Grevenbroich Tapeten erzählen Pastorats-Geschichte

Grevenbroich · Grafiker Helmut Coenen hat sich mit seiner Kamera im ältesten Backsteinhaus Wevelinghovens umgesehen.

 Helmut Coenen vor einem Großformat-Foto vom Treppenaufgang.

Helmut Coenen vor einem Großformat-Foto vom Treppenaufgang.

Foto: Staniek

Schon vor einigen Jahren haben die Wevelinghovener ihr altes, aus dem 17. Jahrhundert stammendes Pastorat vor dem drohenden Verfall gerettet. In den nächsten Monaten soll das Gebäude umfassend saniert werden. Es wird künftig Teil des "Martinus-Treffs" mit neugebautem Pfarrzentrum und renoviertem Pfarrhaus. Bevor die Handwerker einziehen, hat sich Helmut Coenen in dem historischen Gemäuer umgesehen und seine Kamera auf die Wände gerichtet. Denn dort spiegeln sich mehrere Jahrzehnte der Pastorats-Geschichte eindrucksvoll wider.

 Zwei Mädchen mit Wespentaille und Petticoat: Dieser Tapetenrest stammt aus den 1950er Jahren. Das Foto ist Teil einer Ausstellung, die zurzeit im "Denk-Haus" am Klosterweg in Wevelinghoven zu sehen ist.

Zwei Mädchen mit Wespentaille und Petticoat: Dieser Tapetenrest stammt aus den 1950er Jahren. Das Foto ist Teil einer Ausstellung, die zurzeit im "Denk-Haus" am Klosterweg in Wevelinghoven zu sehen ist.

Foto: Coenen (3), Staniek (1)

Es waren vor allem die Tapeten, die den Grafiker faszinierten. Bei einem Rundgang stieß er auf Reste von Wandverkleidungen mit blauem Blumenmuster, die noch aus der Biedermeierzeit (1815-1848) stammen. "Das war wohl die Tapete des damaligen Pastors", vermutet Coenen. Weitaus jünger sind die Papierfetzen, die Mädchen in Petticoats zeigen - sie dürften aus den 1950er Jahren stammen. Wuchtige Blumendekors in knalligen Farben deuten mehr auf die Sechziger hin. "Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Flüchtlinge aus dem Osten in das Pastorat ein. Das dürfte deren Wandschmuck gewesen sein", vermutet Coenen. Seit den 70ern steht das Gebäude leer, es wurde seitdem als "Rumpelkammer" genutzt.

 Schöne bunte Welt: Ein Dekor aus den Wirtschaftswunder-Jahren.

Schöne bunte Welt: Ein Dekor aus den Wirtschaftswunder-Jahren.

Foto: Coenen
 Der älteste Tapetenfetzen im Pastorat stammt aus der Biedermeierzeit.

Der älteste Tapetenfetzen im Pastorat stammt aus der Biedermeierzeit.

Foto: Coenen

Seine Wand-Fotos stellt Helmut Coenen derzeit im "Denk-Haus" am Klosterweg aus. Seine Bilder haben nicht nur historischen, sondern auch künstlerischen Wert. Denn der Grafiker hat Bildausschnitte gewählt, die die Tapetenreste im Zusammenspiel mit bröckelndem Putz und abblätternder Farbe wie moderne Malerei aussehen lassen. Die Ausstellung kann bis zum 5. Juli jeweils samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr besucht werden. Individuelle Termine können unter 0172 7370464 vereinbart werden.

(NGZ)
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