Grevenbroich RWE Power warnt vor Strukturbrüchen

Grevenbroich · Der Konzern will die Kommunen beim Wandel im Revier begleiten. Der Prozess brauche aber Zeit. Ein vorzeitiger Kohleausstieg sei schädlich.

 Die Kraftwerke im Rheinischen Revier werden künftig als "zweites System" neben erneuerbaren Energien geringer ausgelastet sein.

Die Kraftwerke im Rheinischen Revier werden künftig als "zweites System" neben erneuerbaren Energien geringer ausgelastet sein.

Foto: A. Endermann

Der Strukturwandel im Revier hat längst begonnen, und er braucht Zeit. "Wir fordern, dass von der Politik keine Endtermine für die Kohlenutzung gesetzt werden und damit keine Strukturbrüche entstehen." Mahnende Worte fand Eberhard Uhlig, Leiter der Sparte Braunkohlenkraftwerke, vor rund 80 Mitgliedern der Wirtschaftsvereinigung Grevenbroich, Jüchen, Rommerskirchen im Kraftwerk Frimmersdorf. Das Thema: "Strukturänderungen und die Rolle der Braunkohle in der Energiewende." Eine Botschaft von Uhlig, der auch Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung ist: "Wir brauchen Zeit für eine Strukturanpassung. Wir wissen, wie lange dieser Prozess im Ruhrgebiet gedauert hat." Kürzlich hatten die Grünen den Braunkohle-Ausstieg bis 2037 gefordert.

Klar ist: Der Konzern muss sich an Vorgaben der Bundesregierung zu Energiewende und Klimawandel orientieren und Kosten senken. "RWE schafft ein robustes Zukunftsmodell", so Uhlig. Der Fahrplan: Bis 2020 gehen fünf Blöcke in die Reserve, gegen 2030 geht das Kraftwerk Weisweiler vom Netz. "Insgesamt wird dann die CO2-Emission um 40 Prozent geringer sein." Das sei positiv, aber ein Abbau der Kapazitäten bedeute auch eine Verringerung der RWE-Aufträge, allein in den Rhein-Kreis Neuss fließen jährlich 42 Millionen Euro. Wichtig sei deshalb, mit dem Strukturwandel früh zu beginnen.

RWE wolle weiter "verlässlicher Partner" für die Kommunen und Region sein, betonen Uhlig und Michael Eyll-Vetter. Leiter der Sparte Tagebauentwicklung. So werde der Konzern 2017 im Revier 124 neue Azubis einstellen. Eyll-Vetter skizzierte, wie der Strukturwandel für den um 2030 endenden Tagebau Inden bereits angepackt wird - etwa im Rahmen der Innovationsregion Rheinisches Revier. Auch am Konzept für die Folgenutzung des Kraftwerks Weisweiler werde gearbeitet. Ein solches Konzept sei auch für das Kraftwerk Frimmersdorf sinnvoll, das im Oktober in die Sicherungsbereitschaft wechselt, 2021 stillgelegt wird. In dieser Zeitspanne sollten Überlegungen für die künftige Nutzung angestellt werden, sagte Eyll-Vetter. Auch an der Zukunft nach dem - Mitte des Jahrhunderts endenden - Tagebau Garzweiler werde längst gearbeitet, etwa im Planungsverband mit Jüchen, Mönchengladbach, Titz und Erkelenz.

Von "Endzeitstimmung" kann aber keine Rede sein. Die Braunkohle, sagte Uhlig, werde noch viele Jahre für die Versorgungssicherheit unverzichtbar sein. Ein Problem: Die Kraftwerke werden als "zweites System" neben erneuerbaren Energien geringer ausgelastet sein. Doch Professor Reinhold Elsen, Leitung Forschung und Entwicklung, stellte Beispiele für innovative Kohle-Nutzung vor. So laufen Tests für die Umwandlung in Diesel, Rohbenzin und chemische Rohstoffe. Zudem wird an Techniken gearbeitet, in Kraftwerken entstehendes Kohlendioxid zur Treibstoffherstellung zu nutzen. Elsen mahnt, dass für diese Zukunftsmöglichkeiten "jede Diskussion um ein vorzeitiges Aus für die Braunkohle schädlich ist".

(NGZ)
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