Grevenbroich Stadt rechnet mit bis zu 500 Flüchtlingen

Grevenbroich · In den Grevenbroicher Flüchtlingsunterkünften sind rund 270 Menschen untergebracht. Dezernent Claus Ropertz rechnet bis Jahresende mit bis zu 500 Flüchtlingen. Der Bau eines weiteren Flüchtlings-Hauses wird immer dringlicher.

 Die Kapazitäten der Flüchtlingsunterkünfte - wie hier an der Hansendstraße - reichen schon jetzt nicht mehr aus.

Die Kapazitäten der Flüchtlingsunterkünfte - wie hier an der Hansendstraße - reichen schon jetzt nicht mehr aus.

Foto: Linda Hammer

Sozialdezernent Claus Ropertz geht davon aus, dass sich die Zahl der Flüchtlinge, die in Grevenbroicher Übergangswohnheimen untergebracht werden müssen, bis zum Jahresende beinahe verdoppelt. "Aktuell sind in unserer Stadt rund 270 Flüchtlinge in den vorgesehenen Einrichtungen untergebracht", sagt Ropertz. "Bis Jahresende werden wir vermutlich Platz für 500 Flüchtlinge benötigen - und den haben wir nicht."

In Sitzungen hat der Dezernent daher mit Mitarbeitern zuletzt das Tempo angezogen, um Unterbringungsmöglichkeiten zu erörtern. Denn die Zeit drängt. "Wir sind am Limit", sagt Ropertz - und hofft, bald ein wichtiges Projekt entscheidend vorantreiben zu können. "Nach Ostern wird der Entwurf für das Flüchtlingshaus, das die Stadt errichten möchte, vorliegen. Dann werden wir auch die Standortfrage klären." Je nach Belegung soll das Haus 60 bis maximal 100 Flüchtlingen Platz bieten. Mehrere Grundstücke sind in der engeren Auswahl. Im Rathaus wird inzwischen eine zentrale Lage favorisiert. "Die Nahversorgung muss schließlich sichergestellt sein", sagt Ropertz.

Bis das Haus steht, werden jedoch weitere Übergangslösungen vonnöten sein. Zurzeit sind Flüchtlinge zum Beispiel in der Gustorfer Schule untergebracht. Sie sollen im Juni in eine Container-Siedlung am Langer Weg ziehen. Der Standort ist allerdings umstritten. Bürger hatten daher angeregt, die Flüchtlinge mitten im Ort einzuquartieren - zum Beispiel in einem leerstehenden Supermarkt. "Solche Vorschläge sind aber aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzbar - zum Beispiel mangelt es häufig an entsprechenden sanitären Anlagen", sagt Ropertz. "Auch leerstehende Landesimmobilien, die vorgeschlagen wurden, müssten erst aufwendig umgebaut werden." Alles, was im Bestand verfügbar wäre, sei nicht auf Wohnnutzung ausgelegt. "Hinzu kommen Brandschutzauflagen." Mit dem Haus für Flüchtlinge, über das der Rat noch vor der Sommerpause entscheiden soll, möchte sich die Stadt für die erwartete weitere Zuweisung, die durch die Bezirksregierung Arnsberg erfolgt, rüsten.

Möglicherweise müssen als Übergangslösung zudem noch weitere Wohnungen angemietet werden. Zurzeit sind - zusätzlich zu den rund 270 Flüchtlingen in den Übergangswohnheimen - rund 120 Flüchtlinge in privaten Wohnungen untergebracht. Das alles belastet die Stadtkasse schon jetzt. "Die finanzielle Hilfe von Bund und Land reicht bei weitem nicht aus", betont Claus Ropertz.

Die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich daher in der vergangenen Woche parteiübergreifend dafür ausgesprochen, dass der Bund sich stärker an den Kosten für die steigende Zahl an Asylbewerbern beteiligen muss. Die Regierungschefs der Länder gehen davon aus, dass die Flüchtlingszahlen in diesem Jahr im Vergleich zu 2014 noch einmal steigen werden. 2014 beantragten rund 202 000 Menschen Asyl in Deutschland. Das zuständige Bundesamt für Migration rechnet in diesem Jahr mit rund 300 000 Anträgen. Die Länder gehen für 2015 von 550 000 Anträgen aus.

(NGZ)
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