Meike Lukat "Die Haaner Wache ist nicht akzeptabel"

Haan · Meike Lukat, Kriminalkommissarin und WLH-Fraktionschefin, fordert eine bessere Ausstattung des Standorts.

 WLH-Fraktionschefin Meike Lukat.

WLH-Fraktionschefin Meike Lukat.

Foto: WLH

Frau Lukat, welche Sorgen tragen die Bürger zum Thema Polizeipräsenz in Haan an Sie heran?

 Die Polizeiwache Haan Dieker Straße 94 ist nur tagsüber besetzt. Wenn ein Bürger in der Wache vorspricht, wird die Tür abgeschlossen, damit niemand mithören kann. Ratsuchende müssen dann auf der Straße vor der Wache warten.

Die Polizeiwache Haan Dieker Straße 94 ist nur tagsüber besetzt. Wenn ein Bürger in der Wache vorspricht, wird die Tür abgeschlossen, damit niemand mithören kann. Ratsuchende müssen dann auf der Straße vor der Wache warten.

Foto: ola

Lukat Die Menschen sorgen sich, dass die Polizei bei Bedarf nicht schnell genug vor Ort ist, nicht ortskundig ist.

Warum ist den Bürgern so wichtig, wann und wie lange die Haaner Polizeiwache besetzt ist?

Lukat Das Erreichen der Polizei vor Ort, wenn ein Bürger beispielsweise eine Anzeige erstatten will oder eine Nachfrage oder andere Anliegen hat, soll doch kein Glücksspiel sein. Gerade wenn ältere Menschen, Menschen mit Behinderung und alle, die nicht so mobil sind, sich auf den Weg zur Polizeiwache machen, möchten sie auch sicher sein, dass diese tatsächlich offen ist. Da sind feste Öffnungszeiten wichtig, wie bei jeder Behörde.

Ist die Haaner Polizeiwache nicht besetzt, kommen die Einsatzkräfte aus Hilden. Das ist nicht weit. Warum ist das Unsicherheitsgefühl der Bürger für diese Zeit trotzdem so groß?

Lukat Ein Unsicherheitsgefühl wird durch viele Faktoren hervorgerufen. Dem kann man nicht nur mit mehr Polizei vor Ort abhelfen, sondern das ist eine gesamtheitliche Aufgabe, beginnend bei einer guten Nachbarschaft, bei der man hinsieht und nicht wegschaut, gut ausgeleuchteten Wegen, Unterführungen, einer sauberen Stadt und vielem mehr.

Was fordern die Bürger, welche Besetzung der Wache wäre bürgerfreundlich - sei es betrachtet von der Zahl der Einsatzkräfte, sei es von den Öffnungszeiten?

Lukat Da sind die Vorstellungen sehr unterschiedlich. Es gibt Bürger, die wünschen sich Öffnungszeiten, die den Ladenöffnungszeiten des Haaner Handels entsprechen, bis hin zu einer Rund-um-die-Uhr-Besetzung.

Sie sind selbst Kriminalkommissarin. Was nehmen Sie wahr - wie groß ist die Arbeitsbelastung Ihrer Kollegen, und wie äußert sie sich?

Lukat Die Arbeitsbelastung bei der Polizei ist extrem hoch, weil heutzutage zum Beispiel bei Großveranstaltungen ganz andere Sicherheitskonzepte gefahren werden als noch vor fünf Jahren. Die Hundertschaften arbeiten am Limit und somit müssen Polizeibeamte aus allen Bereichen und oft behördenübergreifend fast wöchentlich irgendwo noch unterstützen. Hinzu kommen aber auch viele Kriminalitätsphänomene etwa im Bereich des Cybercrimes, die es so vor zehn Jahren nicht gab. Sie erfordern einen hohen Personalansatz und Spezialisierung. Bis heute hat sich die Ausbildung bei der Polizei aber nicht den aktuellen Anforderungen angepasst, was gerade vom Bund Deutscher Kriminalbeamter seit Jahren gefordert wird.

Sie drängen auf konkrete Zusagen für die Neueinstellung weiterer Kräfte. Wie viele wären nötig, um die Polizei in Haan zu verstärken?

Lukat Seit 2006 gibt es den Projektbericht "Altersstruktur der Polizei NRW", aber trotzdem hatte damals die CDU/FDP-Regierung, die bis 2010 für die Planstellen verantwortlich war, weit unter den bekannten Pensionierungen eingestellt und zudem fast 500 Stellen im Verwaltungsbereich eingespart. Da haben wir bis heute landesweit und auch im Kreis Mettmann mit den Nachwehen zu tun. In den letzten Jahren wurde es zwar besser, aber die Anforderungen sind gestiegen. Die Polizei ist im Schnitt zu alt. Durch hohe Arbeitsbelastung und die Altersstruktur erhöhen sich die Krankheitsfehlzeiten, und ab 2019 gehen fast 2000 Beamte jedes Jahr in Pension. Deshalb fordern Gewerkschaften 2300 Einstellungen pro Jahr.

Wo sollten die Polizisten eingesetzt werden?

Lukat Haan hat seit Jahren nur einen so genannten "Bezirks- und Schwerpunktdienst", der personell nicht üppig besetzt ist. Da wären ein bis zwei zusätzliche Beamte sicherlich wichtig. Das sieht in einigen Städten im Kreis so aus. Zudem ist die Haaner Wache schon räumlich nicht akzeptabel, weil ein Bürger nicht einmal ungestört eine Anzeige aufgeben kann, da es es keinen separaten Eingangsbereich gibt. Ich bedauere, dass der Antrag der WLH-Fraktion abgelehnt wurde, dass die Verwaltung das Gespräch mit dem Landrat sucht, um zum Beispiel zu schauen, ob im Rahmen von Umbaumaßnahmen bei der Feuerwehr, die jetzt ohnehin wegen der Aufschaltung notwendig werden, auch Platz für die Polizei mit eingebaut werden könnte.

ALEXANDRA RÜTTGEN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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