Grevenbroich "Mr. Rockpalast" erinnert sich

Grevenbroich · Im "Museum Villa Erckens" stellte Peter Rüchel sein Buch vor. Im Gespräch mit NGZ-Mitarbeiter Sebastian Schaefer erinnerte er sich an die "Rockpalast"-Ära: enorme Telefonkosten, um Stars wie ZZ Top oder The Who zu kontakten.

 Er hatte viel über Stars wie ZZ Top, oder The Who in den Anfängen des "Rockpalast" zu erzählen: Peter Rüchel bei seinem Besuch in Grevenbroich.

Er hatte viel über Stars wie ZZ Top, oder The Who in den Anfängen des "Rockpalast" zu erzählen: Peter Rüchel bei seinem Besuch in Grevenbroich.

Foto: L. Berns

Peter Rüchel, Musikjournalist und Vater des "WDR Rockpalast" ist ein Mensch, der viel zu erzählen hat. Er erzählt eigentlich nichts weiter als seine persönliche Lebensgeschichte. Doch die ist untrennbar verknüpft, mit den Stars der Rockmusik der 70er Jahre, mit einem damals völlig neuen Fernsehformat und mit einer Menge jugendlichem Idealismus. Peter Rüchel erinnert sich — bei einem Besuch im "Museum Villa Erckens" in einem persönlichen Gespräch mit NGZ-Mitarbeiter Sebastian Schaefer.

Aber nicht nur wegen dieser Inhalte hört man Peter Rüchel gerne zu; es ist einfach angenehm, ihn reden zu hören. Er strahlt eine absolute Ruhe und Ausgeglichenheit aus, hat alle Geschichten, Fakten, Daten und Namen aus 30 Jahren persönlicher und musikalischer Geschichte im Gedächtnis und vermittelt vor allem eines: Man kann etwas erreichen, wenn man, ganz ohne große Karrierepläne, einfach seiner Intuition folgt, und seine Ideen mit Leidenschaft vertritt.

"Eigentlich hat nichts darauf hingedeutet, dass ich mal an diesem Punkt ankommen würde", beginnt Rüchel seine Erinenrungen. "Denn ich habe Ende der 60er Jahre beim Sender "Freies Berlin" angefangen und hatte da mit Rockmusik gar nichts zu tun. Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen, ich spiele kein Instrument und bin dazu auch völlig außerstande." — Worte eines Menschen, dessen Karriere von Rockmusik geprägt war.

"In die Welt der populären Musik bin ich erst über meine Arbeit für den Rockpalast hineingewachsen". Nach Umwegen über das Radio und regionale Fernsehsender landete Rüchel beim ZDF. 1974 wurde ihm die Leitung der Jugendredaktion des WDR angeboten: "Da kam eigentlich erst die Begegnung mit populärer Musik."

Er beschreibt die Anfangszeit als "Bohren dicker Bretter". "Wir haben nächtelang am Telefon gehangen und versucht das Management bekannter US-Bands zu erreichen. Die Telefonkosten waren enorm. Außerdem kannte uns kein Mensch: Die dachten wahrscheinlich: 'Was sind das denn für Irre?'" Doch der Plan funktionierte, der Rockpalast war geboren und erstmals gab es komplette Rockkonzerte live im Fernsehen. Höhepunkte waren Auftritte von The Who, ZZ-Top oder Rory Gallagher.

Als Peter Rüchel jetzt sein Buch vor 70 Gästen in Grevenbroich vorstellte, musikalisch unterstützt von der Formation "Headstone", beschrieb er dessen Entstehungsgeschichte: "Das Buch war immer schon so ein Gedanke im Schwange, sich mal zurückzulehnen und zu fragen: Was war denn das eigentlich? Vorher hatte ich 30 Jahre ununterbrochen Action und keine Möglichkeit, zu reflektieren."

Er habe das Bedürfnis gehabt zu sehen: 'Wie sehen wir unsere eigene Geschichte im Rückblick?' Hinzu kommt noch ein großer "Schatz" von Fotos, den Rüchel in seinem Buch verarbeitet hat. "Der Auswahlprozess trieb uns in die Verzweiflung, wir haben um die 20 000 Fotos digitalisiert." Herausgekommen ist eine eindrucksvolle Dokumentation eines bewegten Lebens, das einhergeht mit deutscher wie internationaler Fernseh- und Musikgeschichte.

Was Peter Rüchel zeigte: Mit viel Engagement und Selbstvertrauen ist es möglich, ein solches Lebenswerk aufzubauen. "In 30 Jahren hat mir nie einer im WDR gesagt, was ich zu tun oder zu lassen hätte", betonte Rüchel mit einem zufriedenen Lächeln.

(NGZ)
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