Grevenbroich Rat gegen Bad-Neubau an anderer Stelle

Grevenbroich · Die archäologischen Grabungen treiben die Kosten für den Bau des Schlossbades in die Höhe. FDP, UWG und ABG haben die Stadt aufgefordert, über einen Baustopp oder alternative Standorte nachzudenken. Die Ratsmehrheit ist dagegen.

 Eigentlich sollte die Bodenplatte des Schlossbades längst fertig sein. Doch seit Monaten wird der Neubau durch archäologische Grabungen verzögert. Das verursacht Kosten in Millionenhöhe.

Eigentlich sollte die Bodenplatte des Schlossbades längst fertig sein. Doch seit Monaten wird der Neubau durch archäologische Grabungen verzögert. Das verursacht Kosten in Millionenhöhe.

Foto: Lothar Berns

Die Bauarbeiten am Schlossbad ruhen, seitdem Archäologen einer mysteriösen Flut nachspüren, die sich im mittelalterlichen Grevenbroich ereignet haben soll. So spannend das auch ist: Die Grabungen werfen den Zeit-, vor allem aber den Investitionsrahmen des Projekts durcheinander. Aktuelle Zahlen liegen laut Bürgermeisterin Ursula Kwasny derzeit nicht vor. Bekannt ist aber, dass Willi Peitz, Geschäftsführer des Bauherrn GWG Kommunal, die Mehrkosten zuletzt auf 20 Prozent der gesamten Bausumme beziffert hat. Ursprünglich war der Neubau mit rund elf Millionen Euro veranschlagt worden.

Da niemand weiß, wie lange die Archäologen noch auf der Baustelle buddeln und wie sich die Kosten weiter nach oben entwickeln, werden manche Politiker nervös: FDP, UWG und ABG haben die Stadtverwaltung aufgefordert, gemeinsam mit GWG Kommunal über Alternativen nachzudenken, etwa über einen Baustopp - und dem damit verbundenen Verzicht auf das Bad - oder einen Neubau an anderer Stelle, zum Beispiel am Hagelkreuz.

Beide Szenarien hält der Erste Beigeordnete Michael Heesch für unmöglich: "Ein Baustopp wäre eine Vertragskündigung, das hätte gravierende Auswirkungen. Wir würden Millionen in den Sand setzen, ohne eine infrastrukturelle Gegenleistung zu erhalten", warnte er im Rat. Zudem müsste bei einer Verlagerung ans Hagelkreuz das gesamte Bad-Verfahren neu aufgerollt werden - von der Grundstücksfrage bis hin zum komplexen Vergaberecht. "Das würde Jahre dauern und hunderttausende Euro kosten", erklärte Holger Holzgräber (SPD).

Die Mehrheit des Rates schmetterte den Antrag des Dreier-Bündnisses ab. Einhelliger Tenor: Der Bau des Bades soll am Standort weitergehen, sobald die Archäologen das Gelände verlassen haben. FDP-Fraktionschef Markus Schumacher kommentierte diesen Beschluss mit: "Volle Kanne in die Vollpleite scheint hier das Motto zu sein."

Wie dramatisch ist die Situation im Schlossbad wirklich? "Bisher ist sicherlich ein Schaden in Millionenhöhe entstanden", erklärt Michael Heesch. Er habe jedoch Signale von GWG-Chef Willi Peitz erhalten, dass die bereits entstandenen Mehrkosten bisher noch keine Auswirkungen auf den städtischen Zuschuss hätten. "Wird die mit dem Landrat abgestimmte Obergrenze von 1,4 Millionen Euro jedoch überschritten, wird es für uns sehr eng", sagt Heesch: "Ich frage mich vor diesem Hintergrund, ob der Denkmalschutz die Daseinsvorsorge verhindern kann." Trotz mehrfacher Versuche unserer Redaktion war GWG-Chef Willi Peitz gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Michael Heesch fordert eine Perspektive: "Das Schlimmste ist die Ungewissheit. Wir brauchen endlich eine verlässliche Aussage, wie lange die Archäologen noch vor Ort sind. Dann können auch seriöse Kostenschätzungen vorgenommen werden." Heesch kann die Begeisterung der Wissenschaftler für die auf der Baustelle entdeckten Holzpfähle und Keramikscherben im Übrigen nicht teilen, es sei bislang nichts Wesentliches gefunden worden, sagt er: "Es ist nichts darunter, wofür die Stadtgeschichte umgeschrieben werden müsste."

Sollte das Bad nicht realisiert werden, muss die Stadt alternativ eine Dreifachturnhalle für den Schulsport errichten.

(NGZ)
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