Grevenbroich Museum erinnert an die Geschichte alter Cafés

Grevenbroich · Foto-Raritäten werden jetzt in der Villa Erckens gezeigt. Es sind Aufnahmen von ehemaligen Caféhäusern aus dem Stadtgebiet.

Ein Jahr lang hat Jürgen Larisch recherchiert, am Sonntag wird der Wevelinghovener das Ergebnis seiner Arbeit im Museum der niederrheinischen Seele vorstellen. "Draußen nur Kännchen" heißt eine Ausstellung, die in teils großformatigen Bildern einen Einblick in die Geschichte der Grevenbroicher Cafés gewährt. Darunter sind auch Fotos, die den passionierten Sammler historischer Aufnahmen überraschten. "Dass es solche Bilder gibt, hätte ich nie gedacht", sagt der 67-Jährige verblüfft.

 Ein seltenes Dokument: Das Café Helfenstein bewirtete in der Nachkriegszeit in einer Holzbaracke am Anfang der Breite Straße seine Kunden.

Ein seltenes Dokument: Das Café Helfenstein bewirtete in der Nachkriegszeit in einer Holzbaracke am Anfang der Breite Straße seine Kunden.

Foto: wilp

Die Ausstellung, die um 12 Uhr mit Sahnetorte eröffnet wird, zeigt ausschließlich Cafés, die es heute nicht mehr gibt. Zum Beispiel die Konditorei Helfenstein, die in den 80ern ihre Türen an der Breite Straße schloss. "Was uns hier an Fotomaterial aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt wurde, ist phänomenal", schwärmt Jürgen Larisch. Gemeint ist etwa eine Aufnahme aus den 1950ern, in denen das Caféhaus noch in einer Baracke am Anfang der heutigen Fußgängerzone untergebracht war. Und der fotografische Blick auf das spätere, etwas weiter in Richtung Markt liegende Geschäft der Helfensteins kann sogar Stadtarchivar Thomas Wolff begeistern. "Eine Ansicht wie diese ist noch nie öffentlich gezeigt worden", sagt er. Ein Besuch lohnt sich also.

Die lokale Café-Geschichte begann etwa um 1912 - und zwar noch recht verhalten. Das damalige Adressbuch wies zu dieser Zeit gerade einmal zwei "Conditorei-Cafés" aus - und zwar in den Städten Grevenbroich und Wevelinghoven. "In den Dörfern gab es damals lediglich Bäcker", sagt Wolff. In den 20ern und 30ern und später in der Nachkriegszeit boomte es jedoch, da schossen allerorts Kaffeehäuser aus dem Boden. Etwa das Café Deden, das auf einem Bild aus den 30er Jahren zu sehen ist - in einer Art Villa in der Nähe des Bahnhofs. "Das prächtige Haus wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört", schildert Larisch. Am Bahnhofsvorplatz fand das Café schließlich eine neue Bleibe - auch das ist fotografisch dokumentiert. Ebenfalls interessant: Ein Blick auf die Außengastronomie der Hotel-Conditorei Esser in Wevelinghoven, die in den 20er Jahren echte Strandatmosphäre vermittelte.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Erinnerungsstücke an die ehemaligen Treffpunkte, in denen auch Modenschauen und andere Veranstaltungen stattfanden - zum Beispiel Kleinigkeiten wie Zuckertütchen oder größere Kaliber wie eine Spekulatiuspresse, die auch heute noch funktioniert. Interessant ist zudem die Karte des ehemaligen Cafés Klinkenberg in Wevelinghoven, auf der die Preise anno 1964 abgelesen werden können. Ein Stück Schwarzwälder Kirsch kostete seinerzeit übrigens eine Mark.

(wilp)
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