Grevenbroich Warum Krützen neuer Bürgermeister wird

Grevenbroich · Augenscheinlich steckt er in einer Luxus-Zwickmühle. Klaus Krützen könnte im Oktober in den Bundestag nachrücken, da der SPD-Abgeordnete Dirk Becker im lippischen Oerlinghausen zum Bürgermeister gewählt wurde. Doch für den 46-Jährigen ist Berlin jetzt Nebensache - und das kauft man ihm ab. Denn Krützen will unbedingt den Chefsessel im Grevenbroicher Rathaus erobern, um den die SPD seit 16 Jahren vergeblich kämpft. Und er gibt den Sozialdemokraten wieder Hoffnung, da der Sieg diesmal zum Greifen nahe scheint. Immerhin lag er am 13. September nur 1,1 Prozentpunkte hinter Ursula Kwasny - und das bei einem Feld von insgesamt sieben Bewerbern.

Grevenbroich: Warum Krützen neuer Bürgermeister wird
Foto: Berns, Lothar (lber)

Klaus Krützen ist Leiter der Hauptschulen in Dormagen und Odenkirchen. "Wie es nicht geht, weiß ich selbst", ist auf einem Schild zu lesen, das auf einem seiner Schreibtische steht. Eine klare Ansage des Rektors an das Lehrerkollegium. Krützen fordert seinen Stab, motiviert ihn, eigene Ideen und Lösungen beizusteuern - zu Gunsten der Schüler und des gesamten Betriebs. Da er damit gut gefahren ist, will er diese Methode auch bei seiner Arbeit im Rathaus einsetzen. Mit kommunalpolitischen Fragestellungen ist er ohnehin seit vielen Jahren vertraut. 1996 übernahm Klaus Krützen die Leitung des SPD-Ortsvereins Neukirchen, in dem er sich von vornherein als "Kümmerer in einem konservativen Umfeld" sah. Von 1999 bis 2014 war er im Grevenbroicher Stadtrat vertreten, seit 2009 ist er Kreisvorsitzender der SPD. Dass Krützen Wahlkampf kann, bewies er 2013, als er als Bundestagskandidat das politische Schwergewicht Hermann Gröhe (CDU) herausforderte und bei 27,9 Prozent landete. Gröhe erreichte 45,5 Prozent.

Jäger bei den "Löstige Boschte" in Neurath, Grenadier bei den "Flotte Boschte" in Neukirchen, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Klaus Krützen ist in der Mitte Grevenbroichs zu Hause, und er spricht deren Themen an: Bürger beteiligen, die Innenstadt aufpolieren, familienfreundliche Bedingungen schaffen und für neue Arbeitsplätze in interkommunalen Gewerbegebieten sorgen. Und die RB 38 in eine S-Bahn verwandeln, natürlich. Das sind keine ideologischen Kampfansagen, die bürgerliche Wähler erschrecken sollten.

Klaus Krützen lebt mit Ehefrau Karin und Sohn Enrico in einem Einfamilienhaus, das sich die Familie vor rund zwei Jahren im Neukirchener Neubaugebiet eingerichtet hat. Für Krützen ist das ein ideales Rückzugsgebiet von der beruflichen und politischen Arbeit. In seiner Freizeit spielt er Fußball, zupft hin und wieder auf seiner Gitarre und ist ein begeisterter Jogger, der in Etappen den Rheinstieg von Wiesbaden nach Rom erkundet. Und er ist einer, der Sinn für Humor hat - obwohl er Schauerromane von Stephen King liest.

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Klaus Krützen tritt nicht nur für die SPD an, er ist auch der Kandidat eines Bündnisses aus Grünen, Linken und Freien Bürgern, das ihn vor der Stichwahl am Sonntag noch einmal kräftig unterstützt. Mit 46 Jahren ist der Neukirchener so jung, dass er für einen Generationswechsel im Rathaus steht. Sein Programm trägt den Titel "Grevenbroich kann mehr" - das ist nicht nur eine selbstbewusste Feststellung des Kandidaten, sondern auch Kritik an der amtierenden Verwaltungsführung. Krützen brennt darauf, es besser zumachen. Mit ihm hat die SPD einen Kandidaten, der es schaffen kann, das Grevenbroicher Rathaus nach 1999 wieder zu holen.

(NGZ)
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