Grevenbroich Tomaten-Gärtner bei Nachhaltigkeit Vorbild

Grevenbroich · Mittelständler aus dem Rhein-Kreis machten sich jetzt ein Bild von der nachhaltigen Energiewirtschaft im Neurather Gewächshauspark.

 In dem Gewächshauspark reifen Tomaten für mehrere Supermarktketten - auch mit Hilfe von heißem Wasser aus dem benachbarten Kraftwerk.

In dem Gewächshauspark reifen Tomaten für mehrere Supermarktketten - auch mit Hilfe von heißem Wasser aus dem benachbarten Kraftwerk.

Foto: berns

Mittelständler für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung sensibilisieren - darum geht es Sylvia Becker von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Rhein-Kreises. Sie leitet dort das Kompetenzzentrum für Corporate Social Responsibility (CSR, Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung), das dafür wirbt, Nachhaltigkeit systematisch in die Strategien auch mittelständischer und kleiner Unternehmen zu integrieren.

Rund 20 Firmenvertreter waren der Einladung des Kompetenzzentrums gefolgt und besichtigten jetzt den Gewächshauspark der "Neurather Gärtner", die dort auf einer Fläche von 16 Hektar Tomaten anbauen. Im Fokus: die nachhaltige Energiewirtschaft. "Die ,Neurather Gärtner' übernehmen darin eine Vorreiterrolle", sagt Sylvia Becker, die "Umwelt" als eines von vier CSR-Handlungsfeldern nennt.

Tatsächlich legen die Tomaten-Gärtner großen Wert auf nachhaltige Energiewirtschaft und besonders auf CO2-neutrale Produkte. Das zeigt allein die Wahl des Standorts Neurath. "Die Nähe zum Kraftwerk ist kein Zufall", sagt Betriebsleiter Ludwig Zeitheim, der die Netzwerker durch den Gewächshausbetrieb führte. Das heiße Wasser aus den Produktionsprozessen im Kraftwerk wird über eine Leitung zu einem neun Megawatt starken Wärmetauscher geführt, der - vereinfacht gesagt - dafür sorgt, dass die Tomaten bei für sie günstigen Temperaturen zwischen 21 und 23 Grad wachsen. Fünf Sorten werden in dem Park angebaut, in dem 17 festangestellte Gärtner und zahlreiche Erntehelfer die Tomaten-Versorgung namhafter Supermarktketten sicherstellen.

Den Strom etwa für die Beleuchtung der Tomaten mit 20.000 LED-Modulen und rund 5000 Natrium-Dampflampen beziehen die "Neurather Gärtner" nach eigenen Angaben CO2-neutral aus Windkraft und Sonnenenergie. Die "Tomaten-Lampen" von Neurath sind über die Stadtgrenzen Grevenbroichs hinaus bekannt: Bei einer Beleuchtungsaktion der Gärtner am 11. November 2015 war das orange schimmernde Licht noch in der niederländischen Stadt Venlo am Himmel zu sehen.

Über den Ökostrom hinaus gehen die Gärtner auch in Bezug auf eine nachhaltige Wasserwirtschaft mit gutem Beispiel voran. "Wir fangen Regenwasser auf", erzählt Zeitheim. In den Gewächshäusern werde es mit Dünger versehen - überschüssiges Wasser werde aufgefangen, entkeimt und wiederverwendet. Zeitheim spricht von "weitestgehend biologischem Pflanzenschutz", ihm zufolge sind die Tomaten frei von Insektiziden und Fungiziden. Dafür setzen die Tomaten-Gärtner Nutz-insekten ein, die Schädlinge bekämpfen, zudem sorgen Hummeln im Gewächshauspark für einen natürlichen Bestäubungsprozess.

Wenn sich die meisten Maßnahmen der "Neurather Gärtner" auch nicht ohne Weiteres auf andere Unternehmen übertragen lassen, so diente der CSR-Netzwerkabend vor allem der Sensibilisierung. "Wir wollen Bewusstsein schaffen - für nachhaltige Strategien", betont Sylvia Becker.

(cka)
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