Grevenbroich SCK-Fußballer soll abgeschoben werden

Grevenbroich · Seit einem Jahr steht der 19 Jahre alte Justice Kronin im Tor des SC Kapellen. Der Flüchtling aus Ghana soll nun in sein Heimatland abgeschoben werden. Das wollen die Fußballer verhindern - sie haben einen Anwalt eingeschaltet.

 Justice Kronin im Gespräch mit seinem Trainer. Der 19 Jahre alte Ghanaer spielt seit einem Jahr beim SC Kapellen. Der Verein versucht nun, die drohende Abschiebung des Fußballers zu verhindern.

Justice Kronin im Gespräch mit seinem Trainer. Der 19 Jahre alte Ghanaer spielt seit einem Jahr beim SC Kapellen. Der Verein versucht nun, die drohende Abschiebung des Fußballers zu verhindern.

Foto: A. Woitschützke

Die Sportler des SC Kapellen sorgen sich um ihren Spieler Justice Kronin. Der 19 Jahre alte Torwart aus Ghana, der vor mehr als einem Jahr als Flüchtling nach Deutschland kam, soll in sein Heimatland abgeschoben werden. Das wollen die Fußballer möglichst verhindern. Vor allem, weil Kronin befürchtet, dass ihm in Afrika der Tod droht. "Wir setzen alles daran, ihm die faire Chance zu ermöglichen, in unserem Land bleiben zu dürfen", sagt Oliver Seibert, Trainer und sportlicher Leiter des SC.

Justice Kronin, der nach eigenen Angaben in seiner Heimat unschuldig in eine blutige Fehde geraten war, flüchtete im vergangenen Jahr in die Bundesrepublik und strandete vorläufig in Grevenbroich. Der SC Kapellen nahm sich des fußballbegeisterten jungen Mannes an und sorgte dafür, dass er nicht anderen Kommunen zugewiesen wurde, sondern im Stadtgebiet eine Unterkunft bekam. "Justice hat sich von Anfang an fantastisch in die A-Jugend und die Reservemannschaft integriert", sagt Oliver Seibert. Und auch Philip Breuer ist angetan von dem jungen Ghanaer: "Ein prima Kerl. Wie er sich auf dem Platz und seinen Mitspielern gegenüber verhält - davon kann sich manch anderer eine Scheibe abschneiden", sagt der Präsident des SC Kapellen.

Vom Verein ausgerüstet mit Handschuhen und Trikot, steht Justice Kronin seinen Mann auf dem Fußballplatz, und er büffelt fleißig die deutsche Sprache, um sich besser mit den Vereinsmitgliedern unterhalten zu können. Dass ihm nun die Abschiebung droht, wollen die SC-Spieler nicht kampflos hinnehmen. Sie haben einen Fachanwalt beauftragt, der die Interessen des jungen Fußballers vertreten soll. "Das wird sicherlich nicht leicht werden", vermutet Oliver Seibert: "Denn Ghana gilt als ein sicheres Herkunftsland."

Allerdings nicht für ihn, behauptet Justice Kronin. Der junge Flüchtling berichtet von einer Auseinandersetzung in seinem Heimatland, in deren Folge sein Vater, ein ehemaliger Regierungsangestellter, entführt und ermordet worden sei. Bevor ihm selbst die Flucht nach Deutschland gelang, sei der 19-Jährige gefoltert worden - von der Tortur würden Narben an seinem Körper zeugen.

"Ich glaube ihm diese Geschichte, die er mit großen Emotionen erzählt", sagt Oliver Seibert und meint: "Justice hat wahnsinnige Angst, wieder nach Ghana zurückkehren zu müssen." Der SC Kapellen will dem jungen Fußballer nun jede mögliche Unterstützung geben, um sich Gehör zu verschaffen, damit er vor der Abschiebung bewahrt wird.

"Man sollte nicht pauschal abschieben, sondern von Fall zu Fall auch Einzelschicksale bewerten", sagt der sportliche Leiter des Vereins. "Wenn Menschen in unser Land kommen, sich hier integrieren und an der Gesellschaft teilnehmen wollen, dann sollte das von unseren Gerichten unterstützt werden." Das sieht auch Philip Breuer so: "Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Richter in diesem Fall ein Auge zudrücken würden."

(NGZ)
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