Grevenbroich Von Afrika und Allrath in die heilige Stadt

Grevenbroich · Pater Friedrich Stenger ist Direktor der Bibliothek der Afrikamissionare in Rom. Drei Jahre war er in Allrath und Barrenstein Pfarrer, und er verfolgt auch die Diskussion um den geplanten Abriss der Kirchen in den beiden Dörfern.

Viele Jahre wirkte er in Afrika, heute lebt er in Rom. Doch regelmäßig verfolgt Pater Friedrich Stenger in der Zeitung die Ereignisse in der Stadt Grevenbroich. Dort war eine von vielen Stationen in seinem Leben: Drei Jahre lang, von 1985 bis 1988, war Pater Stenger Pfarrer in Allrath und Barrenstein.

Die Diskussion um das Gebäudekonzept im Seelsorgebereich Vollrather Höhe lässt auch ihn nicht kalt. "Als früherer Pfarrer würde ich es sehr bedauern, wenn die Allrather Kirche, in die sehr viel Geld zur Renovierung des Daches gesteckt wurde, abgerissen würde. Da muss es doch eine bessere Lösung geben. Das Gleiche gilt für die Barrensteiner Kirche", erklärt Stenger, der in den vergangenen Tagen mit dem Allrather Helmut Klougt im Kontakt stand. Die Allrather müssten zeigen, dass ihnen "nicht egal ist, was mit ihrer Kirche geschieht" - Stenger riet sogar zu einer Demonstration.

Geboren wurde Friedrich Stenger 1942 in Aschaffenburg. Nach dem Abi stand sein Entschluss fest: Er wollte Pfarrer sein, "aber ich wollte nicht in ein Dorf", erzählt er. Sein Interesse galt Afrika und seinen Menschen. "Ich bin zwar nicht in Afrika geboren, aber Afrika ist in mir geboren", sagt er. "Die Menschen dort strahlen eine Kraft und Freude aus, auch wenn sie es schwer haben. In Europa beklagen wir uns auf hohem Niveau, in Afrika geht es um elementare Dinge."

Stenger trat den Afrikamissionaren "Weiße Väter" bei, studierte, 1971 war die Priesterweihe. Äthiopien, Sambia, später Kenia waren Stationen auf seinem Lebensweg. "Wie oft ich Malaria hatte, weiß ich nicht." Der Pater unterrichtete in Afrika unter anderem Priesteranwärter in Seminaren. Zwischendurch kam er doch in ein Dorf - im Rheinland. "Ich arbeitete damals von Köln aus an der Missionszeitschrift und wollte aber noch mehr machen", berichtet Stenger, der bei der Rheinischen Post ein Praktikum absolviert hat. Er übernahm die Pfarrerstelle für Allrath und Barrenstein. "Ich musste damals Allrather und Barrenstein zusammenführen, das war nicht immer leicht", berichtet er. Gut erinnert er sich an die erste Zeit: "In Allrath war Schützenfest - ich schoss mit und erzielte zunächst den besten Schuss. Ich wusste gar nicht, was das bedeutet", erzählt er schmunzelnd. "Dann gab es doch noch einen besseren Schützen". Bei der Totenehrung sei er im grauen Anzug erschienen. "Einen schwarzen hatte ich nicht, der Adjutant besorgte mir sofort danach einen mit Hemd und Krawatte."

Nach drei Jahren ging Stenger wieder nach Afrika - und kehrte schließlich nach Europa zurück, nach Rom. Dort ist er Direktor der Afrika-Bibliothek der "Weißen Väter", rund 20 Minuten vom Petersplatz entfernt. "Bei uns stehen 50.000 auf Afrika spezialisierte Bände. Zu uns kommen beispielsweise viele Afrikaner, die ihre Doktorarbeit schreiben." Afrika hat er zwar verlassen, aber "Afrika kommt zu mir, es beginnt in Rom. Diese fantastische Unorganisiertheit - Römer und Afrikaner können beide gut improvisieren", sagt er.

(NGZ)
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