Haan Der etwas andere Kandidaten-Check

Haan · Mehr als 200 Zuhörer erlebten eine "heiße" Talk-Runde im Haaner Gymnasium vier Wochen vor der Entscheidung.

 Vor der Talkrunde (von links): Jörg Dürr, Bettina Warnecke, Tatjana Pioschyk (Radio Neandertal), Heiner Fragemann (VHS), Meike Lukat, Gökçen Stenzel (RP-Redaktionsleiterin), Knut vom Bovert und Gabriele Haage.

Vor der Talkrunde (von links): Jörg Dürr, Bettina Warnecke, Tatjana Pioschyk (Radio Neandertal), Heiner Fragemann (VHS), Meike Lukat, Gökçen Stenzel (RP-Redaktionsleiterin), Knut vom Bovert und Gabriele Haage.

Foto: Olaf Staschik

25 486 Haaner dürfen am 13. September den nächsten Bürgermeister für die Gartenstadt wählen. Mehr als 200 nutzten gestern Abend im Haaner Gymnasium die Gelegenheit, die fünf Kandidaten Bettina Warnecke, Jörg Dürr, Meike Lukat, Knut vom Bovert und Gabriele Haage etwas näher kennen zu lernen. Der Andrang war so groß, dass einige Zuhörer stehen mussten. Bei der Bürgermeister-Wahl geht es um die Person und die Persönlichkeit. Deshalb wollten die Moderatoren Gökçen Stenzel (RP) und Tatjana Pioschyk (Radio Neandertal) gemeinsam mit der Volkshochschule Hilden-Haan nicht nur Politiker, sondern die Menschen vorstellen, die sich da zur Wahl stellen.

Das kam bei den allermeisten gut an, einige kritisierten zu wenig politische Substanz. Am liebsten shoppen geht Bettina Warnecke in Haan (Achtung Fangfrage) "bei dm". Jörg Dürr bringt "so manche Ratssitzung zur Verzweiflung". Polizistin Meike Lukat gab zu, schon einmal beim "Falschparken" erwischt worden zu sein. Am meisten sparen könne Haan, wenn man ihn wieder wähle, meinte Knut vom Bovert: "Meine Pension." Sie trete nicht für die CDU an, weil sich das "nicht ergeben habe", sagte Parteimitglied (aber nicht in Haan) Gabriele Haage.

Schlagfertig waren die fünf Kandidaten (mehr oder weniger) alle. Und süße Kinderbilder von sich hatten sie auch. Weil die Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes keine Asylbewerber mehr aufnehmen können, leitet die Bezirksregierung sie einfach an die Kommunen weiter. Ratingen, Hilden, Erkrath hat es schon getroffen. Haan will die Asylsuchenden dann in der Sporthalle Steinkulle unterbringen. Was ist dann mit dem Schulsport?, wollte eine Bürgerin wissen.

Darauf gab es keine konkrete Antwort - von keinem der fünf Kandidaten. "Das ist eine Vorsorgeplanung", versuchte Bürgermeister Knut vom Bovert zu beruhigen. Meike Lukat attackierte den Amtsinhaber, keinen Plan zu haben. "Wir sind alle gefordert", meinte Jörg Dürr: "Helfen Sie der Stadt, indem sie Wohnungen zur Verfügung stellen." Dafür erhielt er Beifall. Moderatorin Gökçen Stenzel wies darauf hin, dass Asylbewerber bei der Erstaufnahme nicht in Wohnungen untergebracht können.

Was kann die Stadt für den Einzelhandel tun? Auch so eine schwierige Frage, über die der Stadtrat seit Jahren streitet und die man nicht mit drei Sätzen beantworten kann. Die Kandidaten gaben sich alle Mühe, kamen aber über bekannte - und durchaus richtige - Statements nicht hinaus. Spielerisch und unterhaltsam wurde es zum guten Schluss. Jeder Kandidat musste eine ausgeloste Bürgermeister-Aufgabe erledigen. Die meisterte Routinier Knut vom Bovert - nach der Lautstärke des Applauses zu urteilen - ganz knapp am besten, als er unterhaltsam eine Weinflasche für eine 100-Jährige öffnet.

Meike Lukat schnitt gekonnt das Flatterband für Haans sanierte "Marterstrecke" (Schillerstraße) durch. Jörg Dürr ließ beim Neujahrsempfang den Sektkorken bis an die Decke fliegen. Bettina Warnecke patzte bei der Verleihung des Karnevalsordens mit "Haan Alaaf" und bützte dafür zweimal. Gabriele Haage eröffnete den Technologiepark II mit Spatenstich. Bürgermeister-Alltag eben.

(RP)
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