Grevenbroich Pino von "Planlos" macht wieder Musik

Grevenbroich · "Music is my girlfriend" erklärte der frühere Frontmann der Punk-Band "Planlos". Vor zehn Jahren löste sich die Band zum Entsetzen der Fans auf. Jetzt startet der Grevenbroicher mit Lucky Charm neu durch. Im Herbst kommt die Platte.

 Sorgte schon mit der Punk-Formation "Planlos" für Furore und ist jetzt mit neuer Band am Start: Gitarrist Giuseppe "Pino" Avanzato.

Sorgte schon mit der Punk-Formation "Planlos" für Furore und ist jetzt mit neuer Band am Start: Gitarrist Giuseppe "Pino" Avanzato.

Foto: Lucky Charm

Als sich die Punks von "Planlos" vor gefühlten hundert Jahren auflösten, "hinterließ das wirklich eine Lücke", wie sich Café Kultus-Chef und Musikfreund Stefan Wehlings erinnert. "Die hatten unheimlich viele Fans." Allem Erfolg zum Trotz - die Grevenbroicher Lokalmatadoren tourten mehrfach erfolgreich durch Deutschland und die Schweiz - löste Frontmann Giuseppe Avanzato, den die Welt schlicht "Pino" nennt, Planlos auf. "Das entwickelte sich einfach nicht weiter, und das war mir zu langweilig." Jetzt ist er zurück. Der inzwischen 43-Jährige bildet das Herz von Lucky Charm.

 Dexterrock a la Lucky Charm ist Rock'n'Roll mit deutschen Texten.

Dexterrock a la Lucky Charm ist Rock'n'Roll mit deutschen Texten.

Foto: Pino Avanzato

"Wir spielen Dexterrock", erklärt er eine Stilrichtung, die eine eigene Kreation ist und stark an Rock'n'Roll erinnert. "Simpel gespielt, da ist kein Gefriemel drin" und letztlich sei Punk ja mal aus Rock 'n' Roll entstanden, insofern bliebe er sich musikalisch treu. Anders als früher ("Wir waren die depressivsten Party-Macher der Welt"), sind die Lieder jetzt "so knallbunt wie die 50er Jahre" - und machen Spaß. "Ich steh' auf Comics und den ganzen bunten Klimbim", was sich inzwischen auch in Pinos Musik widerspiegelt. Geblieben sind die von ihm verfassten Texte auf Deutsch, "die Sprache ist sehr direkt, das gefällt mir", nur sind es inzwischen nicht mehr "ausschließlich persönliche Anekdoten". "Partymäßig verpackt", widmet sich Lucky Charm jetzt den Dingen des Lebens - und hat noch immer was zu sagen.

18-jährig kam Giuseppe mit Kumpels zur Musik. "Keiner konnte spielen, alle hatten Spaß", und es ging darum, ein "Transportmittel für meine Gefühle" zu haben. Die Ramones im Ohr, brachte er sich Gitarrespielen selbst bei, natürlich stimmte kein Akkord, "und als ich dann im Studio nicht wusste, was ,Moll' ist, nahm ich Unterricht", zwei Jahre lang. Das allerdings erwies sich als kontraproduktiv fürs Liederschreiben, "das hatte ich bis dahin immer aus dem Bauch heraus gemacht und nun dachte ich immer in Melodien." Und irgendwann war das Vergnügen weg. Planlos löste sich auf. Der gelernte Industriemechaniker, rührte "zwei Jahre keine Gitarre an. Im Gegenteil: Ich habe viele der Instrumente verkauft".

Anstelle Liebe, Hoffnung oder Leid zu besingen, kellnerte er im Betrieb seiner Eltern - zehn Jahre lang. "Klar weiß ich, was das Geheimnis einer guten Pizza ist: der Teig", sagt er, ohne das Rezept zu verraten. Und dann, irgendwann, inspiriert von Annika, die "große Liebe" und Ehefrau, nahm er doch wieder eine Gitarre in die Hand. "Ich habe ein Buch über Blues gekauft und die alten Rock 'n' Roll-Sachen gehört und daraus ein eigenes Ding entwickelt", beschreibt er, wie er "plötzlich wieder Bock hatte, neue Texte zu schreiben". Die seien jetzt wie "Kaugummi, Zuckerwatte und Brause", beschreibt er die neue Leichtigkeit des Seins. Sie tragen Titel wie "Schokoladenlady", "Mein Akkord" und "Jackpot", und das Duo - Rene Menk ist Drummer - steht zurzeit im Studio, um die erste Platte aufzunehmen. Eine Demo mit fünf Titeln ist bereits fertig, das komplette Album könnte im September dieses Jahres erscheinen. "Wir sind erstmal beschäftigt", sagt Pino zum Stand der Dinge. Um dazu beizutragen, dass "ein paar Leute wieder ausgehen, und zwar in Grevenbroich" ist eine Reihe von Konzerten geplant. Den Auftakt gibt es am 10. März im Kultus, dann folgt ein Gig am 27. April in der Villa Erckens, und bei der Grevenbroicher Rock-Sommernacht sind Lucky Charm auch dabei. "Das ist so eine Art Warmlaufen, wir sind noch in der Demo-Phase", winkt Pino überzogene Erwartungen ab. Die Grevenbroicher seien immer "toll" gewesen, die Stadt, "grün, schön ruhig und optimal, um in große Städte zu kommen", sagt er. "Ich mag das hier."

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