Grevenbroich Pflegeverband will Grevenbroicherin helfen

Grevenbroich · Die Grevenbroicherin Waltraud Weber erhält jetzt viel Zuspruch, nachdem sie eine eklatante Ungerechtigkeit bei der Altersversorgung für pflegende Angehörige publik gemacht hat. Auch der Landeverband "Pflegen NRW" springt ihr bei.

 Wer daheim pflegt, wird bei seiner Altersversorgung alles andere als belohnt. Wer daheim pflegt, wird bei seiner Altersversorgung alles andere als belohnt.

Wer daheim pflegt, wird bei seiner Altersversorgung alles andere als belohnt. Wer daheim pflegt, wird bei seiner Altersversorgung alles andere als belohnt.

Foto: UTE GRABOWSKY (Archiv)/"Wir pflegen NRW"

Nicht mehr ganz so alleine ist jetzt die Grevenbroicherin Waltraud Weber, was ihre Schwierigkeiten und Erfahrungen mit der Pflegeversicherung anbelangt. Susanne Hallermann aus Telgte, die Vorsitzende von "Pflegen NRW" und Initiatorin der bundesweiten Interessenvertretung "Gegen Armut durch Pflege", hat von Waltraud Webers Schicksal in der NGZ gelesen und daraufhin die Unterstützung ihrer Organisationen angeboten. Über diese sagt sie: "Wir sind in der Politik angekommen."

Wie die NGZ berichtete, musste Waltraud Weber zu ihrem großen Erschrecken bei Ansicht ihres ersten Pensionsbescheides feststellen, dass sie regelrecht dafür bestraft wird, ihre Mutter und Schwiegermutter gepflegt zu haben. Denn von ihrer Beamtenpension als ehemaliger Mitarbeiterein des Finanzamtes in Grevenbroich wird ihr jetzt der Anteil der gesetzlichen Pflegeversicherung abgezogen.

Das sei zwar bedauerlich, aber das Gesetz: Diese Auskunft hat Weber unter anderem von ihrem Rechtsanwalt erhalten, den sie nach möglichen Erfolgsaussichten einer Klage gegen das Land befragt hatte. Das bestätigt zwar auch Susanne Hallermann: Auch "Pflegen NRW" habe zunächst gegen das Gesetz klagen wollen: "Wir mussten aber einsehen, dass wir im Hauruck-Verfahren über den Klageweg nichts machen können", gibt sie zu. Allerdings habe sie die begründete Hoffnung, dass sich pflegende Angehörige inzwischen politisch eine Stimme und eine Lobby erkämpft hätten.

Die 53-Jährige, die neben ihrem Beruf als Krankenschwester und Ausbilderin für Pflegepersonal, 22 Jahre lang ihre Großmutter daheim gepflegt hat, sammelt Schicksalsberichte, wie der der Grevenbroicherin, für Veröffentlichungen zur Verdeutlichung, dass pflegende Angehörige nach der aktuellen Gesetzeslage in ihrem eigenen Alter nicht nur selbst oft körperlich und seelisch ausgebrannt, sondern auch finanziell benachteiligt und sozial ausgegrenzt enden können. Es seien nicht nur Einzelschicksale, es sei ein System, das krank sei und deshalb geändert werden müsse, sagt Hallermann, die mit ihrem Landesverband jetzt auch wieder nach Berlin zu einer Demonstration fahren will.

Ihre Zentralbotschaft, die sie auch bei Fernsehauftritten immer wieder propagiert, ist ein Rechenexempel, das auch Waltraud Weber nur unterstützen kann. Hallermann sagt: "So wie Waltraud Weber ergeht es Zigtausenden von pflegenden Angehörigen und dies, obwohl die Pflegeleistung und Verantwortung von uns pflegenden Angehörigen den Staat in Höhe von 44 Milliarden Euro entlastet. Dies ist mehr als die Wertschöpfung beider Pflegekassen gemeinsam." Und die Grevenbroicherin hat auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in einem Anschreiben bereits vorgerechnet: "Während der Pflegezeit hatte ich einen monatlichen Verlust von mehr als 1000 Euro. Die Pflegekasse hätte aber bei einer Heimunterbringung 1200 Euro und mehr an Pflegegeld ausgeben müssen."

Webers Rechtsanwalt hatte ihr übrigens mitgeteilt: "Wir gehen davon aus, dass die vom Landesamt für Besoldung und Versorgung durchgeführte Anrechnung (gemeint ist der monatlichen Abzug in Höhe der Pflegeversicherung von ihrer Beamtenpension) zwar dem Gesetzestext, aber nicht der angekündigten Zielrichtung der gesetzlichen Regelung entspricht." Ob die 65-Jährige nach ihrer Enttäuschung über ihre Altersversorgung nach mehr als zehnjähriger Pflegeleistung neben ihrer Berufstätigkeit noch die Energie aufbringen kann, sich dem politischen Kampf der angebotenen Organisationen anzuschließen, möchte Weber noch überlegen. Sie sagt aber: "Ich finde es total wichtig, dass solche Themen an die Öffentlichkeit gelangen." Sie sei denn auch nach der Berichterstattung in der NGZ von vielen Grevenbroichern in der Stadt angesprochen oder angerufen worden. Und der Tenor der Äußerungen sei gewesen: "Das haben wir nicht gewusst, uns kann ja auch so etwas Ähnliches passieren."

(NGZ)
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