Grevenbroich Radwanderer klären über Krankheit Depression auf

Grevenbroich · Der Begriff mag ein Modewort geworden sein, weil er gern leichtfertig benutzt wird. Medizinisch zählt die psychische Erkrankung zu den am meisten unterschätzen Leiden. Mit einer Sportaktion namens Mut-Tour werfen Betroffene jetzt ein Schlaglicht darauf.

 Die "Mut-Tour" machte gestern Station in der Grevenbroicher City.

Die "Mut-Tour" machte gestern Station in der Grevenbroicher City.

Foto: Georg Salzburg

"Sonst gibt es Informationsstände, jetzt sind wir selbst da, um zu erzählen", sagt Dietmar Reinberger. Der Pensionär ist vor "Jahren an einer Depression erkrankt. Es hat lange gedauert, ehe ich mich zum Arzt getraut habe." Um der Stigmatisierung entgegen zu wirken - "viele kommentieren: 'stell dich nicht so an. Einen schlechten Tag hat jeder mal'", wie auch Leidensgenossin Mona Winter weiß - sind sie gemeinsam mit vier anderen Betroffenen per Tandem unterwegs auf ihrer Mut-Tour. Der Start war in Mönchengladbach, "wir fahren bis nach Mainz", erklären sie zu ihrer Tour über insgesamt etwa 400 Kilometer.

Die Zwischenstation am Marktplatz der Schlossstadt zur mittäglichen Hitzezeit nutzen sie, um mit anderen Passanten ins Gespräch zu kommen. "Wer Masern hat, kann schnell behandelt werden. Eine Depression ist immer individuell", wissen die Mut-Radler.

Sie in den Griff zu bekommen, dauert seine Zeit, die Wiedereingliederung ins Berufsleben ebenso. "Wir wollen für mehr Toleranz werben", so sollen Ängste und Vorurteile abgebaut werden. "Die Perspektive ist, in einer Gesellschaft zu leben, in der Betroffene und Nichtbetroffene angst- und schamfrei mit psychischen Erkrankungen umgehen", ist das Ziel der Aktion. "Heute wollen wir auch zeigen, dass auch der Depressive etwas leistet", erklärten die Tandemfahrer zur sportlichen Aktivität.

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