Grevenbroich Portugiesisches Lebensgefühl in der Villa Erckens

Grevenbroich · "Der Fado ist der Fado", so heißt es, "und er kommt aus dem Inneren der portugiesischen Seele." Über diese Musik ist bereits viel gesagt worden, jetzt konnten sich anlässlich der internationalen Gitarrenwochen die Besucher davon überzeugen, wie es sich damit wirklich verhält.

Der Neu-Grevenbroicher und Ex-Neusser Luis Delgado, ursprünglich Portugiese, stuft diesen Stil auf seine Art ein: "Portugal versteht die Welt, aber die Welt versteht Portugal nicht." Er ist Leiter des Ensembles Estrada Fado Group, das seinem Publikum einen begeisternden Auftritt in der Villa Erckens bescherte. Neben Luis Delgado, Percussion und Gesang, waren mit von der Partie: Serdar Yaylar (Baglama), Kostas Korovesis (Gitarre), Hans Fuecker (Piano) sowie Dagmara Zajac (Gesang und Cello).

Portugal, Türkei, Griechenland, Deutschland und Polen waren damit im Fado vereint. "Wir haben mit der Tradition gebrochen", betonte Luis Delgado - und dafür wurde eine neue internationale Vernetzung geschaffen. Typisch dafür ist die Baglama, eine türkische Langhalslaute, die sich nahtlos in die beschwingt-fröhlichen und oft melancholischen Weisen von Liebe, Leben, der Stadt Lissabon sowie dem ganzen Land einfügt. Manchmal klingen Rumba und Jazz an, dann ist es wieder gefällig eingängig. Mal klingt die zum Tanz einladende Musik wie zur Heraufbeschwörung von Urlaubserinnerungen, dann wieder imaginiert der Fado (der Begriff leitet sich vom lateinischen Fatum, zu deutsch Schicksal ab) schwermütige Stimmung. Im engen Saal hallte der Gesang etwas arg, auch wenn es für die Besucher kaum auf das Verstehen des Portugiesischen ankam. Das Mikrofon hätte freilich besser eingestellt sein können. Ganz vorn im Saal saß eine portugiesische Besuchergruppe, die bei populären Stücken kräftig mitsang.

Großen Eindruck auf alle Zuhörer hinterließ die Sängerin Dagmara Zajac mit "Mein Fado mein" und "Meine erste Liebe". Die Instrumente begleiteten ihren Gesang nicht nur, sie steuerten einen fein abgestimmten rhythmischen Untergrund bei. Fado ist weit mehr als ausschließlich Gesang oder nur Gitarre - das wurde im Konzert klar.

(NGZ)
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