Grevenbroich Rote Werksfahrräder sind bei Bayer Kult

Grevenbroich · Rund 8500 Werksfahrräder gibt es an den drei nordrhein-westfälischen Chempark-Standorten. Etwa 2000 davon werden in Dormagen gewartet - in der Werkstatt von Tectrion. Zehn Exemplare wurden kürzlich nach China verschickt.

Es gab Zeiten, da prägten sie das Stadtbild in Dormagen, Leverkusen und Krefeld-Uerdingen unübersehbar mit. Die roten Werksfahrräder des Bayer-Konzerns sah man an allen Ecken, vor allem, als es noch weniger Autos gab und mehr Menschen mit dem Rad zur Arbeit fuhren. Gut 11.000 Exemplare seien zu Hoch-Zeiten in den 1950er bis 70er Jahren im Umlauf gewesen, heute seien es noch circa 8500, erzählt Klaus Schoele. Der 62-Jährige kennt sich bei dem Thema bestens aus. Seit rund fünf Jahren leitet der die Fahrradwerkstatt des Industrie-Dienstleisters Tectrion im Chempark Dormagen. Und trotz des Rückgangs der Gesamtzahl, die wohl auch mit der Zersplitterung des einstmals 63.000 Beschäftigte zählenden Bayer-Konzerns in diverse Teilgesellschaften zu tun hat, hat Schoele genug zu tun. Soviel jedenfalls, dass die anderthalb Stellen an seinem Arbeitsplatz mitunter nicht ausreichen und Verstärkung aus dem Chempark Leverkusen angefordert werden muss.

In Dormagen sind Schoele und seine Kollegen von Tectrion für die Wartung und Instandsetzung von rund 2000 Werksfahrrädern zuständig. Mitarbeiter, die eines davon nutzen, müssen sie alle zwei Jahre zur technischen Kontrolle vorbeibringen. "Die Räder und ihre Fahrer sind registriert, damit Wartung und Pflege gewährleistet werden können", erläutert Klaus Schoele. Das habe mit der Verantwortung der Unternehmen im Chempark zu tun, dass ihre Betriebsmittel - und als solche gelten auch die Werksfahrräder - sicher sein müssen. Bei bestandener Prüfung gibt es eine Plakette.

Anspruch auf eines der Räder können viele Mitarbeiter geltend machen. Zwar müsse die Notwendigkeit der Nutzung begründet sein, "aber das wird großzügig gehandhabt", sagt Klaus Schoele. Manche Abteilungen teilten sich die Gefährte auch. In den ganz frühen Zeiten der Bayer-Geschichte war es ein besonderes Privileg, das Rad auch außerhalb der Werksmauern nutzen zu dürfen. Erkennbar gewesen sei eine solche Genehmigung daran, dass die untere der typischen Werksfahrrad-Doppelstangen zwischen Lenker und Sattel nicht rot, sondern gelb angestrichen war. Heute dürfen die Vehikel nicht nur "draußen" verkehren, sondern quasi auf der ganzen Welt. "Die Entfernung zum Werksgelände ist nicht limitiert", sagt der Werkstattleiter. Folglich könne man das Rad auch mit auf Ausflüge oder gar mit in den Urlaub nehmen. Werde eines gestohlen, hafte übrigens nicht der Mitarbeiter, sondern das jeweilige Unternehmen, so Schoele.

Apropos Entfernung: Zehn Werksfahrräder machten im November 2016 eine ganz besonders weite Reise. Sie wurden als Geschenk nach China verschickt. Anlass war die Eröffnung des weltweit größten Verpackungsbetriebs für Pharmaprodukte von Bayer. Aleksander Putic, Standortleiter Beijing, hatte sie geordert - als besonderen Willkommensgruß für die chinesischen Kollegen. Tagtäglich im Einsatz, tragen die roten Klassiker die Geschichte der Bayer-Unternehmenskultur bis nach Asien.

(NGZ)
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