Hans Rainer Willmen "Verbrannte Erde wurde hinterlassen"

Grevenbroich · Ehemaliger Ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses weist Vorwürfe zurück.

 Hans Reiner Willmen (82) kämpft für das Elisabeth-Krankenhaus.

Hans Reiner Willmen (82) kämpft für das Elisabeth-Krankenhaus.

Foto: LBER

Herr Professor Willmen, der ehemalige Chef der Rhein-Kreis-Kliniken, Ralf H. Nennhaus, hat Ihnen in einem NGZ-Interview vorgeworfen, dem Grevenbroicher Krankenhaus geschadet zu haben. Wie haben Sie als ehemaliger Ärztlicher Direktor des Hauses darauf reagiert?

Hans-rainer Willmen Ich halte diese Bemerkung für absolut unpassend. Ehrlich gesagt, hat mich diese Aussage sehr verärgert, da sie Ursache und Wirkung auf den Kopf stellt.

Grund sei die vor drei Jahren öffentlich ausgetragene Diskussion um die Frauenkliniken in Grevenbroich und Dormagen gewesen, sagt Nennhaus. Mussten Sie sich damals einmischen?

Willmen Was das St.-Elisabeth-Krankenhaus betrifft, habe ich mich in den Jahren zuvor bewusst aus allem herausgehalten. Als die Diskussion aufkam, dass die Frauenkliniken in Grevenbroich und Dormagen nur noch von einem Chefarzt betreut werden sollen, konnte ich nicht anders: Ich habe es als meine Pflicht empfunden, auf die Gefahren einer solchen Zweiteilung hinzuweisen.

Ist das, was Sie damals vorausgesagt haben, eingetreten?

Willmen Herr Nennhaus sagt in dem NGZ-Interview doch klipp und klar, dass die Patienten in Grevenbroich auf andere Kliniken in Mönchengladbach oder weiter entfernt ausweichen würden. Genau das habe ich damals vorausgesehen - und darauf habe ich öffentlich aufmerksam gemacht.

Weil Ihnen die Klinik auch nach vielen Jahren noch am Herzen liegt?

Willmen Ehrlich gesagt, spreche ich immer noch von ,meinem' Krankenhaus. Wir waren die ersten, die die Minimal-invasive Chirurgie von Grevenbroich aus in ganz Deutschland bekannt gemacht haben. Sie wird heute in der ganzen Bundesrepublik zum Wohle der Patienten eingesetzt. Ich schreibe mir auch das Verdienst zu, das Lehrkrankenhaus von Aachen nach Grevenbroich geholt und damals - was durchaus unüblich war - ein pathologisches Institut am Krankenhaus angesiedelt zu haben. Es ist völlig unpassend, mir jetzt die Schuld am Abwandern der gynäkologischen Patienten zuzuschreiben. Herr Nennhaus vergisst dabei, dass vor allem die Selbstzahler mündige Patienten sind, die im Krankheitsfall eine tägliche chefärztliche Betreuung erwarten dürfen.

Wie werten Sie den Weggang des Chefs der Rhein-Kreis-Neuss-Kliniken?

Willmen Aus meiner Sicht war das keine Berufung von Grevenbroich nach Moers. Ich bin froh, dass der Landrat doch noch die Reißleine gezogen und Herrn Nennhaus elegant das Vertrauen entzogen hat, was einer Kündigung entsprach. Es ist viel verbrannte Erde hinterlassen worden, damit meine ich nicht nur die Schulden von zehn Millionen Euro, die sich nicht kurzfristig angehäuft haben. Das Arbeitsklima im Krankenhaus - das unter Nennhaus' Vorgängern immer sehr harmonisch war - hat sehr gelitten. Ich höre sehr viele Klagen aus dem Krankenhaus.

WILJO PIEL STELLTE DIE FRAGEN.

(NGZ)
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