Haan Haaner lieben ihren Bücherschrank

Haan · Der Schrank auf dem Neuen Markt, der vor vier Wochen in Betrieb ging, hat sich gut etabliert.

 Barbara Hoffmann hat den Haaner Bücherschrank schon herbeigesehnt. Zuvor war sie zum Büchertausch nach Mettmann oder Wuppertal gefahren.

Barbara Hoffmann hat den Haaner Bücherschrank schon herbeigesehnt. Zuvor war sie zum Büchertausch nach Mettmann oder Wuppertal gefahren.

Foto: Ralph Matzerath

Barbara Hoffmann legt mehrere Bücher hinein und greift spontan nach einem neuen: "Die Liebe meines Vaters", heißt es. Eigentlich habe sie heute nur etwas im Haaner Bücherschrank abgegeben wollen. "Aber meistens entdecke ich dann doch etwas, das mir gefällt", sagt die 69-Jährige, die um die Ecke vom Neuen Markt wohnt. Mehrmals in der Woche kommt sie zum Schrank. "Das ist eine ganz tolle Sache, sonst musste ich immer nach Mettmann oder Wuppertal fahren", sagt sie. Hoffmann liest schnell und viel, am liebsten Krimis. Bücher wegwerfen liegt ihr fern: "So kann ich sie lesen - und danach machen die Bücher jemand anderem Freude." Und ihre Bücher finden schnell neue Leser: "Das, was ich hingebracht habe, ist meistens beim nächsten Mal schon wieder weg", sagt sie.

Petra Lerch von der Grün-Alternativen Liste, die den Bücherschrank betreut, freut es, wie gut dieser angenommen wird. "Der Bestand wurde jetzt schon mehrfach umgeschlagen, es gibt nur wenige Ladenhüter", sagt sie. "Zum größten Teil stehen dort sehr lesenswerte Bücher für jeden Geschmack." Täglich sieht Lerch im Bücherschrank nach dem Rechten, sortiert nach Kinderbüchern, Themenfeldern, Internationaler Literatur. "Wenn man am Schrank steht, bekommt man manchmal auch Lesetipps von anderen Haanern, dann kommt man über Literatur ins Gespräch", so Lerch.

Der Platz ist jedoch begrenzt, etwa 250 Bücher passen hinein. Manchmal sei der Bücherschrank so überfüllt, dass sich die Tür nicht mehr schließen lässt, berichtet Lerch. Sie rät den Besuchern dann dazu, auf das Reinstellen zu verzichten und zu einem anderen Zeitpunkt noch mal wiederzukommen. Es sei ärgerlich, dass Menschen zum Beispiel Schulbücher hineinstellen. "Die nehmen nur Platz weg und sollten besser in der Schule weitergegeben werden." Auch Groschenromane sieht Lerch nicht so gern.

Ludwig Weishaupt verbindet den Marktbesuch mit einem Gang zum Tauschschrank. In einem Rucksack hat er drei Bücher mitgebracht. "Der ist deutlich besser als der in Hilden, viel massiver", lobt er die Haaner Bücherbox. Es sei ja auch wichtig, dass der Schrank auf lange Sicht gut aussieht. "Ich lese jedes Buch zweimal, früher habe ich sie danach weggeschmissen", erklärt der 75-Jährige. Heute stellt er sie in den Schrank. Mitnehmen möchte er nichts. Zuhause hat er noch zu viele ungelesene Bücher. Manfred Friedrich bringt im Vorbeigehen "Mona Lisa" von Pierre LaMure zurück. "Das habe ich eben mitgenommen und zuhause gesehen, dass ich das Buch schon habe", erklärt er.

Spendiert wurde die Bücherbox vom RWE. "Wir freuen uns, dass diese so beliebt ist und dass wir zur Aufrechterhaltung der kulturellen Infrastruktur in Haan etwas beitragen konnten", so eine Sprecherin.

Am unteren Neuen Markt steht sie neben dem Brunnen, es gibt Sitzmöglichkeiten. "Cindy - dein Auftritt, Ballerina", "Die Libelle" von John le Carré, Hape Kerkelings Roman "Ich bin dann mal weg" und Noah Gordons "Der Schamane" standen gestern Vormittag drin, heute könnten sie schon weg und neue hinzugekommen sein. Die Fluktuation im Bücherschrank ist hoch und das ist gut so. Der ständige Wechsel sorgt dafür, dass es bei jedem Besuch etwas Neues zu entdecken gibt.

(tak)
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