Schützen in Grevenbroich Weck-Verbot jetzt auch Thema im Landtag

Grevenbroich · Das Weck-Verbot gegen die Schützen in Grevenbroich-Orken zieht immer weitere Kreise. Die FDP will in einer "Kleinen Anfrage" an die Landesregierung klären, wie die Politik zu der Schützentradition steht. Das Orkener Tambourkorps hält an dem Fünf-Uhr-Termin fest.

 Das Trommel-Verbot in Orken beschäftigt nach einer Anfrage der FDP nun auch die Landesregierung.

Das Trommel-Verbot in Orken beschäftigt nach einer Anfrage der FDP nun auch die Landesregierung.

Foto: ostermann

Das Polizei-Verbot für das musikalische Wecken in Orken beschäftigt nun auch die Politik in Düsseldorf. Die FDP-Abgeordneten Henning Höne, Christof Rasche und Dietmar Brockes haben eine sogenannte "Kleine Anfrage" im Landtag eingereicht. Sie wollen wissen: Wie bewertet die Landesregierung den Vorfall von Sonntagmorgen - und was unternimmt sie, um die Akzeptanz von Schützenfesten in der Gesellschaft zu stärken?

"Der Vorfall hat nicht nur bei den beteiligten Musikern und dem Verein, sondern auch in den sozialen Medien und weiten Teilen der Bevölkerung für viel Verärgerung gesorgt", sagt Henning Höne, kommunalpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Er möchte nun detailliert wissen, ob vergleichbare Fälle aus andern Kommunen bekannt seien. Zwar gelte in NRW eine generelle Nachtruhe bis 6 Uhr - doch Höne weist darauf hin, dass Ausnahmen möglich seien, etwa "wenn eine Veranstaltung auf historischen, kulturellen oder sonst sozialgewichtigen Umständen beruht".

Dass das musikalische Wecken zum Brauchtum in Orken gehört, davon ist Roland Knapp überzeugt. Der Vize-Präsident des Bürgerschützenvereins, der aktives Mitglied des Tambourkorps von 1898 ist, will daher auf jeden Fall an dem um 5 Uhr beginnenden Gegenstück zum Zapfenstreich festhalten.

"Nicht nur, weil das frühe Wecken zu den Traditionen in unserem Dorf zählt", sagt Knapp: "Vielmehr geht es auch darum, den engen Zeitplan am Sonntag einzuhalten." Etwa 50 Offiziere und Zugkönige gilt es am frühen Sonntagmorgen in dem 4000-Einwohner-Ort aus den Federn zu holen - ein strammes Pensum. Vor allem auch, weil Orken nicht gerade zu den kleinsten Orten im Stadtgebiet zählt. "Wir teilen das Tambourkorps daher jedes Jahr in zwei Gruppen mit jeweils zehn bis 15 Musikern auf", sagt Knapp: "Sonst schaffen wir es nicht, spätestens um 7.45 Uhr fertig zu sein und das Dorf auf den Beinen zu haben."

Während anderenorts beim Wecken ausschließlich das "Freut euch des Lebens" erklingt, spielen die Orkener ihr "gesamtes Repertoire rauf und runter", wie der BSV-Vize meint: "So halten wir es auch in Gierath-Gubberath, wo das Wecken ebenfalls um 5 Uhr beginnt."

Letzte Station für die Spielleute auf ihrem Muntermach-Marsch ist die Residenz des Schützenkönigs, dort gibt es stets ein Frühstück für die Musiker. Gegen 8.45 Uhr begleiten sie den Regenten dann mit Marschmusik zum offiziellen Antreten des Regiments. Danach geht es weiter im Programm: Umzug, Gedenkfeier, Frühschoppen mit Festkonzert. "Um das alles bis 13 Uhr über die Bühne zu bringen, müssen wir um Fünf mit dem Wecken beginnen", argumentiert Knapp.

Und das soll auch so bleiben, sagte am Dienstag der Grevenbroicher FDP-Fraktionschef Markus Schumacher. In einem Antrag für die nächste Ratssitzung hat er vor dem Hintergrund des Weck-Verbots einen besseren Service der städtischen Fachverwaltung gefordert. Sie müsse die Vereine künftig risikovermeidend unterstützen und auf eventuell erforderliche Anträge hinweisen - zum Beispiel auf Sondergenehmigungen für Musik am frühen Morgen. "Der enttäuschende Vorgang", so resümiert Markus Schumacher, habe die Stadt überregional in ein schlechtes Licht gerückt.

(NGZ)
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