Grevenbroich Quecksilber: RWE und BUND verteidigten Positionen

Grevenbroich · Kraftwerks-Experte Eberhard Uhlig und Umwelt-Fachmann Dirk Jansen lieferten sich eine kontroverse Diskussion.

 Eberhard Uhlig, RWE: "Keine gesundheitliche Beeinträchtigung."

Eberhard Uhlig, RWE: "Keine gesundheitliche Beeinträchtigung."

Foto: Baum

Ist es geboten, den Quecksilberausstoß der Braunkohle-Kraftwerke weiter zu senken, obwohl die ab 2019 geltenden, strengeren Grenzwerte bereits heute eingehalten werden? Im Bernardussaal kam es jetzt zu einer spannenden, kontroversen Diskussion. Auf dem Podium: Dirk Jansen vom BUND-Landesverband und Eberhard Uhlig, Leiter der technischen Dienste Braunkohlekraftwerke bei RWE Power. Moderator Detlev Zenk sollte es gelingen, ein Mindestmaß an Sachlichkeit in die Diskussion um ein offenbar stark emotional besetztes Thema zu bringen.

Unter den Besuchern dürften diejenigen, die den Braunkohletagebau nicht weiter belasten wollen, für die auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle spielen, in der Mehrheit gewesen sein. Das konnte man am Applaus ablesen, den Eberhard Uhlig bekam. Gleichwohl waren auch Bürger gekommen, die fordern, dass alles technisch Mögliche gemacht werden müsse, um den Quecksilberausstoß weiter zu minimieren.

Diese Forderung stellt auch Dirk Jansen. Sein Argument: "Quecksilber reichert sich sukzessive an und ist so gut wie nicht abbaubar." 52 Prozent der Quecksilberemissionen seien auf die Braunkohlekraftwerke zurückzuführen. Das Kraftwerk Neurath etwa puste rund 400 Kilogramm Quecksilber im Jahr in die Luft. Diese Emissionen könnten mit moderner Technik um rund 82 Prozent reduziert werden. Was möglich sei, müsse im Sinne der Gesundheit auch getan werden. Dabei setzt Jansen auf zwingende gesetzliche Vorschriften, nicht auf Freiwilligkeit.

Eberhard Uhlig erklärte: "Das, was wir an Quecksilber emittieren, führt weder über den Luft-, noch über den Wasserpfad zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung." Sein Vorwurf: "Der BUND hat das Ziel, mit sachlich falschen Argumenten zu versuchen, Stimmung gegen die Braunkohle zu machen, um einen vorzeitigen, politisch motivierten Ausstieg zu forcieren." Diese Haltung gefährde Wohlstand und Arbeitsplätze. Der BUND rechne die Kosten für die Verringerung des Quecksilberausstoßes klein, bestimmte Technologien seien noch nicht serienreif oder mit hohen Risiken für die Anlage verbunden. "Die Bevölkerung wird verängstigt, ohne dass substanziell etwas dahintersteckt", erklärte Uhlig und wies darauf hin, dass auch er und seine Familie im Schatten der Kraftwerke lebe. RWE forsche zudem ständig, um die Kraftwerke noch umweltverträglicher zu machen. Die Kosten dürfe man aber nicht außer Acht lassen: "Wären die Energiepreise noch höher, hätten viele Industrien längst nicht mehr in Deutschland gehalten werden können." Dirk Jansen sprach von "dreckiger Braunkohle". Ein Bürger konterte: "Sie treiben ein dreckiges Geschäft mit der Angst der Menschen."

"Ich werde alles tun, dass es nicht zu einem vorzeitigen Ausstieg aus der Braunkohle kommt", erklärte der Landtagsabgeordnete Rainer Thiel (SPD). Dir Jansen erwiderte: "Ich habe von Ihnen noch nie einen konstruktiven Beitrag zum Strukturwandel in der Region gehört." Er musste aber auf Nachfrage einräumen, dass vom Quecksilberausstoß derzeit keine akute Gesundheitsgefahr ausgehe.

(NGZ)
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