Grevenbroich Zwei Künstlerinnen, eine Ausstellung

Grevenbroich · Anneliese vom Scheidt präsentiert jetzt zum zweiten Mal seit 2010 Arbeiten von Karin Gier und Christa Schöppel in ihrer Galerie "p 91" an der Poststraße 91 im ehemaligen Landratsamt. Die beiden Künstlerinnen, die vor kurzem in der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule in Allrath das Projekt "MiA!" ("Malen in Allrath!") gestartet haben, zeigen sehr unterschiedliche Werke.

 Karin Gier (l) und Christa Schöppel in der "P91"-Galerie.

Karin Gier (l) und Christa Schöppel in der "P91"-Galerie.

Foto: lber

Beim ersten Blick auf die Exponate könnte der Eindruck entstehen, da stellen nicht zwei, sondern drei Künstlerinnen aus. Das liegt an Christa Schöppel, die Teile von zwei sehr unterschiedlichen Werkgruppen zeigt: Da sind zum einen Bilder, die nach Fotos entstanden sind, die die 59-jährige gebürtige Berlinerin in einem Zille-Fotobuch entdeckt hat und die sie sofort angesprochen haben: So ist eine kleine Zeitreise in die 1920er Jahre entstanden.

Die Diplom-Psychologin, die in Rosellen lebt, arbeitet mit Tusche-Pinsel und Tusche-Stein. Sie liebt den Kontrast zwischen Bildern, die nur aus Grautönen bestehen und der Malerei mit Farbe, sie malt zwar immer gegenständlich, aber lässt mal mehr, mal weniger weg. Und sie entführt den Betrachter ihrer Bilder in längst vergangene Zeiten - in Zeiten, wo der Rummel als Abwechslung noch fast konkurrenzlos war und Menschen fremder Kulturen wie Zootiere präsentiert wurden. Ganz anders die Bilder, die am Tablet-PC entstanden sind und die die Künstlerin auf 230-Gramm-Kunstdruckkarton hat ausdrucken lassen: Sie gefallen durch ihre erfrischende Farbigkeit. Das Motiv: Menschen, die in einem Bezug zueinander stehen.

Karin Gier leitet eine Kindertagesstätte mit dem Schwerpunkt "Kunst und Natur". Wenn die 62-Jährige aus Kapellen zu Pinsel und Spachtel greift, versucht sie, Denkprozesse auszuschalten und sich voll und ganz auf den Schaffensprozess zu konzentrieren. Braunkohle, Lehm, Sande und Marmormehl sind Materialien, mit denen sie bevorzugt arbeitet. Kein Wunder, dass ihre Bilder voller Strukturen sind, voller Aufbrüche und Risse - sie entstehen, sind nicht immer kalkulierbar. Auf einigen Bildern sieht man schemenhaft Figuren. Die Materialien sind für Karin Gier Energieträger und Sinnbilder zugleich. Die Erden erzählen von Werden und Vergehen, von Zerstörung und Neubeginn.

Die Ausstellung "Von gestern bis morgen" in der Galerie "p 91" ist noch bis zum 23. Oktober samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

(barni)
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