Haan Gesamtschule: Eltern fordern Aufschub

Haan · 500 Haaner haben ihre Unterschrift auf eine Liste gesetzt. Sie wollen, dass der Stadtrat besser informiert, bevor er die Haupt- und Realschule mit einer Gesamtschule ersetzt.

 Doris Weidner und Andrea Birlenbach haben eine Unterschriftenaktion gestartet, den Beschluss zur Bildung einer Gesamtschule noch nicht zu fassen. Bisher haben sich rund 500 Bürger auf den Listen eingetragen.

Doris Weidner und Andrea Birlenbach haben eine Unterschriftenaktion gestartet, den Beschluss zur Bildung einer Gesamtschule noch nicht zu fassen. Bisher haben sich rund 500 Bürger auf den Listen eingetragen.

Foto: Olaf Staschik

Doris Weidner und Andrea Birlenbach liegt es fern, "jemandem auf die Füße zu treten". Was den beiden engagierten Müttern vor allem am Herzen liegt, ist das Wohl der Kinder. Und das sehen sie durch die derzeitige Planung gefährdet, eine Gesamtschule zum Schuljahr 2017/18 einzurichten und Haupt- und Realschule dann auslaufen zu lassen. Doris Weidner und Andrea Birlenbach sind in der Schulpflegschaft an der Realschule aktiv. War in einer Sitzung noch von der Idee zu einer Gesamtschule die Rede, wurde in der darauffolgenden Sitzung bereits über den Ratsbeschluss informiert. Viele Eltern fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Weidner und Birlenbach begannen Informationen zu sammeln. Zwar wurden Eltern im Vorfeld gefragt, was sie von einer Gesamtschule in Haan halten würden, aber eben nur die Eltern der Zweit- und Drittklässler. Auch zu den Infoveranstaltungen rund um das Thema Gesamtschule wurden nur Grundschuleltern eingeladen. "Wir sind als Eltern natürlich erst einmal an die Schulen gegangen und haben auch bei der Schulpflegschaft nachgefragt", erzählt Doris Weidner.

Denn eine Reduzierung des bisherigen Schulsystems, das viele Haaner als "Rundum-Sorglos-Paket" sehen, auf Gesamtschule und Gymnasium warf viele Fragen auf, Fragen, die diesen Eltern bisher niemand beantwortet habe. Wird es genügend Schüler geben, damit die gymnasiale Oberstufe ausreichend besetzt werden kann? Werden die guten Förderungen, die die Hauptschüler durch Kooperationen mit den Haaner Unternehmen genießen, auch in einer Gesamtschule weiterlaufen? Wie sollen die auf 20 Schüler ausgelegten Räume des Schulzentrums für die mit 30 Schülern plus Inklusionspersonal besetzten Klassen der Gesamtschule ausreichen? Beunruhigt, da es offenbar weder ein Konzept, noch eine Schulleitung, noch Lehrer für die geplante Gesamtschule gibt, haben Doris Weidner und Andrea Birlenbach eine Unterschriftenaktion gestartet, um die Umstellung vorerst zu stoppen. Dabei sind sie nicht nur auf viele offene Türen gestoßen, sondern auch auf viele betroffene Eltern, die entweder überhaupt nicht oder falsch informiert sind.

"Kinder, die das Gymnasium nicht schaffen, können künftig nicht auf die Gesamtschule wechseln, sondern müssen auf eine Realschule irgendwo im Kreis gehen", sagt Andrea Birlenbach. Der Wechsel vom Gymnasium auf die Gesamtschule ist von der Schulprozessordnung nicht vorgesehen. "Da müsste erst das Gesetz geändert werden", sagt Doris Weidner.

Die beiden Mütter haben Unterstützung von einer Großzahl Haaner Bürger erhalten. Seit Anfang der Sommerferien werden Unterschriften gesammelt. "Wir haben schon über 500 zusammen", berichtet Andrea Birlenbach erfreut. Dabei sind Birlenbach und Weidner eigentlich nicht gegen eine Gesamtschule, sondern nur gegen eine überstürzte Umsetzung. "Wir möchten erreichen, dass die Entscheidung ausgesetzt und erst alles genau durchgeplant wird", sagt Doris Weidner.

(grue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort