Haan Awo erfüllt Tafelkunden Lieferwünsche

Haan · Ein Hilferuf am Goldenen Telefon setzte einen neuen Service in Gang: Die Arbeiterwohlfahrt kauft für ältere Tafelkunden ein und liefert ins Haus.

 Früher leitete Margit Thomas den Awo-Treff an der Breidenhofer Straße. Heute hilft sie im Zustelldienst des Tafel-Betriebes.

Früher leitete Margit Thomas den Awo-Treff an der Breidenhofer Straße. Heute hilft sie im Zustelldienst des Tafel-Betriebes.

Foto: Staschik

Wenn die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Haan von Quartiersentwicklung spricht, dann bedeutet dieses Schlagwort vor allem eins: Sich vernetzen, sich kümmern, handeln. Der Lieferservice für immobile Kunden der Haaner Tafel ist die Verbindung all dieser Aktionen.

Eine der Einkäuferinnen des Tafel-Lieferservice für die betagten Tafel-Kunden ist Margit Thomas. Einst war sie hauptamtliche Leiterin im Awo-Treff für Alt und Jung. Jetzt arbeitet sie ehrenamtlich weiter. Die Einkäufer gehen einmal pro Woche zur Tafel und stellen zusammen, was der Lieferservice später zustellen soll. Da ist zum Beispiel die 90-jährige Gruitenerin Anni Pacovsky-Mutter. Sie ist so fit, dass sie in ihrer eigenen Wohnung leben kann. Sie hat eine Familie, die sich kümmert. Sie ist vielseitig interessiert, und sie nimmt teil am Leben, voll Humor und Geist. Nur die Beine, die wollen nicht mehr so recht. Eines Tages rief sie beim Goldenen Telefon, der Ehrenamtsbörse der Awo für Haan und Gruiten, an. Ihr Anliegen: "Wer kann für mich bei der Tafel einkaufen? Ich bin nicht mehr mobil." Die ehrenamtlich tätigen Männer und Frauen am Goldenen Telefon wussten Rat. Denn seit etwa einem Jahr gibt es den Tafel-Lieferservice. Fünf Fahrer, alles Ehrenamtler, stellen abwechselnd einmal in der Woche ihr Auto zur Verfügung, um Frau Pacovsky-Mutter und andere Tafelkunden, die nicht mehr alleine vor die Tür gehen können, mit Tafel-Produkten zu beliefern.

An einem dieser Dienstage sind Knut Grund und Harald Schwamborn unterwegs. Sie kennen ihre Kunden, wissen um deren Vorlieben und Abneigungen in Bezug auf Lebensmittel. Entsprechend sieht der Einkaufszettel aus. Blumenkohl wird gewünscht, keine Paprika. Kartoffeln gibt es an diesem Tag nicht. "Die sind inzwischen Mangelware", sagt Knut Grund. Für den Kuchen gibt es bestimmte Plastikbehälter, die jeder Kunde zur Tafel mitbringen muss. Sonst gibt es keinen Kuchen. Die Fahrer haben vorgesorgt.

An diesem Vormittag ist Ayleen, 6, eine sehr eifrige Bedienung bei der Tafel. Ihre ehrenamtlich tätige Oma hat das Berliner Ferienkind kurzerhand eingespannt. Viel Spaß macht ihr das "Verkaufen". Pixi-Bücher und Barbies aus eigenem Bestand hat sie mitgebracht. Die werden von anderen Kunden gerne mitgenommen. Die Herren Grund und Schwamborn werden von den SKFM-Leuten zügig bedient. In die lange Schlange vor der Ausgabestelle bei der Freien Evangelischen Gemeinde müssen sie sich nicht einreihen. Schließlich sind sie im Sondereinsatz unterwegs und durch entsprechende Namenschilder ausgewiesen.

"An manchen Tagen kommen bis zu 130 Kunden hierher", weiß der Mann an der Kasse, der die Berechtigungsausweise kontrolliert. Die Fahrer des Tafel-Lieferservice schwingen sich mit vollen Taschen ins Auto und fahren los. Sie wissen, sie werden erwartet. Frau Mutter hat die Tafel-Gebühr schon bereitgelegt: 2 Euro für den SKFM-Einkauf und 1 Euro für die Zustellung. Ein paar freundliche Worte und schon sind die Männer wieder weg.

Projektleiter Manfred Maus, seit seiner Pensionierung Ende 2015 in diesem Dienst, ist verantwortlich für die Einteilung der Fahrer. Wer plötzlich verhindert ist, muss schnell ersetzt werden. Die Männer helfen sich gegenseitig. Margit Thomas von der Awo sagt: Wir haben noch Kapazitäten frei für weitere Tafel-Kunden. Sie empfiehlt dienstags zwischen 11 und 12 oder jeden ersten Mittwoch im Monat das Goldene Telefon 02129-2550 anzurufen. Dort wird dann vermittelt. "Wenn sich mehr Kunden melden, brauchen wir auch mehr ehrenamtliche Auslieferer", sagt Margit Thomas. Bürger helfen Bürgern, heißt es bei der Arbeiterwohlfahrt. Im Alter soll jeder Mensch - auch zuhause - würdevoll leben können, meinen die Quartiersentwickler.

(gund)
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