Grevenbroich Studenten katalogisieren Kirchenschatz

Grevenbroich · Im Rahmen eines Seminars fotografieren und erfassen Kunstgeschichte-Studenten der Uni Düsseldorf zurzeit die Kunstschätze in der katholischen Pfarrkirche St. Martinus in Wevelinghoven. Das Ergebnis der Arbeit wird ein Katalog.

 Melinda Hasanbegovic vermisst das Kreuz über dem Altar, auch ihre Kommilitoninnen Lena Thelen, Marlene Reikemeier und Dozent Reinhard Köpf sind mit Katalogisierungsarbeiten in der Kirche befasst.

Melinda Hasanbegovic vermisst das Kreuz über dem Altar, auch ihre Kommilitoninnen Lena Thelen, Marlene Reikemeier und Dozent Reinhard Köpf sind mit Katalogisierungsarbeiten in der Kirche befasst.

Foto: G. Salzburg

Seltsames Treiben in der Wevelinghovener Kirche St. Martinus: Junge Menschen fotografieren das Gotteshaus drinnen und draußen, durchforsten in den Nebenräumen Schränke, vermessen Bilder und Kreuze. Direkt neben dem Altar ist ein kleines Fotostudio aufgebaut. Studenten der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf inspizieren, fotografieren und beschreiben zurzeit die Kunstschätze in der katholischen Pfarrkirche.

"Alle Bistümer sind angehalten, ihre Kunstschätze zu katalogisieren", erläutert Reinhard Köpf. Der wissenschaftliche Mitarbeiter ist Dozent des Basis-Seminars "Einführung in die kunsthistorische Inventarisierung", das vom Lehrsaal ins Gotteshaus verlegt wurde. "Wir kooperieren bei dem Projekt in Wevelinghoven mit dem Erzbistum Köln", berichtet der Kunsthistoriker weiter.

Kunsthistorisch hat die katholische Kirche in der Gartenstadt einiges zu bieten. Im Jahr 1833 war mit dem Bau des einschiffigen Baus mit flacher Holzdecke begonnen worden. Etliches Inventar stammt noch aus dem 19. Jahrhundert, etwa die verzierte Kommunionbank. Doch nicht nur Altes wird erfasst, "sondern auch nach 1950 angeschaffte Stücke, wenn sie kunsthistorisch interessant sind", sagt Köpf.

 Reich verziert ist dieses liturgische Gewand - auch die Kasel in Bassgeigen-Form wird vermessen und fotografiert.

Reich verziert ist dieses liturgische Gewand - auch die Kasel in Bassgeigen-Form wird vermessen und fotografiert.

Foto: Georg Salzburg

Zu den herausragenden Stücken in St. Martinus zählt der Kunsthistoriker die drei Chorfenster von Friedrich Baudri aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Beeindruckend auch das rote, reich verzierte liturgische Gewand, "eine Bassgeigen-Kasel", erklärt Reinhard Köpf. Die Form des Umhangs weist Ähnlichkeiten mit dem Musikinstrument auf. "Das ist eines der ältesten bislang erfassten Stücke", sagt der Dozent und weist auf Abschabungen am Gewand hin. Die seien entstanden, wenn der Pfarrer am Altar stand.

Etwa 15 Studenten, die Frauen sind weit in der Mehrheit, bevölkern die Kirchenräume. Sie tragen alte Gegenstände zum Fotografieren vor eine weiße Leinwand oder zücken am Kreuz über dem Altar den Zollstock. Victoria Lünsmann aus Düsseldorf hat sich unter anderem mit einem neugotischen Weihrauchfass befasst. "Die Arbeit macht Spaß", sagt die 21 Jahre alte Kunstgeschichte-Studentin, die vor dem Studium ein freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege absolviert hat. Alena Piskonova (25) aus Düsseldorf hat gerade die Kirchenbänke fotografiert, während Alessandra Kolmsee (25) aus Oberhausen am Reliquienschrein die Größe der winzigen Reliquie des heiligen Martinus hinter Glas abschätzt. Ob es sich um ein Knochenstückchen oder etwa anderes handelt, kann Reinhard Köpf noch nicht sagen.

Auch die Altersschätzung fällt bei bloßer Inaugenscheinnahme nicht immer leicht. "Die Skulptur der heiligen Katharina habe ich für sehr alt gehalten. Dann erfuhr ich, das sie nach alten Vorbildern geschnitzt wurde", erzählt der Kunsthistoriker. Bei der Katalogisierung außen vor bleiben zum Beispiel Bücher.

Mit all den Fotos und mit Textbeschreibungen legen die Studenten im Rahmen des Seminars eine Art Kunstkatalog an. "Ein Exemplar geht an das Erzbistum Köln, ein anderes erhält die Kirchengemeinde" kündigt Köpf an. In der Pfarre gebe es zudem Überlegungen, einige der erfassten Stücke g auszustellen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort