Haan Bürger wehren sich gegen den Müll

Haan · Charlotte Schmitz reicht's: Auf Spaziergängen nimmt die 56-Jährige Mülltüten mit und sammelt den Unrat einfach ein.

 Irgendwann hat Charlotte Schmitz einmal angefangen, an den Straßen Müll einzusammeln. Jetzt soll eine größere Aktion daraus werden.

Irgendwann hat Charlotte Schmitz einmal angefangen, an den Straßen Müll einzusammeln. Jetzt soll eine größere Aktion daraus werden.

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Es sind nur zwei Schritte, die Charlotte Schmitz aus ihrem Haus machen muss, um dem Übel zu begegnen: Gleich vor dem Gartentörchen ihres Eigenheims an der Düsseldorfer Straße liegt zerknülltes Papier. Die 56-Jährige bückt sich und hebt es auf. Wie oft sie das in den vergangenen Monaten so schon gemacht hat, kann sie nicht mehr zählen. Sie weiß nur: Nach gerade mal 500 Metern intensiven Sammelns, in das sie fast zwei Stunden investiert, ist ein großer, blauer Müllsack voll - mit Flaschen, Taschentüchern, Tüten von Schokoriegeln und Gummibärchen, Zigarettenpackungen. Unrat in der Stadt oder der freien Natur - "das ist was, was mich schlicht und ergreifend nervt. Es beleidigt mich ästhetisch", sagt die freischaffende Grafikerin.

Erneut macht die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) einen Vorstoß in Sachen Müll. Nachdem die Fraktion einen von zentraler Stelle organisierten Dreck-Weg-Tag nicht durchsetzen konnte - den letzten Tag gab es in Haan nach Auskunft von Bürgermeisterin Bettina Warnecke 2004 - ruft sie nun die Haaner Bürger zu gemeinsamen Abendspaziergängen auf. Dabei soll gesellig geplaudert, vor allem aber Müll aufgesammelt werden.

"Die dringende Notwendigkeit, die Sauberkeit in Haan zu verbessern, ist für jeden, der mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, offensichtlich. Egal ob an Hauptstraßen wie der Hochdahler Straße oder an Unterführungen, überall findet sich Müll am Wegesrand und in den Hecken", hat WLH-Fraktionschefin Meike Lukat beobachtet. Sie hat sich daher am Beispiel von WLH-Mitglied Charlotte Schmitz orientiert und will die Aktion auf die Schultern möglichst vieler Freiwilliger verteilen.

Tatsächlich ist Charlotte Schmitz schon jetzt nicht alleine. Immer wieder trifft sie auf ihren Rundgängen auch andere Müllsammler, die sich nach dem Unrat anderer Menschen bücken. "Ich denke, ich bin nicht die einzige Person, der das auf den Senkel geht", sagt sie. Für Menschen, die ihre Hinterlassenschaften achtlos wegwerfen, hat sie kein Verständnis: "Es ist doch auch meine Stadt, mein Wohnumfeld."

Charlotte Schmitz wird vom Betriebshof der Stadt eigens mit blauen Mülltüten ausgestattet, die sie gefüllt kostenlos abgeben darf. Tüten und gelbe Gummihandschuhe hat sie fast immer dabei, wenn sie losmarschiert. "Ich mache natürlich auch andere Spaziergänge, die mit Müll nichts zu tun haben", sagt sie schmunzelnd. "Aber ich habe mich auch schon mal geärgert, wenn ich keine Tüten dabei hatte."

Die Spaziergänge dienten eigentlich dazu, sich von der Arbeit eine Pause an der frischen Luft zu gönnen. Bei ihren Touren durch die nahe Umgebung fiel ihr jedoch zunehmend der Unrat ins Auge. Jetzt sieht sie das Müllsammeln als persönliches Fitnessprogramm. Dass die WLH nun eine Aktion für ganz Haan daraus machen möchte, begrüßt sie: Ein sauberes Haan "funktioniert nur, wenn auch andere engagierte Haaner Bürger mitmachen. Das schafft doch auch ein Stück weit Identifikation mit der Stadt."

(arue)
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