Grevenbroich Rückkehr zu G9, aber mit mehr Lehrern

Grevenbroich · Leiter von Gymnasien haben sich mit G8 inzwischen "angefreundet". Schulpflegschaftsvorsitzende befürworten die von der Landesregierung beabsichtigte Rückkehr zu G9, fordern aber eine bessere Ausstattung mit Gymnasiallehrern.

 G8 oder G9: CDU und FDP im Land wollen diese Frage endlich beantworten.

G8 oder G9: CDU und FDP im Land wollen diese Frage endlich beantworten.

Foto: dpa, awe mov pat

Unruhe und Verunsicherung hat die angekündigte Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren in den Gymnasien in Grevenbroich und Jüchen ausgelöst: Das spiegeln die Äußerungen von Schulleitern und Schulpflegschaftsvorsitzenden wider. Landes-CDU und -FDP haben sich bekanntlich bei ihren Koalitionsverhandlungen auf eine Rückkehr vom Turbo-Abitur (G8) wieder zu G9 als Regelfall geeinigt. Der soll zum Schuljahr 2019/20 wirksam werden, wobei einzelne Gymnasien aber nach einem noch nicht festgelegten Verwaltungsverfahren bei G8 bleiben können.

Für Michael Jung, den Leiter des Grevenbroicher Erasmus-Gymnasiums, deuten der Elternwille und der gesellschaftliche Trend klar auf eine Rückkehr zu G9. Aber eigentlich habe sich G8 mittlerweile am Erasmus-Gymnasium bewährt, was vor allem auch die guten Abiturergebnisse belegten, argumentiert Jung. Er geht bei der angekündigten Rückkehr zu G9 von einem extrem aufwendigen Prozess in der Schule aus. Die Lehrpläne müssten wieder komplett neu aufgestellt werden: "Es soll ja Druck aus dem Kessel herausgenommen und alles wieder entzerrt werden", weiß Jung, der allerdings auch auf entsprechende personelle Ausstattung hofft.

Darin sieht auch Jens Reibiger, Schulpflegschaftsvorsitzender am Erasmus-Gymnasium, die Krux: Für ihn sei, egal ob für G8 oder für G9, das wichtigste Kriterium die Ausstattung der Schule mit Fachlehrern, sagt er. Da heutzutage aber ohnehin das lebenslange Lernen im Berufsleben erforderlich sei, biete G9 eine gute Ausgangsbasis, in der Schule bereits damit zu beginnen. Reibiger hofft auf den positiven Effekt, dass künftig auch wieder mehr Zeit für Bildung in der Schule bleibe, er sagt aber auch: "Wenn es nach mir ginge, dann müssten wir sogar G10 einführen, damit die Schüler wieder mehr Allgemeinbildung erhalten."

Auch für Britta Brost, Schulpflegschaftsvorsitzende im Grevenbroicher Pascal-Gymnasium, ist die Frage der Ausstattung mit Lehrern wichtiger als die nach G8 oder G9. Die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren sei Wille der meisten Eltern. Die Hauptargumente der Eltern seien, dass ihre Kinder dann reifer seien für den Start ins Studium oder eine Ausbildung, und dass die Jugendlichen wieder mehr Zeit für außerschulische Hobbys und Ehrenämter bekämen.

Monika Thoeut, die Leiterin des Gymnasiums in Jüchen, meint, es sei eigentlich noch viel zu früh, um Position zur Rückkehr zu G9 zu beziehen. An "ihrer" Schule funktioniere G8 eigentlich gut. Sie und auch ihr Stellvertreter Markus Hübner würden sich eine klarere Vorgabe von der Landesregierung wünschen: "Entweder nur G9 oder nur G8." Außerdem sei noch verwirrend und unklar, welches Gremium denn überhaupt über G9 oder G8 entscheiden solle, sagt Andrea Müller, Schulpflegschaftsvorsitzende am Gymnasium Jüchen. Sie kritisiert die angekündigte neue Landesschulpolitik: "Das ist mir alles zu schwammig und zu unausgegoren."

(NGZ)
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