Bürgermeisterwahl in Grevenbroich Kwasny und Krützen im Wahlendspurt

Grevenbroich · Kurz vor der Stichwahl trafen Bürgermeisterin Ursula Kwasny (CDU) und Herausforderer Klaus Krützen (SPD) beim Talk auf dem blauen NGZ-Sofa aufeinander. Krützen zeigte sich dabei angriffslustig, Kwasny setzt auf ihre Erfahrung.

Grevenbroich: Kwasny und Krützen beim NGZ Sofa
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Grevenbroich: Bürgemeisterkandidaten beim NGZ-Talk

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Nach einer guten Stunde redet sich Ursula Kwasny (CDU) für einen Moment richtig in Rage. Es ist Mittwochabend in der Zehntscheune, und die Bürgermeisterin trifft beim Talk auf dem blauen NGZ-Sofa auf ihren Herausforderer Klaus Krützen (SPD). Die Rollen sind klar verteilt: Krützen (46), der auch von Grünen, Linke und FBG unterstützt wird, ist der Angreifer. Er geht an diesem Abend konsequent in die Offensive — wie ein Fußballer, dessen Team hartnäckig auf Pressing setzt.

Kwasny (63) steht in der Verteidigung, und mit zunehmender Dauer wird es Zeit für einen Konter. "Ohne Geld nutzen alle Visionen nichts", wettert sie schließlich. Und Krützens Bild vom "Landrat als Schattenbürgermeister, der die Stadt wie einen Bär am Nasenring herumführt" lässt sie so nicht stehen. Der Landrat sei eine große Unterstützung, betont Kwasny. "Ich bin froh, dass das Verhältnis der Stadt zum Kreis so ist, wie es ist."

Klaus Krützen erreicht Stichwahl gegen Ursula Kwasny in Grevenbroich
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Grevenbroich: Kwasny und Krützen gehen in die Stichwahl

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Wenige Tage vor der Stichwahl bringen sich die beiden Bewerber ums Bürgermeisteramt beim Talk, den die NGZ mit der Raiffeisenbank als Partner präsentiert, in Stellung. Kwasny und Krützen steckt der monatelange Wahlkampf in den Knochen, und jetzt, auf der Zielgerade, geht es noch einmal um jeden Zentimeter, um jede Stimme. Zwar gehen beide fair miteinander um, aber Satz um Satz, Antwort um Antwort auf die Fragen von NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten und Redakteur Wiljo Piel schälen sie ihr Profil heraus. Mehr und mehr wird deutlich: Die Grevenbroicher entscheiden bei der Stichwahl am nächsten Sonntag nicht nur, ob sie den unter Ursula Kwasny eingeschlagenen Weg fortsetzen möchten oder ob frischer Wind durchs Rathaus wehen soll. Altbekanntes oder Generationenwechsel — das ist die Frage. Ursula Kwasny erklärt, sie habe ihre Mission noch lange nicht beendet.

Schlossbad-Neubau, Umstrukturierung der Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich (WGV), die Haushaltssanierung — das alles wolle sie auch zu Ende bringen. Krützen kritisiert, die Verwaltungschefin setze zu wenig Impulse, insbesondere mit Blick auf die Zukunft der Stadt. Im Wettbewerb der Kommunen stehe Grevenbroich unter massivem Druck, die Wirtschaftsförderung sei strategisch nicht gut aufgestellt.

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Kwasny erklärt, diese Stabsstelle solle im Falle ihrer Wiederwahl aufgestockt und verstärkt werden. "Das wurde sechs Jahre lang versäumt. Die Stadt hat wichtige Zeit verloren", moniert Krützen. Zudem werde das Einzelhandelsstandortkonzept in der City zu restriktiv angewandt. "Stadtentwicklung und Politik müssen sich ständig an neue Gegebenheiten anpassen", sagt er.

Posten um Posten arbeiten sich Krützen und Kwasny aneinander ab. Der Herausforderer attackiert und erklärt, was er alles besser machen wolle, die Amtsinhaberin verteidigt sich und weist die Kritik zurück — zum Beispiel mit Blick auf die Innenstadt. "Natürlich hätten wir gern ein ,Café Extrablatt' angesiedelt, aber da haben die Eigentümer auch noch ein Wörtchen mitzureden", sagt sie. Generell sei die City gut aufgestellt, auch dank des Einzelhandelsstandortkonzepts, das vom Rat beschlossen wurde und nicht einfach übergangen werden könne.

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Wirtschaftlich habe sich Grevenbroich in ihrer Amtszeit gut entwickelt. Alleine in Kapellen seien rund 1100 Arbeitsplätze entstanden. Krützen sieht Luft nach oben, insbesondere für die Zeit nach der Braunkohle müssten jetzt schon Ideen entwickelt werden. Kwasny verweist auf die Beteiligung der Stadt an der Innovationsregion Rheinisches Revier. Krützen mahnt zu mehr Kreativität. "Man muss auch mal etwas größer denken." Mit zunehmender Dauer steht Krützen mit immer breiterer Brust auf dem Podium, während Kwasny dagegen hält. Beide wissen, dass es bei der Stichwahl am Sonntag wohl ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen wird. Sie hoffen auf mehr Wahlbeteiligung; jeder versucht, seine Wähler zu mobilisieren. Einen wird Ursula Kwasny nicht für sich gewinnen: Zum Abschluss des Abends drückt ihr Klaus Krützen senior herzlich die Hand. Er wünsche ihr alles Gute für Sonntag. "Aber meinem Sohn wünsche ich das noch etwas mehr." Kwasny lächelt. "Das ist klar", sagt sie. Aber gewinnen werde Klaus Krützen trotzdem nicht.

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