer schönsten Seite zeigen konnte, die Frauen haben Pflaumenkuchen gebacken, die Arbeiter haben in den Werkstätten vorgearbeitet, da die Werke während der Kirmestage komplett ruhten," erzählt Banizza. Auf dem Parkplatz hinter der Post angekommen, sagt der Stadtführer: "Hier befindet sich schon immer das Kirmeskrankenhaus. Nur früher sahen die Rettungswagen vom roten Kreuz etwas anders aus", sagt Banniza lachend, öffnet seine Mappe und zeigt das Foto einer Pferdekutsche.

Dorothee Wieners lebt interessiert sich sehr für die Entwicklung der Kirmes. "Früher wurden Karussells von Menschen und Pferden oder Dampfkraft angetrieben, als es noch gar keine Stromversorgung gab. Später, um 1900, lieferte die Bettfedernfabrik den elektrischen Strom über ihren Generator, damit die Kirmes stattfinden konnte."

Die großen und kleinen Geschichten, Hintergrundinformationen und Anekdoten erstaunen und erfreuen die wissbegierigen Zuhörer. Die fröhliche Runde strahlt und schwelgt in Kindheitserinnerungen, die für Renate Jahrstorfer übrigens nicht nur schön sind. "Ich erinnere mich mit Grauen an diesen riesigen Plüsch-Eisbären, der immer über die Kirmes lief. Eines Tages nahm er seinen Kopf ab. Zum Vorschein kam der Mann, der in ihm steckte. Meine Eltern hatten gehofft, dass meine Angst nun weg sein würde, aber es wurde nur schlimmer: Ich dachte, der Bär hätte den Mann gefressen."

(dani)
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