Grevenbroich Nachkriegsbrücken machen Stadt Sorgen

Grevenbroich · Brückensperrungen wie über den Rhein gibt es in Grevenbroich nicht, doch viele Bauwerke haben bald das Ende der Nutzungsdauer erreicht.

Immerhin 70 Brücken unterhält die Stadt. 20 davon, etwa an der Montzstraße und Auf der Schanze, erhalten nun eine Hauptuntersuchung.

Immerhin 70 Brücken unterhält die Stadt. 20 davon, etwa an der Montzstraße und Auf der Schanze, erhalten nun eine Hauptuntersuchung.

Foto: L. Berns

Autofahrer und Wirtschaftsvertreter schimpfen über Lkw-Verbote und Sperrungen auf maroden Rhein-Brücken. Ander sieht die Situation bei Brückenbauwerken in Grevenbroich aus. "Wir haben in den vergangenen Jahren keine Straßenbrücke wegen baulicher Mängel sperren müssen", betont Thorsten Beuters, Bauingenieur im Rathaus. Doch auch hier wächst der Investitionsstau. "Die Zahl und das Alter der Brücken macht uns Sorgen", erklärt Beuters.

Für rund 70 Brücken ist die Stadt zuständig. Grund für die beträchtliche Zahl sind die Erft-Querungen. Regelmäßig müssen die Bauwerke untersucht werden. "Alle sechs Jahre steht eine Hauptuntersuchung an, ähnlich wie bei beim Auto-TÜV" sagt Thorsten Beuters. Im Herbst wird eine Firma 20 Brücken inspizieren, darunter die großen am Elsbachtunnel, an der Montzstraße und Auf der Schanze. Dabei werden sie genau auf Risse und andere Mängel untersucht und "mit einem Hammer auf Hohlstellen abgeklopft", erläutert der Ingenieur.

Bei einer Note von 3,0 und höher ist der Zustand "nicht ausreichend". Eine solche Note gibt es beispielsweise, wenn "im Geländer mehrere Streben fehlen und die Verkehrssicherheit gefährdet ist. "Dann wird sofort gehandelt", sagt Beuters. Der Zustand der Brücken insgesamt sei entsprechend ihres Alters gut.

Handlungsbedarf besteht aber auf jeden Fall langfristig. Betonbrücken erreichen nach etwa 80 Jahren das Ende der theoretischen Nutzungsdauer. "Manche Brücken sind vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden, viele in den Jahren danach. Da ist das Ende der Nutzungsdauer abzusehen", sagt Fachbereichsleiter Peter Mühlenbruch. Wie hoch der aufgelaufene Sanierungsstau ist, kann die Stadt nicht sagen. Demgegenüber steht ein sehr überschaubares Budget zur Brückenunterhaltung - 2016 gerade mal 321.500, 2017 rund 112.000 Euro.

Eine Lösung gibt es für die alte Flutgrabenbrücke an der Graf-Kessel-Straße, die bei der Prüfung 2015 mit der Note 2,9 knapp am "Nicht ausreichend" vorbeigeschrammt war. Der Rat hat die Erneuerung und Verbreiterung im Rahmen des Integrierten Innenstadtentwicklungskonzepts beschlossen, zu den rund 500.000 Euro Kosten erhält die Stadt 60 Prozent Zuschuss. Anwohner kämpften gegen die Verbreiterung, sie befürchten mehr Verkehr, einen beträchtlichen Eingriff ins Wohngebiet. "Es wäre töricht, die Chance zur Erneuerung nicht zu nutzen", sagt Mühlenbruch. Die Brücke sei zu schmal, sie entspreche nicht den Anforderungen. "Beim Bau nach dem Krieg wurden sogar gebrauchte Träger verwendet."

Größerer Sanierungsbedarf dürfte auch bei dem Dutzend Holzbrücken auf die Stadt zukommen. Viele stammen aus der Landesgartenschauzeit 1995, reine Holzbrücken erreichen nach 35 Jahren das Ende ihrer Nutzungsdauer. "Wir müssen künftig über Erneuerung nachdenken", sagt Mühlenbruch. Wiederholt gab es Kritik am Zustand dieser Brücken. An der Erftbrücke am Wildgehege, eine Stahl-Holz-Konstruktion, wird nun der Holzbohlenbelag komplett erneuert.

(NGZ)
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