Grevenbroich Stadt gegen neue Windkraft-Zonen

Grevenbroich · Etliche Vorranggebiete weist der Regionalplan-Entwurf für Grevenbroich aus. Die Stadt will sich dagegen wehren.

Den Grevenbroichern könnte eine "Verspargelung" ihrer Stadt drohen. Der aktuelle Entwurf für den Regionalplan der Bezirksregierung weist elf Vorranggebiete für Windenergie in oder bei Grevenbroich aus - davon allein neun im Stadtgebiet. Zu viele, meinen Stadtverwaltung und Vertreter von Ratsfraktionen. Bürgermeister Klaus Krützen erklärt: "Damit sind wir nicht einverstanden. Wir werden uns dagegen wehren."

Der Rat hatte 2013 beschlossen, dass in der Stadt keine zusätzlichen Windkraft-Zonen ausgewiesen werden sollen. Vorausgegangen waren heftige Proteste gegen eine geplante Zone bei Wevelinghoven. Ganz andere Dimensionen haben aber jetzt zusammengenommen die Flächen, die im aktuellen Regionalplan-Entwurf auf der Grevenbroich-Karte eingezeichnet sind. Zusätzlich zu den bestehenden Windparks auf der Vollrather und Frimmersdorfer Höhe sind so genannte Windenergiebereiche - Gebiete, die für die Nutzung der Windkraft vorgesehen sind - etwa nördlich von Kapellen und Neukirchen, zwischen Neukirchen und Langwaden sowie östlich von Wevelinghoven und des Industriegebiets Ost eingeplant. Kurz: Es dürfte nach Ausnutzung all der Zonen kaum einen Ort geben, von dem aus der Blick nicht auf Rotoren fällt. Schon jetzt ärgern sich Grevenbroicher angesichts der nachts blinkenden Rotoren-Phalanx auf der Königshovener Höhe bei Bedburg.

Bereits im ersten Entwurf für den Regionalplan von 2015 war "für Grevenbroich eine Vielzahl von Vorranggebieten vorgesehen. Die Stadt hat sich damals klar dafür ausgesprochen, die Zahl deutlich zu reduzieren", erklärt Ralf Müller vom Bürgermeisterbüro. Nun liegt der zweite Entwurf vom Mai vor, und er weist immerhin neun Zonen auf. "Das ist keine nennenswerte Verringerung. Es ist enttäuschend, dass unsere Bedenken nicht berücksichtigt worden sind", so Müller. Nun soll im Rathaus der Entwurf eingehend geprüft und eine erneute Stellungnahme formuliert werden. Mit dem Planentwurf soll sich morgen der Planungsausschuss des Regionalrats befassen. Der Regionalrat wird voraussichtlich am 23. Juni einen Beschluss für ein zweites Beteiligungsverfahren fassen.

Die Argumentation von Krützen: "Grevenbroich hat bereits erheblich zur Energiegewinnung im Land beigetragen, die Stadt darf nicht weiter belastet werden." Und Ralf Müller betont, dass es nach einer Ausweisung der Flächen im endgültigen Plan für die Stadt "ausgesprochen schwierig werden würde, die Aufstellung von genehmigungsfähigen Windrädern zu verhindern".

Auch aus den Fraktionen gibt es Reaktionen. "Wir sind gegen die Ausweisung von neuen Vorrangflächen", sagt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Daniel Rinkert. "Grevenbroich war bei erneuerbaren Energien früher dabei als andere, bei uns stehen mehr Windräder als in vielen anderen Städten. Auch andere müssen mithelfen, die Energiewende zu meistern", so Rinkert. Die SPD habe 2013 die Resolution gegen weitere Zonen im Rat eingebracht. Die CDU befürwortet zwar, "dass vorhandene Vorrangflächen an den Stadtgrenzen ergänzt werden - etwa zu Jüchen oder Korschenbroich. Zusätzliche Vorranggebiete lehnen wir aber ab", so CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser. Er fordert: "Die Städte müssen ein stärkeres Mitspracherecht bei der Ausweisung solcher Flächen erhalten."

(NGZ)
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