Serie Leben Im Kloster Pater Thomas ist ein Lebensbegleiter

Grevenbroich · Sprechstunden für Orientierungssuchende, einen Trauerkreis und Besinnungsangebote für Gruppen sind Aufgaben, denen sich der 46-jährige Pater Thomas besonders widmet. Er hat auch "ein Händchen" für die Jugendarbeit, etwa mit Schulklassen.

 Pater Thomas Wittemann sieht seine Aufgabe in der Lebensbegleitung auch für Trauernde und Orientierungssuchende.

Pater Thomas Wittemann sieht seine Aufgabe in der Lebensbegleitung auch für Trauernde und Orientierungssuchende.

Foto: Lothar Berns

Jüchen Zuhören kann Pater Thomas Wittemann: Der 46-jährige Oblatenpriester gehört seit 2013 zur Gemeinschaft der sieben Brüder und Patres im Nikolauskloster. Dabei haben sich für ihn ganz besondere Schwerpunkte der Seelsorge und Lebensbegleitung herauskristallisiert. Das sind einmal die ganz persönlichen Sprechstunden, in denen er durchaus über einen längeren Zeitraum Menschen begleitet, die des Rates, der Orientierung und vor allem des geistlichen Beistandes in einer schwierigen oder besonders wichtigen Phase ihres Lebens bedürfen.

Zur Zeit betreut Pater Thomas sieben solcher Menschen intensiv. Sie haben sich im Kloster gemeldet, von seinem Angebot erfahren und kommen zumeist für ein einstündiges Gespräch in bestimmten, vereinbarten Abständen. Und damit nicht alles bei einem bloßen "Darüber Reden" bleibt, vereinbart der Pater mit den Ratsuchenden bestimmte Ziele. Da ist er Profi, hat er doch in etlichen Fortbildungen immer wieder die geistliche Begleitung von Laien sowie auch von anderen Geistlichen erlernt.

Im Nikolauskloster bietet Pater Thomas seit dem vergangenen Jahr auch einen Trauerkreis an. Einmal in der Woche finden die Trauernden im Kloster den Raum, die Stille und die Möglichkeit, mit Gleichgesinntgen und geistlichem Beistand ihre Lebenssituation zu reflektieren.

Die innere Einkehr auch für größere Gruppen ist, seitdem sich Pater Thomas dieses Seelsorgebereiches besonders angenommen hat, fest ins Veranstaltungsprogramm im Nikolauskloster aufgenommen worden. Sogar Schulklassen gehören zu den regelmäßigen Besuchern bei den Ordensmännern. Für Pater Thomas ist die Jugend ohnehin eine Zielgruppe, die er in seiner Laufbahn immer wieder besonders in den Fokus rückte. Eine seiner größten Herausforderungen war dabei wohl die Organisation des Weltjugendtages in Köln, die er vom Mutterhaus der Oblaten in Hünfeld aus übernommen hatte.

Zuvor hatten sich die Lebenswege von Pater Thomas mit denen von Pater Felix, der inzwischen das Nikolauskloster leitet, immer wieder gekreuzt. Bereits als Schüler hatten sich die Gleichaltrigen im Nikolauskloster kennengelernt: "Da waren wir 50 Jungen aus ganz Deutschland. Es kamen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen, und man ist schon an seine Grenzen gestoßen. Aber es hat uns auch den Schliff für das Gemeinschaftsleben gegeben", erinnert sich der Pater, der aus der Gegend von Karlsruhe stammt.

Vor allem seine Großmutter habe sich immer gewünscht, "dass einer in der Familie Priester wird", erzählt er. In gewisser Weise habe das Tradition in seiner Familie gehabt: Ein Bruder seines Großvaters war Franziskanerpater in Amerika. Als Schüler im Nikolauskloster lebend, machte Klaus Wittemann in Viersen-Dülken an der Abendschule sein Abitur. Dann ging es ins Noviziat nach Hünfeld und für ein Praktikumsjahr nach Frankreich: "Es war eine ganz wichtige Erfahrung, über den Tellerrand zu blicken", sagt er.

Es folgten das Theologiestudium und seine erste Stelle in Zwickau, wo er Pater Felix wiedertraf. "Da gab es nur drei Prozent Katholiken, und viele Gemeindemitglieder hatten in der DDR-Zeit wegen ihres Glaubens noch große Nachteile ertragen müssen", erzählt der Pater.

Zum Priester wurde Thomas Wittemann im Juni 2000 in Mainz geweiht. Dann wurde er als Kaplan und Jugendleiter im Gemeindedienst eingesetzt, bis er 2003 wieder in Hünfeld gebraucht wurde. Gemeindedienst, Weiterbildungen, Pastoralarbeit im gesamten Bistum waren seine Aufgaben auch, als er ins Kloster Engelport entsandt wurde. Als Spiritual stand er 70 Diakonen im Bistum Trier zur Seite.

Ins Nikolauskloster sind Pater Felix und Pater Thomas von ihrem Orden kurz hintereinander mit ganz bestimmten Aufgaben und Schwerpunkten geschickt worden. Sie sollten "etwas Neues auf die Beine stellen", eine Perspektive für das Kloster entwickeln. Das ist gelungen: Das offene Nikolauskloster mit seinen Angeboten für Familien und den geistlichen Einkehrzeiten und Orientierungshilfen hat sich weit über Jüchen herumgesprochen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort