Grevenbroich Schüler halten Zeitzeugen-Erlebnis wach

Grevenbroich · Fritz Sterns Erinnerungen an die Pogromnacht in der Stadtmitte sind der rote Faden der Gedenkfeier am 9. November. Die Projektgruppe "KKG - Gegen das Vergessen" koordiniert das Programm aus Theater, Musik und Zitaten.

 Erstmals unterstützt die Theatergruppe "no.name" die Aktiven der Projektgruppe bei der Gedenkfeier. Hier ist eine Szene aus "Der morgige Tag" zu sehen.

Erstmals unterstützt die Theatergruppe "no.name" die Aktiven der Projektgruppe bei der Gedenkfeier. Hier ist eine Szene aus "Der morgige Tag" zu sehen.

Foto: L. Berns

Sie spielen Fangen, Verstecken - sind fröhlich. Plötzlich bleibt ein "Schüler" nach dem anderen stehen, blickt ernst nach vorn und stimmt, bedrohlich flüsternd, die Zeilen der Nazi-Hymne "Der morgige Tag ist mein" aus dem Musical "Cabaret" an. Enttäuscht von seinen ehemaligen Spielkameraden wendet sich einer ab. Es ist Fritz Stern, der in der szenischen Darstellung der Theatergruppe "no.name" seine Erinnerungen an den Novemberpogrom in Grevenbroich zum Ausdruck bringt. "Es folgen Auszüge aus fiktiven Briefen an seine früheren Freunde. Die Schauspieler werden zum Sprachrohr des damals 15-Jährigen. Sie vermitteln, wie sich Fritz Stern gefühlt haben musste, nachdem sich alle von ihm, dem Juden, abgewandt hatten", sagt Spielleiter Werner Alderath.

Erstmals unterstützt no.name" die Projektgruppe "KKG - Gegen das Vergessen" der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule bei der Gedenkfeier am 9. November. Die Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen zehn bis 13 sowie ehemalige Schüler können die mittlerweile sechste Mahnstunde unter ihrer Regie breit aufstellen. Durch das Programm aus Theaterszenen, Musik und Original-Zitaten ziehen sich wie ein roter Faden die Erfahrungen von Fritz Stern, dem einzig noch lebenden jüdischen Zeitzeugen der Pogromnacht. Der 93-jährige Fred (damals Fritz) Stern lebt heute in den USA.

Seine Biografie und Original-Zitate hat Ulrich Herlitz vom Arbeitskreis Judentum des Geschichtsvereins Grevenbroich sowohl den Schauspielern als auch den Gesamtschülern nähergebracht. "Die Kooperationen im Vorfeld und während der Gedenkfeier sind vielfältig", sagt Lehrer Thomas Jentjens, der mit Reinhold Stieber die Projektschüler betreut. "Für alle Beteiligten ist es eine Herzensangelegenheit, gemeinsam die grausamen Ereignisse in unserer Stadt nachhaltig ins Gedächtnis zu rufen." Zudem soll ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung gesetzt werden, wie Murat Kara (Stufe zwölf) erklärt: "Früher brannten die Synagogen, heute gibt es Anschläge auf Flüchtlingsheime - deshalb dürfen wir nicht vergessen!"

Und auch die angehende Projektschüler-Generation der 9. Klassen engagiert sich bereits über den Unterricht hinaus. Für Julius Herling, Alexander Drossart und Markus Daus steht fest: "Es ist erschreckend, was damals hier passiert ist. Daraus müssen wir lernen." Zum Denken anregen und die Gefühle ansprechen wollen auch die Musik-Beiträge der Mahnfeier. Lehrer und Liedermacher Klaus Grolms wird das eigens komponierte Stück "Eine Geschichtsstunde" vortragen. Auch darin wird Sterns Schicksal thematisiert. "Außerdem sind unsere Austauschfreunde aus Mikolow zu Gast. Sie beteiligen sich aktiv mit einem polnischen Lied", sagt Jentjens.

Zudem sind der Schüler-Eltern-Lehrerchor, die Lehrerband, das Orchester, Katie's Houseband sowie der Franziskus-Kinderchor der Pfarre St. Joseph unter der Leitung von Peter Faller-Lubczyk zu hören.

(jn)
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