Grevenbroich Tankstellen für E-Autos werden kaum genutzt

Grevenbroich · Die CDU will mehr Ladestationen für E-Autos. Doch die Stadt sieht keinen Grund, aktiv zu werden. Denn die Nachfrage sei zu gering.

 Bei Andreas Schäfer an der Nordstraße gibt es Energie für Elektro-Autos,

Bei Andreas Schäfer an der Nordstraße gibt es Energie für Elektro-Autos,

Foto: Berns, Lothar (lber)

Die CDU-Fraktion macht sich für die Verbesserung der Infrastruktur für Elektro-Autos stark. Die Stadtverwaltung solle "die Bereitstellung von Ladestationen prüfen" und mit Firmen "wie GWG, RWE und ADAC über Kooperationsmöglichkeiten sprechen", hatte die Union im Umweltausschuss beantragt. "Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt betont die Bedeutung des Ladenetz-Ausbaus, um die Zahl der Elektroautos zu steigern", begründet Fraktionschef Wolfgang Kaiser.

Ein ehrgeiziges Ziel: 2010 soll eine Million Elektroautos über Deutschlands Straßen rollen, das sieht der nationale Entwicklungsplan Elektromobilität der Bundesregierung von 2009 vor. Anfang 2015 waren es gerade mal knapp 19.000, 12.000 wurden im vergangenen Jahr neu zugelassen. Da bleibt viel Luft nach oben. Im Rhein-Kreis waren am Jahresbeginn 2015 gerade mal 62 Elektroautos zugelassen.

Nach dem CDU-Antrag wurde die Verwaltung aktiv. Vier Elektro-Tankstellen gebe es in der Stadt - an der Nordstraße, am ADAC-Fahrsicherheitszentrum, beim RWE-Info-Center an der Erftstraße sowie in Hülchrath an der Herzogstraße. Aufgrund der Zahl "und ihrer geringen Nutzung sieht die Verwaltung zurzeit keine Notwendigkeit, hier tätig zu werden", heißt es in der Vorlage. Viel Arbeit machte sich die Verwaltung allerdings nicht: Als Beleg verweist sie auf Daten auf der Internetseite www.goingelectric.de. Laut dieser Seite wurde an der Station etwa an der Nordstraße "drei Mal erfolgreich geladen", beim ADAC "fünf Mal". Verschwindende Zahlen, doch: "Bei diesen Angaben handelt es sich nicht um die Zahl der Nutzungen, sondern um Bewertungen unserer 5907 Mitglieder im Internet-Portal", erklärt Blog-Betreiber Guy Weemaes.

Wolfgang Kaiser ist mit der Information aus dem Rathaus unzufrieden. "Die Vorlage ist dürftig. Die Verwaltung hätte sich mehr Mühe machen müssen als auf eine Internetseite zu verweisen, auf der offensichtlich die tatsächliche Nutzung nicht angegeben ist", sagt der Neukirchener verärgert. "Außerdem ist der Ansatz, wegen geringer Nachfrage nicht aktiv werden zu wollen, meiner Meinung falsch. Ein dichteres Netz von Elektro-Tankstellen steigert auch die Bereitschaft von Autobesitzern, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen."

Tatsache ist aber auch: Mehrere Ladestationen in der Stadt sind selten in Gebrauch. "Ich selbst habe vielleicht drei, vier Mal an unserer Station ein Elektroauto gesehen", sagt Andreas Schäfer, Betreiber von Tankstelle und Waschstraße an der Nordstraße. "Als wir uns vor vier Jahren zu der Kooperation mit RWE Power entschlossen, dachten wir, dass wir somit eine zusätzliche Leistung anbieten können. Doch die wird nicht angenommen." Auch Klaus-Jürgen Ruppert, Leiter des ADAC-Zentrums, erklärt: "Die Station bei uns wird verhältnismäßig selten genutzt." Dabei ist der Strom an der Säule dort kostenlos, wird vom ADAC, der ebenfalls mit RWE kooperiert, gesponsert. RWE betreibt 4900 Stationen in Europa, ist insgesamt mit der Resonanz zufrieden, Daten zu einzelnen Stationen teilt der Konzern aber nicht mit.

(NGZ)
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