Haan Dünne Luft für Eltern und Erzieher

Haan · Reinigungsgeräte sorgen zurzeit dafür, dass die Raumluft in der Kita Kurze Straße sauberer ist als in freier Natur. Der Einsatz dieser Geräte kann aber nur eine Übergangslösung sein. Das wissen alle Beteiligten. Entscheidungen müssen her.

 Erzieherin Vanessa Matz bedient den Regler des Lüftungsgerätes. Im Hintergrund warten Kinder auf ihr Essen. Durch die Sperrung von Keller und Obergeschoss im Haus mussten sie etwas enger zusammenrücken.

Erzieherin Vanessa Matz bedient den Regler des Lüftungsgerätes. Im Hintergrund warten Kinder auf ihr Essen. Durch die Sperrung von Keller und Obergeschoss im Haus mussten sie etwas enger zusammenrücken.

Foto: Stephan Köhlen

Gleich gibt's Mittagessen. In den Räumen der Kindertagesstätte Kurze Straße duftet es appetitlich nach gedünsteter Paprikaschote. Feldsalat steht schon in Schüsseln bereit. Nach und nach kommen die Kinder aus dem Garten herein, ziehen Jacken und Mützen aus und setzen sich. Dass im Hintergrund leise einige Lüftungsgeräte brummen, scheint sie nicht zu stören. Und doch sind diese Geräte zurzeit in allen Räumen der Kita präsent: Feuchtigkeitsschäden in dem 1952 erbauten Haus haben dafür gesorgt, dass die Raumluft von Schimmelsporen und Bakterien durchsetzt war. Das ergab eine offenbar von Erziehern angeregte Messung.

"Der Gutachter hat daraufhin Schutzmaßnahmen angeordnet", berichtet Reinhard Pech. Er betreut als Mitglied des Presbyteriums für die Evangelische Kirchengemeinde den Bereich Kindertageseinrichtungen. Die Kita Kurze Straße wird von der Evangelischen Kirche betrieben, und damit ist Pech - ehrenamtlich - auch für sie zuständig.

Keller und Obergeschoss des Gebäudes, in denen die Feuchtigkeitsschäden ihren Ursprung haben, wurden versiegelt und dürfen nicht mehr betreten werden. Diese Räume fehlen nun. Lüfter filtern im Erdgeschoss Sporen und Bakterien heraus, so dass ein weiteres Gutachten ergab: Die Luft ist dort jetzt sauberer als in freier Natur.

Und doch kann das nur eine Übergangslösung sein. Der Landschaftsverband als Aufsichtsbehörde hat den Betrieb in dem Haus nur noch bis zum Ende des laufenden Kindergartenjahres am 31. Juli erlaubt. Dann sollen die in zwei Gruppen betreuten 45 Mädchen und Jungen in gemietete Container umziehen. Sie werden auf dem großen Kita-Gelände Platz haben. Das Haus würde dann nicht mehr genutzt. "Dann schließen wir ab und sehen, was weiter passiert", sagt Pech.

Beruhigend für die Eltern, die auf genau diese Lösung gedrängt haben. "Es war alles schon ein bisschen wild in den letzten Wochen", berichtet Maike Dorhs vom Elternbeirat. "Wir waren alle geschockt", erzählt sie von dem Augenblick, als die Eltern von der Kirchengemeinde Details zur Raumluftbelastung erfuhren. Schließlich "werden unsere Kinder dort nicht erst seit gestern betreut", sagt Dorhs. In den ersten Wochen sei die Kita nur "spärlich besetzt" gewesen, denn einige Eltern ließen ihre Kinder zu Hause. Sorgen treiben sie um. Wie lange haben ihre Töchter und Söhne schon die belastete Raumluft eingeatmet? Mit welchen gesundheitlichen Folgen ist möglicherweise zu rechnen? Eine Frage, die sich übrigens auch das Personal stellt.

Um eine Lösung zu finden, sei zeitweise sogar im Gespräch gewesen, Kinder und Erzieher auf andere Tagesstätten zu verteilen. Die Eltern wollen den Standort jedoch erhalten, "damit die Kinder nicht in fremde Kindergärten gesteckt werden", sagt Dorhs. Daher sei der Elternbeirat mit der Containerlösung jetzt "sehr zufrieden".

Für rund zwei Jahre, so lauten die aktuellen Planungen, wird diese Containerlösung Bestand haben. Das Presbyterium brauche "ein halbes bis ein dreiviertel Jahr Zeit, um sich zu überlegen, wie es weitergeht", sagt Pech. Denn eine Sanierung des mehr als 65 Jahre alten Gebäudes macht kaum noch Sinn. Das lässt Pech in einem Schreiben an den Jugendhilfeausschuss durchblicken, der am Donnerstagabend erstmals über dieses Thema berät.

Doch ein Neubau kostet viel Geld. Wer trägt die Kosten? Womöglich auch die Stadt, die von den bereitgestellten Kita-Plätzen profitiert? Wer wird dann künftig Träger sein? "Was passiert in zwei Jahren, was kommt dann?", fragt Dorhs. Und sie kritisiert: "Man kann uns das zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen."

(arue)
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