Grevenbroich Wo es das erste Schokokuss-Brötchen der Stadt gab

Grevenbroich · Die Bäckerei Helfenstein prägte viele Jahre den Eingang zur Breite Straße. Im Krieg ausgebombt, machte die Familie in einer Baracke weiter.

Grevenbroich: So sah die Bäckerei Helfenstein früher aus
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So sah die Bäckerei Helfenstein früher aus

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Die Caféhaus-Ausstellung im Museum weckt Erinnerungen an die Bäckerei Helfenstein, die bis in die 1980er Jahre hinein das Bild am Eingang zur Breite Straße prägte. Die Anfänge des Betriebs lagen jedoch woanders: nämlich an der St.-Leonhard-Straße in Gindorf.

"Dort eröffneten meine Großeltern Willy und Gertrud im Jahr 1928 eine Bäckerei", zitiert Enkel Willy Helfenstein die Familienchronik. Der Opa hatte sein Handwerk in der Bäckerei Plum an der Breite Straße erlernt - und als der Betrieb 1936 zum Verkauf stand, hat er ihn übernommen. So kamen die Helfensteins in das Herz der Stadt.

"Das Unternehmen war damals schon sehr gut aufgestellt", schildert Helfenstein. Großvater Willy hatte sogar einen eigenen Lieferservice. Mit seinem Auto fuhr er Brot an die Kundschaft aus, belieferte kleinere und größere Geschäfte - bis nach Düsseldorf. "Für die damalige Zeit war das keine Selbstverständlichkeit", meint Helfenstein.

Dann kam der Krieg, und die Bäckerei fiel - wie auch andere Häuser am Eingang zur Breite Straße - den Bombenangriffen zum Opfer. Auf den Trümmern errichteten die Helfensteins eine Baracke, die nahe der Erft lag und mehrere Jahre als Ladenlokal diente. Und nicht nur das: "Sie war auch Wohn- und Schlafzimmer. Unter der engen Dachschräge schliefen damals die sechs Kinder meiner Großeltern", berichtet Willy Helfenstein. Das kleine Schaufenster wurde stets liebevoll dekoriert, wie Fotos aus dem Familienalbum zeigen.

1953 errichteten die Helfensteins an der Breite Straße ein großes Mehrfamilienhaus mit zwei Ladenlokalen. In das linke zog die NGZ-Geschäftsstelle ein, in das rechte die Bäckerei mit ihrem Verkaufsraum, der kontinuierlich vergrößert wurde. Großer Beliebtheit erfreute sich das Café, in dem sich tagsüber die Freunde süßer Spezialitäten trafen - die Grillaschtorte der Helfensteins war weit über die Stadt hinaus bekannt. Und am Abend war das Café häufig Treffpunkt von Vereinen wie der Kolpingsfamilie. "Ich erinnere mich noch genau an deren Gesangbücher, die in unserem Geschäft deponiert waren", sagt Willy Helfenstein. Dessen Eltern Heinz und Maria übernahmen 1964 das Geschäft und bauten es weiter aus. Geradezu legendär war der Weck aus der eigenen Backstube - und später soll dann es die ersten Schokokuss-Brötchen in der Stadt bei den Helfensteins gegeben haben.

1984 war es dann zu Ende: Aus gesundheitlichen Gründen gab die Familie den Betrieb auf. Wo früher Kuchen, Brot, frische Brötchen, aber auch Kaffee verkauft wurden, ist heute ein Modegeschäft.

(NGZ)
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