Grevenbroich Ratsherr sucht seine Halbgeschwister

Grevenbroich · Erst nach langen Recherchen konnte Thomas Bovermann seinen leiblichen Vater ausfindig machen. Nach dessen Tod macht sich der Frimmersdorfer jetzt auf die Suche nach seinen drei Halbgeschwistern - die ihm völlig unbekannt sind.

 Das Bild seines Vaters, das er 1997 bei einem Treffen in Heilbronn gemacht hat, hängt an der Pinnwand von Thomas Bovermann. Jetzt macht sich der 44 Jahre alte Ratsherr auf die Suche nach seinen Halbgeschwistern.

Das Bild seines Vaters, das er 1997 bei einem Treffen in Heilbronn gemacht hat, hängt an der Pinnwand von Thomas Bovermann. Jetzt macht sich der 44 Jahre alte Ratsherr auf die Suche nach seinen Halbgeschwistern.

Foto: Lothar Berns

Ratsherr Thomas Bovermann hat ein Problem: Das Gründungsmitglied der Freien Bürger ist auf der Suche nach seinen drei Halbgeschwistern, von denen er so gut wie nichts weiß. Der 44 Jahre alte Lokalpolitiker und freischaffende Journalist aus Frimmersdorf will ihnen eine wichtige Nachricht mitteilen, nämlich dass ihr gemeinsamer Vater Hans-Joachim Bartels gestorben ist. Diesen Mann, den zeitlebens ein Mysterium umwitterte, hatte Bovermann vor Jahren nach aufwendigen Recherchen ausfindig machen können.

"Für mich war das ein Schock", erinnert sich Thomas Bovermann an seinen 21. Geburtstag. Damals eröffnete seine Tante ihm das Geheimnis seiner Mutter, von dem er bis dahin nichts geahnt hatte: "Nicht Günter Bovermann aus Viersen war mein leiblicher Vater, sondern ein Hans-Joachim Bartels, der in Bützow in Mecklenburg-Vorpommern geboren wurde", schildert der 44-Jährige: "Ich war sprachlos!" Von diesem Zeitpunkt an beschäftigte den Frimmersdorfer nur noch eine Frage: "Wo ist mein richtiger Vater abgeblieben?"

Bovermanns Mutter war von 1970 bis 1972 mit Bartels zusammen. Da sich danach jede Spur von dem Mann verlor, startete Thomas Bovermann in den 90er Jahren intensive Recherchen. Und er stieß dabei auf die eine oder andere Ungereimtheit, die in ihm den Verdacht aufkommen ließ, dass sein Vater möglicherweise für die Staatssicherheit der ehemaligen DDR oder für den Bundesnachrichtendienst tätig war. "So war er etwa am 15. November 1972 bei drei verschiedenen Einwohnermeldeämtern in Deutschland gleichzeitig abgemeldet worden. Und es war mir ein Rätsel, wie er sich als NVA-Offizier in der Bundesrepublik aufhalten konnte, wo doch noch die Mauer stand", berichtet Bovermann.

Antworten auf diese Fragen bekam er jedoch nicht, als er seinen leiblichen Vater 1997 endlich ausfindig machen konnte und sich mit ihm in einem Café in Heilbronn traf. Danach hatten die beiden nur noch gelegentlich Kontakt, der Vater ging wieder auf Tauchstation, meldete sich nur alle paar Jahre bei seinem Sohn. "Zuletzt haben wir Silvester 2009 telefoniert, da hat er mir erzählt, dass er eine Pension in Thüringen betreibt - und dass er mich bald einladen wird, damit ich dort einmal Urlaub machen kann." Als er einige Jahre nichts mehr vom Vater hörte, startete Bovermann erneute Recherchen nach dem Verbleib - und erfuhr, dass Bartels im Alter von 76 Jahren gestorben war.

Der Frimmersdorfer will nun das Erbe des Verstorbenen antreten, dass sich bereits der Freistaat Thüringen einverleibt habe. Alleine erben möchte Bovermann jedoch nicht: "Es gibt Hinweise meines Vaters, dass ich drei Halbgeschwister habe, die alle in der Medienbranche arbeiten - etwa beim WDR, bei der Deutschen Welle oder in einer Redaktion im Raum Stuttgart", berichtet der 44-Jährige. Gestern hat er sich über das Soziale Netzwerk "Facebook" auf die Suche gemacht. Seine Hoffnung: "Vielleicht gibt es auch in dieser Geschichte so etwas wie ein Happy End."

(NGZ)
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