Grevenbroich Stadt quartiert Flüchtlinge im Bahnhof ein

Grevenbroich · Unangekündigt wird an der Provinzstraße eine weitere Unterkunft für Asylsuchende eingerichtet.

 Im Gustorfer Bahnhof wurden jetzt Wohnungen für Flüchtlinge eingerichtet. Bis zu 37 Asylsuchende können dort untergebracht werden.

Im Gustorfer Bahnhof wurden jetzt Wohnungen für Flüchtlinge eingerichtet. Bis zu 37 Asylsuchende können dort untergebracht werden.

Foto: Lothar Berns

Die Stadtverwaltung will Offenheit demonstrieren und wird interessierten Bürgern am Montag die neue Flüchtlingsunterkunft vorstellen, die in dem ehemaligen Supermarkt an der Provinzstraße eingerichtet wird. Etwa 60 Menschen werden dort einziehen. Nur wenige Meter entfernt wurde jetzt ein weiteres Objekt bezogen - der Gustorfer Bahnhof, der Platz für 37 Asylsuchende bietet. Darüber wurden die Bürger aber nicht informiert.

Dass diese Unterkunft unangekündigt und - nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln - an einem durchaus auch sensiblen Ort eingerichtet wurde, trifft nicht nur auf die Kritik von Anliegern. Auch örtliche Politiker wie Markus Schumacher reagierten gestern mit Unmut: "Nach Köln erlebe ich eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Das Kommunikations-Management der Verwaltung trägt nicht dazu bei, diese Situation zu verbessern", sagte der FDP-Fraktionschef. Die Stadt hätte die Gustorfer im Vorfeld informieren müssen.

Dass sie das nicht getan hat, begründet Sozialdezernent Claus Ropertz damit, dass ein privater Investor die 17 Flüchtlingswohnungen im Bahnhof eingerichtet habe, die von der Stadt gemietet werden. "Nicht jeder unserer Vertragspartner möchte, dass wir so etwas in die Öffentlichkeit tragen. Daher haben wir uns mit der Information auch etwas schwer getan", sagte Ropertz. Dass ein Bahnhof nach der Kölner Silvesternacht nicht die beste Lösung für eine Unterkunft sei, gibt der Dezernent zu.

"Die Entscheidung für diese Wohnungen ist aber schon im vergangenen Jahr getroffen worden, als von Köln noch keine Rede war", verteidigt sich Claus Ropertz. Die Kritik könne er nachvollziehen - aber: "Was die Unterbringung von Flüchtlingen betrifft, stehen wir mit dem Rücken an der Wand. Es ist dramatisch." Er bitte um Nachsicht.

Am Donnerstag sind 22 Männer in das Bahnhofsgebäude eingezogen. Eine dauerhafte Bleibe sollen sie dort aber nicht finden. "Wir werden das Gebäude in den nächsten Tagen durchmischen, also dort sowohl Einzelpersonen als auch Familien unterbringen. Der ehemalige Supermarkt, der ebenfalls von einem privaten Investor umgebaut wurde, ist ausschließlich für Familien vorgesehen", so Ropertz. Er kann am Montag in der Zeit von 16 bis 18 Uhr besichtigt werden.

Der von Markus Schumacher gestern mit Nachdruck geäußerten Forderung nach Sicherheitspersonal, werde die Stadtverwaltung nachkommen, betonte der Sozialdezernent gegenüber unserer Zeitung: "Eine Security wird regelmäßig die Unterkünfte in Gustorf und Gindorf abfahren."

Neben dem ehemaligen Spar-Markt und dem Bahnhof gibt es im Ort eine dritte Unterkunft: die Containersiedlung am Langer Weg. Die Notunterkünfte in der ehemaligen katholischen Grundschule auf dem Wiler sind zwischenzeitlich aufgelöst worden. Die Stadt hat das Gelände an die Erftsiedlungsgenossenschaft verkauft, die dort rund 3,5 Millionen Euro in den Bau von Wohnungen investieren möchte.

(NGZ)
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